Aug ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Ki-Teze 5775

Daf Ki Teitze 5775Daf Paraschat HaSchawua

28./29. August 2015
14. Elul 5775

Dewarim 21:10 – 25:19
Haftara: Jeschajahu 54:1 – 10

Paraschat Ki Tetze

Die Parascha in Kürze
• Gesetz über die schöne Kriegs-gefangene
• Gesetze über verlorengegangenes Eigentum
• Gesetze zum Familienrecht
• Korrekte Maße und Gewichte
• Erinnerung an Amalek

Konzept der Woche
כִּי־יִקַּח אִישׁ אִשָּׁה חֲדָשָׁה לֹא יֵצֵא בַּצָּבָא וְלֹא־יַעֲבֹר עָלָיו לְכָל־דָּבָר נָקִי יִהְיֶה לְבֵיתוֹ שָׁנָה אֶחָת וְשִׂמַּח אֶת־אִשְׁתּוֹ אֲשֶׁר־לָקָח:

„Wenn sich ein Mann eine neue Frau nimmt, soll er nicht ins Heer hinausrücken und nichts soll über ihn ergehen in jeder Beziehung; frei sei er für sein Haus ein Jahr lang und erfreue seine Frau, die er genommen (24:5).”
In der vorigen Parascha Schoftim haben wir gelesen (20:7), dass ein Mann, der sich mit einer Frau verlobt hat, nicht in die Schlacht ziehen muss, damit im Falle seines Ablebens nicht ein anderer Mann diese Frau heiratet. Im obigen Vers unserer Parascha Ki Tetze ist nun von einem jungvermählten Mann die Rede, der für ein Jahr von sämtlichem Militärdienst befreit ist, selbst hinter den Fronten. In dieser Zeit, sagt die Tora: וְשִׂמַּח אֶת־אִשְׁתּוֹ אֲשֶׁר־לָקָח – soll er seine Frau erfreuen, die er geheiratet hat. Raschi erklärt diesen Satz und weist auf die aramäische Übersetzung von Onkelos (35-120 n.Zr.) hin, der „er soll seine Frau erfreuen“ wiedergibt und nicht „er soll sich mit seiner Frau freuen“. Raschi belegt dies mit der Erklärung, dass das Wort וְשִׂמַּח in der Piel-Form steht und damit eine kausative Bedeutung hat. Was ist denn der Unterschied? Ist es nicht die Hauptsache, dass sich beide, Mann und Frau, freuen?
Der Kotzker Rebbe (Rabbiner Menachem Mendel Morgensztern, 1787-1859) bemerkt, dass Raschi uns nicht nur die korrekte Übersetzung vermitteln, sondern uns auch einen tieferen Einblick in das Wesen dieser Mitzwa gewähren will. Jemand, der nämlich meint, er solle im ersten Ehejahr mit seiner Frau Freude empfinden und so versucht, diese Freude zu maximieren, agiert aus Egoismus heraus und will für sich herausholen, was nur geht. Selbst wenn er versteht, dass er auch geben muss, um zu bekommen, ist er doch ein „Nehmer“ und hat völlig missverstanden, wie die Tora die eheliche Gemeinschaft betrachtet. Dadurch dass die Tora sagt, der Ehemann solle seine Frau erfreuen und sie somit glücklich machen, ist er mit der Aufgabe betraut, eine Atmosphäre von Harmonie und Ruhe zu schaffen. In dieser Zeit werden die Fundamente der Ehe gelegt und indem der Mann die Bedürfnisse seiner Frau besser kennenlernt und sich bemüht, sie glücklich zu machen, werden beide schließlich eine gute Ehe miteinander führen und es wird keinem an etwas mangeln. Die Tora will uns damit sagen, dass der Mann nicht wirkliche Freude empfinden kann, wenn er nicht zuerst Anderen Freude bereitet.
Als Analogon ist die Mitzwa zu sehen, Freude an unseren Feiertagen zu haben – שִֹמְחַת הַחַג. Im Vers 16:14 in Paraschat Re’eh heißt es: וְשָׂמַחְתָּ בְּחַגֶּךָ אַתָּה וּבִנְךָ וּבִתֶּךָ וְעַבְדְּךָ וַאֲמָתֶךָ וְהַלֵּוִי וְהַגֵּר וְהַיָּתוֹם וְהָאַלְמָנָה אֲשֶׁר בִּשְׁעָרֶיךָ: – und freust dich mit deinem Fest, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Knecht und deine Magd, und der Levi und der Fremdling und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren. Der Talmud sagt, dass die Verpflichtung, sich zu freuen, nicht für Frauen gilt, weil sie eine zeitabhängige Mitzwa ist. Auch hier ist es die Mitzwa des Mannes, seine Frau und seine Angehörigen zu erfreuen (Traktat Kidduschin 37b). Indem er die Mitzwa richtig erfüllt, wird er auch selbst freudig sein. Wahre Freude kann man nur empfinden, wenn man die Menschen um sich erfreut.

Frage der Woche: Was lehrt uns die Tora, wenn sie in Vers 23:10 sagt, dass man sich in Kriegszeiten vor „jeglichem Schlechten“ hüten soll? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Woraus lernen wir, dass sogar ein jüdischer König die Abgaben an die Kohanim leisten muss, genau wie jeder andere Jude? Wir lernen es aus der Reihenfolge der Verse, sagt Ohr Hachaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743). Der Aussage in 17:20, ein König solle nicht hochmütig über seine Brüder werden, folgen die Verse über die Abgaben an die Kohanim (18:1ff).

Biographie der Woche

Rabbi Simcha Bunim
von Pschis‘cha
Jahrzeit 12. Elul
Rabbiner Simcha Bunim wurde 1765 geboren. Als Junge lernte er in den Jeschiwot von Mattersdorf und Nikolsburg, wo Rav Mordechai Benet (1753-1829) sein Lehrer war. Nach seiner Heirat widmete er sich weiter dem Toralernen und kam im Haus seines Schwiegervaters mit der chassidischen Idee näher in Berührung. Er reiste zunächst zu Rav Jisroel Hopstein, dem Koschnitzer Maggid (1737-1814), und wurde dann ein Anhänger des Choseh von Lublin, Rabbiner Jakow Jitzchak Horowitz (1745-1815). Einer der größten Schüler des Choseh war der „Yid HaKadosch“, Rav Jakow Jitzchak Rabinowicz (1766-1813), der seinen eigenen Weg im Chassidismus beschritt, weil er die Zentralität des Rebben und dessen Wunderwirken mit dem Streben des einzelnen Juden nach Wahrheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ersetzte. Rav Simcha Bunim übernahm nach dem Tod des Yid HaKadosch die Führung seiner Chassidim. Er lehrte, dass die Nähe zu Haschem vor allem durch das Studium des Talmuds zu erreichen sei und setzte den Fokus auf die intellektuelle Auseinandersetzung. Rituale und Äußerlichkeiten, aber auch die Trivialisierung der Beschäftigung mit Kabbala lehnte er ab. Er verlangte von sich und seinen Anhängern, sich selbst stetig Rechenschaft abzugeben und eine tiefgehende Ehrlichkeit damit einhergehen zu lassen. Dieser Ansatz war zu seiner Zeit nicht unumstritten, aber übte großen Einfluss auf den Chassidismus polnischer Prägung aus, da seine Schüler zu den Begründern bedeutender chassidischer Höfe wurden, wie Kotzk, Ger und Alexander.
Rav Simcha Bunim starb 1827 in Pschis’cha.
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