Jul ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Korach 5776

Paraschat Korach

Daf Korach 5776

Bamidbar 16:1 – 18:32
Haftara: Schmuel I 11:14 – 12:22

8./9. Juli 2016
3. Tammus 5776

Die Parascha in Kürze

• Korach, der zum Stamm Levi gehört, wird der Anführer einer Rebellion gegen Mosche und Aron, der neben Dathan und Awiram auch 250 weitere Männer vom Stamme Reuwen anhängen – alle werden von G-tt getötet
• Arons g-ttliche Bestimmung als Kohen Gadol wird bestätigt
• Die Abgaben an die Kohanim und Levi’im werden aufgeführt

Konzept der Woche
In einem Brief, den Rav Eliezer Dessler (1892-1953) im Jahr 1930 zu Paraschat Korach an seine Schüler schrieb, lesen wir ein Gleichnis: ein Löwe will einen Fuchs fressen, der ihm aber erklärt, er sei keine so sättigende Mahlzeit wie der korpulente Mann, den ihm der Fuchs zeigen würde. Beim Anblick des hinter einem Graben sitzenden Mannes sorgt sich der Löwe, dass er möglicherweise beim Angriff in den Graben fallen könnte, wenn der Mann für sein Leben bete. Aber der Fuchs beruhigt den Löwen und versichert ihm, dass weder er noch seine Kinder von den Gebeten nachteilig betroffen würden, aber möglicherweise seine Enkel. Überzeugt, dass eventuelle Probleme in weiter Zukunft liegen würden, greift der Löwe den Mann an, aber landet im Graben. Der Fuchs erklärt ihm, dass es nicht sein Fehler gewesen sei, sondern die Sünde seines Großvaters ihn in diese Lage gebracht hatte – warum hatte er diese Möglichkeit nicht vorher in Betracht gezogen?
Rav Dessler erklärt, was diese Geschichte mit Korachs Rebellion zu tun hat. Wie konnte ein großer Toragelehrter wie Korach sowie die 250 weisen Männer, die sich ihm angeschlossen hatten, auf solche Abwege geraten? Wie konnten sie sagen:
הַמְעַט כִּי הֶעֱלִיתָנוּ מֵאֶרֶץ זָבַת חָלָב וּדְבַשׁ לַהֲמִיתֵנוּ בַּמִּדְבָּר כִּי־תִשְׂתָּרֵר עָלֵינוּ גַּם־הִשְׂתָּרֵר:
„Ist es nicht genug, dass du uns aus einem Land herausgeführt hast, das von Milch und Honig fließt, um uns in der Wüste sterben zu lassen, dass du dich auch noch zum Herrscher über uns aufwerfen willst? (16:13)“, wenn sie doch genau wussten, dass das Gegenteil der Fall gewesen war?
Auch in heutigen Zeiten, bemerkt Rav Dessler, gibt es hochintelligente, gebildete Menschen, die sich zu Prinzipien und Erkenntnissen bekennen, die unseren Torawerten diametral entgegenstehen. Mit großer Hartnäckigkeit und unumstößlicher Beharrlichkeit vertreten sie ihren Standpunkt und versuchen, ihre Aussagen mit den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu untermauern. Tatsächlich sind sie so sehr von תַּאֲוָה beherrscht – dem Verlangen nach physischem Genuss oder nach Ehre – dass auch ihr überragender Verstand sie nicht davon abhält, sich ungebührlich zu betragen und sie sogar versuchen, andere vom rechten Weg abzubringen. Ihre Intelligenz und ihr Ansehen werden Instrumente, ihre Umgebung zu verführen, das vermeintlich Naheliegende zu glauben und umzusetzen.
In diesem Licht ist das obige Gleichnis zu betrachten. Der Löwe, als der König der Tiere, verfällt in den Bann des Fuchses, der sich über die Schwächen des Löwen im Klaren ist. Es ist nämlich weniger die List und Tücke des Fuchses als die eigene Überheblichkeit und Selbstüberschätzung, die dem Löwen zum Verderb werden. Er träumt von einer noch großartigeren Mahlzeit als er sie schon vor der Nase hat. Dies symbolisiert den Wunsch eines Menschen, der nach immer umfangreicheren physischen Vergnügen strebt. Während er noch nach der vermeintlich besseren Mahlzeit herjagt, vergisst er völlig die Gefahr, der er sich dabei offensichtlich aussetzt. Motiviert von Gier, Lust und körperlichen Genüssen kann man sehr leicht moralisches Urteilsvermögen verlieren und stattdessen seine Intelligenz und Fähigkeiten dazu benutzen, seinem Verlangen auch einen theoretischen Unterbau zu geben und so sein Handeln sich selbst und anderen gegenüber zu rechtfertigen und zu verbreiten. Dies war die Wurzel der Rebellion Korachs und es bleibt eine Herausforderung auch für den modernen jüdischen Menschen.

Frage der Woche: Warum war es nötig, das Wunder des blühenden Stabes geschehen zu lassen, nachdem Korach und seine Anhänger schon bestraft worden waren? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum wurde kein Kundschafter vom Stamm Levi nach Eretz Jisrael geschickt? Der Stamm Levi schickte keine Kundschafter, weil sie keinen Anteil am Land erhalten würden.
Biographie der Woche

Rabbi Kalonymus Kalman HaLevi Epstein –
Maor VaSchemesch

Jahrzeit 1. Tammus

Rabbiner Epstein wurde 1751 im oberschlesischen Neustadt geboren, das damals zu Polen gehörte. Seine Familie lebte in großer Armut und zog zur Verbesserung ihrer Lebensumstände nach Krakau um. Der kleine Junge fiel dort durch seine geniale Begabung und sein außerordentliches Gedächtnis auf und seine Erziehung wurde durch einen der wohlhabendsten jüdischen Männer Krakaus finanziert, der später sein Schwiegervater wurde.
Ein Besuch des Rebben Elimelech von Lezhensk (1717-1787) in Krakau hinterließ auf den jungen Toragelehrten einen so nachhaltigen Eindruck, dass er gegen den Willen seines dem Chassidismus ablehnend gegenüberstehenden Schwiegervaters mit seiner Frau nach Lezhensk reiste, um vom Rebben zu lernen und in seiner Nähe zu sein. Sein Genie wurde auch dort erkannt und geschätzt und er wurde zu einem der engsten, obwohl dem jüngsten, Schüler des Rebben. Schließlich sandte ihn Rebbe Elimelech 1785 nach Krakow zurück, wo er die chassidische Idee verbreitete. Die anfängliche vehemente Opposition der Krakauer Juden wandte sich nicht gegen Rav Epstein, sondern gegen die von ihm vertretenen chassidischen Lehren. Mit der Zeit wurde er in weiten Kreisen als weiser und heiliger Mann anerkannt, der über tiefe kabbalistische Kenntnisse verfügte. Es gelang ihm, den Chassidismus in West-Galizien zu verbreiten. Sein Sohn sammelte seine Schriften und Reden und veröffentlichte sie unter dem Titel Maor VaSchemesch nach dem Tod des Vaters. Seine Söhne setzten seine Arbeit in Krakau und Neustadt fort.
Der Maor VaSchemesch – der Name seines Werks, unter dem er selbst auch bekannt ist – starb im Jahr 1823 in Krakau.
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