Sep ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Ki Tawo 5775

Daf Ki Savo 5775

Daf Paraschat HaSchawua

4./5.September 2015
21. Elul 5775

Dewarim 26:1 – 29:8
Haftara: Jeschajahu 60:1 – 22

Die Parascha in Kürze
 Gesetze über die Erstlingsfrüchte (Bikkurim) und den Zehnten für die Armen
 Mosches Ankündigung des Segens für die Einhaltung der Toragesetze
 Mosches Ankündigung der Flüche für das Ignorieren der Toragesetze

Konzept der Woche
וְלָקַחְתָ מֵרֵאשִׁית כָל־פְרִׁי הָאֲדָמָה אֲשֶׁר תָבִׁיא מֵאַרְצְךָ אֲשֶׁר ה‘
אֱלֹקֶׁיךָ נתֵן לָךְ וְשַמְתָ בַטֶׁנֶׁא וְהָלַכְתָ אֶׁל־הַמָק ום אֲשֶׁר יִׁבְחַר ה‘
אֱלֹקֶׁיךָ לְשַכֵן שְמ ו שָם:
„Dann nimm von den Erstlingen aller Früchte des Bodens, die du einbringst von deinem Land, das Haschem, dein G“tt, dir gibt, und lege sie in einen Korb und gehe zu dem Ort, den Haschem, dein G“tt erwählen wird, Seinem Namen dort Stätte zu geben (26:2).”
Die Tora verlangt von einem Landwirt in Eretz Jisrael, jedes Jahr – בִׁקוּרִׁים die Erstlingsfrüchte – zum Tempel nach Jerusalem zu bringen und dem Kohen zu geben. Raschi erklärt, dass es sich dabei nicht um alle Früchte, sondern nur um die sieben Früchte Israels handelt: Weizen, Gerste, Trauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven und Datteln. Im Tempel zitiert der Bauer die Erklärung, die
in den Versen 26:5-10 angeführt wird und dankt damit Haschem für Seine Güte. Darin gibt es einen kleinen Streifzug durch die jüdische Geschichte (es ist übrigens eine Passage unserer Pessach-Haggada) – es wird die Aufnahme von Jakows Familie in Ägypten, die anschließende Versklavung und die g“ttliche Rettung inmitten von Wundern angesprochen und auch die Tatsache, dass G“tt ihnen das Land, in dem Milch und Honig fließt, gegeben hat, was in den sieben Früchten Israels seinen besonderen Ausdruck findet.
Rambam (1135-1204) weist in seinem Werk Moreh Nevuchim (Führer der Unschlüssigen) darauf hin, dass diese Mitzwa bezwecken soll, unsere Ergebenheit und Dankbarkeit G“tt gegenüber auszudrücken. Gerade die ersten Früchte als Resultat harter Arbeit sollen dazu dienen, nicht selbst genossen zu werden, sondern sich klar zu machen, dass alles von G“tt kommt, und sie mit
Freude darzubringen. In Zeiten reicher Ernte und des Wohlstandes ist der Mensch geneigt, sich selbst als die Ursache seines Erfolgs zu sehen. Reichtum ist oft eine Prüfung des Wertesystems eines Menschen, denn nur wenn sich ein Mensch im Klaren ist, dass es G“tt ist, der dafür gesorgt hat, dass es ihm so gut geht, wird er nicht nur Dankbarkeit empfinden, sondern auch wissen, dass
er von seinem Wohlstand an weniger Begüterte abgeben soll.
Rabbiner Asaria ben Ephraim Figo (1579-1647) schreibt in Binah LeIttim, dass das Bringen der Bikkurim dazu geeignet ist, die Eigenschaft der Bescheidenheit im Menschen weiterzuentwickeln. Jeder Jude, der Ernteerträge einbrachte, musste Bikkurim zum Tempel bringen – selbst der König schulterte seinen Korb mit den Früchten und präsentierte ihn dem Kohen, so wie es heißt (26:10): הִׁנֵה הֵבֵאתִׁי – siehe, ich habe gebracht (die Früchte). Es gab keinen Unterschied zwischen Arm und Reich: alle mussten diese Mitzwa selbst erfüllen. Es zeigt sich also, dass eine so simple Sache zur Verbesserung der Charaktereigenschaften beitragen kann.
Rav Yerucham Levovitz (1873-1936) leitet noch einen weiteren Mussar- Gedanken aus dieser Mitzwa ab. Raschi erklärt die Worte וְאָמַרְתָ אֵלָיו – und du sollst zu ihm sagen, dass man damit zeigt, nicht undankbar zu sein. Erst das Aussprechen der Dankbarkeit zeigt die wahre Wertschätzung. Rav Levovitz illustriert, dass jemand vielmals die Hilfe eines anderen tatsächlich sehr schätzt, aber nicht unbedingt ausdrückt. Der Andere mag vielleicht die Wertschätzung sogar spüren. Aber die wirkliche Würdigung erfolgt erst durch die verbale Erklärung der Dankbarkeit dem Gönner gegenüber.

Frage der Woche: Woher wissen wir, dass die Abgaben an die Leviim nicht aus Eretz Jisrael herausgebracht werden dürfen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was lehrt uns die Tora, wenn sie in Vers 23:10 sagt, dass man sich in Kriegszeiten vor „jeglichem Schlechten“
hüten soll? Ohr Hachaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743) sagt, dass man selbst in Kriegszeiten darauf achten soll, nicht die geringsten Nuancen von Sünde zu begehen.

Biographie der Woche
Rabbi Judah Löw ben Bezalel – Maharal
Jahrzeit 18. Elul
Rabbiner Judah Löw wurde um 1525 wahrscheinlich in Posen geboren. Er entstammte einer rabbinischen Familie, die ursprünglich in Worms beheimatet war. Der Maharal (Akronym aus Morenu HaRav Löw – unser Lehrer, Rabbiner Löw) zeichnete sich als gewissenhafter Schüler aus und eignete sich nicht nur großes Torawissen an, sondern hatte auch umfassende naturwissenschaftliche Kenntnisse, die ihn in Kontakt mit führenden Forschern seiner Zeit wie dem Astronomen Tycho Brahebrachten. 1553 wurde er zum Rabbiner von Nikolsburg gewählt und nahm damit auch die Position des Landesrabbiners von Mähren ein.
Zwanzig Jahre lang wirkte er dort als Rabbiner, bis er nach Prag berufen wurde, wo er eine Jeschiwa eröffnete.
Mit einer mehrjährigen Unterbrechung als Rabbiner von Posen blieb der Maharal bis an sein Lebensende in Prag, wo er 1609 starb.
Der Maharal war schon zu Lebzeiten eine berühmte und geachtete Torapersönlichkeit. Er schrieb zahlreiche Bücher, von denen vor allem sein Kommentar Gur Aryeh zu Raschis Chumasch-Kommentar zu nennen ist.
Er vertrat die Ansicht, dass man gemäß den Pirkej Awot kleine Jungen zuerst Chumasch und Mischna lehren sollte, was sein Schüler Rav Yom Tov Heller in seinem Kommentar zur Mischna Tosafos Yom Tov vermerkt. Als großer Experte von Sohar und Kabbala, deren Gedankengut in seine Werke einfloss, ist er auch später in chassidischen Kreisen sehr anerkannt worden.
In etlichen Erzählungen wird die Schaffung des Prager Golems Rabbi Löw zugewiesen.

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