Sep ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Ha‘asinu 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Haazinu 5775

Paraschat Ha‘asinu

25./26.September 2015
13. Tischre 5776

Dewarim 32:1 – 32:52
Haftara: Schmuel II 22:1-51

Die Parascha in Kürze
 Vor seinem Tod spricht Mosche in poetischer
Form von Am Jisraels besonderer Beziehung
mit Haschem
 Haschem hat Am Jisrael auserwählt und es
soll alle Gebote der Tora halten, sonst wird
das Volk bestraft und schließlich ins Exil
gehen
 Das Band zwischen Haschem und Seinem
Volk wird nie zerreißen und das Volk wird
aus dem Exil nach Eretz Jisrael
zurückkehren.
 Am Ende der Parascha befiehlt Haschem
Mosche, auf den Berg Nebo zu gehen und
gestattet ihm, Eretz Jisrael kurz vor seinem
Tod wenigstens zu sehen

Konzept der Woche
Rav Yechezkel Levenstein (Maschgiach Ruchani der Mirrer Jeschiwa,
1895-1974) schreibt in seinem Werk Imre Yechezkel, dass wir
immer wieder auf dieselben grundlegenden Themen eingehen und
sie von allen Seiten beleuchten. Was gewinnen wir daraus, fragt Rav
Levenstein, und was haben wir davon? Bei genauerem Nachdenken
wird es klar, dass man als toratreuer Jude immer wieder selbst
einfache und elementare Dinge wiederholen muss, weil man sonst
Gefahr läuft, vom Wissen allein gar nicht innerlich berührt zu
werden. Ramchal (Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto, 1707-1746)
schreibt in seinem Werk Mesillas Yesharim: יְסוֹד הַחֲסִדוּת
וְֹשוֹרֶֹֹש הָעֲבוֹדָה הַתְמִימָה הוּא שֶֹיִתְבָרֵר וְיִתְאַמֵת אֵצֶֹל
הָאָדָם מַה חוֹבָתוֹ בְעוֹלָמ ו – die Grundlage der
Rechtschaffenheit und die Wurzel vollkommenen Dienstes vor
Haschem ist, dass es klar und bestätigt für den Menschen ist, was
seine Verpflichtung in dieser Welt ist. Weiter sagt Ramchal, dass
diese Welt nicht unser Ziel ist, sondern das Mittel zum wirklichen
Ziel: הַעוֹלָם הַבָא – die kommende Welt. Rav Levenstein fragt, ob
es denn nicht jedem offenkundig sei, dass diese Welt nicht das
letztendliche Ziel unseres Lebens ist?
Daraus erkennen wir, dass ein Mensch ganz klar wissen muss – so
wie er weiß, dass seine Hand fünf Finger hat – dass das Leben auf
dieser Welt nicht unser eigentliches Ziel ist und dass er sich diese
Grundlage unseres Glaubens immer wieder vor Augen führen muss,
damit er entsprechend handelt. Denn der Jetzer Hara versucht alles
erdenklich Mögliche, uns zu verwirren und selbst an elementaren
Grundsätzen zweifeln zu lassen. So wiederholt die Tora am Ende
von Sefer Bamidbar in Paraschat Massej sämtliche Stationen des
vierzigjährigen Zuges durch die Wüste. Rav Levenstein erklärt, dass
durch die Wiederholung der Einfluss auf uns viel größer ist.
In der Parascha Ha’asinu sehen wir ein weiteres Beispiel für die
Macht der Wiederholung. Ramban (Rabbiner Mosche ben Nachman,
1194-1270) weist darauf hin, dass wir mit diesem Lied daran
erinnert werden sollen, was war und was sein wird – die Strafe für
unsere Sünden und die Unterdrückung durch fremde Völker. Obwohl
uns die Tora schon mehrmals gesagt hat, dass auf unsere Sünden
Strafe und Exil folgen werden, werden wir daran erinnert und sollen
es uns immer vor Augen halten. Ramban schließt mit der
Aufforderung ab, dass wir ja schon gesehen haben, wie die Strafen
über uns gekommen sind und wir nun mit ganzem Herzen auf die
Erfüllung der restlichen Worte Haschems warten sollen, die aus dem
Munde von Mosche Rabbenu gekommen sind, in denen uns die Tora
sagt, dass, wenn wir wirkliche Teschuwa (Rückkehr) tun werden,
auch die Segnungen in Erfüllung gehen werden, es uns gut gehen
wird und wir in unser Land zurückkehren.
Frage der Woche: In Vers 32:1 steht: הַאֲזִינוּ הַשָמַיִם וַאֲדַבֵרָה
וְתִשְמַע הָאָרֶֹץ אִמְרֵי־פִי – neigt euer Ohr, Himmel, ich will sprechen
und es höre die Erde meines Mundes Reden. Warum befiehlt Mosche
den Himmeln zuzuhören, während die Erde lediglich hören soll?
Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welchen Rat gab
Mosche in Vers 31:23 Jehoschua, als er sagte, כִי אַתָה תָבִיא
אֶֹת־בְנֵי יִשְרָאֵל אֶֹל־הָאָרֶֹץ – denn du wirst die Kinder Israels in das
Land bringen? Raschi sagt, dass Mosche Jehoschua riet, dass
Jehoschua nur Erfolg haben werde, wenn er die Initiative ergreifen
und das Volk nach Eretz Jisrael hineinführen werde. Wenn er nur
säße und sich auf andere verließe, werde ihn Haschem nicht
unterstützen.

Biographie der Woche
Rabbi Akiva Eger
Jahrzeit 13. Tischre
Rabbiner Eger wurde als Akiva Güns 1761 in
Eisenstadt in Ungarn geboren. Er entstammte
einer Familie von Toragelehrten und lernte mit
großer Hingabe und Intelligenz. In der Jeschiwa
seines Onkels Rabbiner Benjamin Wolf Eger in
Breslau führte er seine Torastudien fort und nahm
den Nachnamen seines Großvaters
mütterlicherseits an. Mit 16 Jahren heiratete er
die Tochter eines reichen Kaufmanns aus Lissa
und lehrte dort mit der finanziellen Unterstützung
seines Schwiegervaters an der von ihm
gegründeten Jeschiwa. Als das Geschäft seines
Schwiegervaters 1790 in Flammen aufging,
musste Rav Eger eine bezahlte Rabbinerposition
annehmen und wurde 1791 Rabbiner von
Märkisch-Friedland, das nach der ersten
polnischen Teilung 1772 preußisch geworden war.
Sein Ruf als bedeutender Toragelehrter war ihm
vorausgeeilt und er hatte nicht nur großen Einfluss
auf die Menschen seiner eigenen Gemeinde,
sondern es wurden ihm von nah und fern
halachische Fragen angetragen, die er mit großer
Expertise beantwortete. Die mehr als 1000
Responsen, die er im Laufe seines Lebens schrieb,
wurden veröffentlicht und sind auch noch heute
von großer Relevanz. 1815 wurde Rabbiner Eger
als Rabbiner nach Posen berufen, wo er bis an
sein Lebensende amtierte. Er starb 1837 in Posen.
Rabbiner Eger war einer der größten
Toragelehrten seiner Zeit und schrieb u. a. einen
Kommentar zum Schulchan Aruch. Zeit seines
Lebens stemmte er sich erfolgreich gegen die
aufkeimende Reformbewegung. Seiner
Gelehrsamkeit, Bescheidenheit und seinem
Einsatz für jeden Juden – ob arm oder reich –
wurde von Juden jeglicher Couleur großer Respekt
gezollt. Seine Tochter Sorel wurde die zweite Frau
des berühmten Rabbiners Mosche Schreiber
(Chasam Sofer, 1762-1839).

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