Aug ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Ekew 5775

Daf Ekev 5775

Daf Paraschat HaSchawua

7./8. August 2015
23. Aw 5775

Dewarim 7:12 – 11:25
Haftara: Jeschajahu 49:14 –51:3

Paraschat Ekew
Schabbat Mewarchim

Die Parascha in Kürze Konzept der Woche
• Mosche stellt die Belohnung für die Ausführung der Mitzwot in Aussicht
• Mosche rekapituliert die Ereignisse der vierzigjährigen Wüsten-wanderung
• Der zweite Abschnitt des Schema Jisrael

Konzept der Woche
כִּי אִם־שָׁמֹר תִּשְׁמְרוּן אֶת־כָּל־הַמִּצְוָה הַזֹּאת אֲשֶׁר אָנֹכִי מְצַוֶּה אֶתְכֶם לַעֲשׂתָהּ לְאַהֲבָה אֶת־ה‘ אֱלֹקֵיכֶם לָלֶכֶת בְּכָל־דְּרָכָיו וּלְדָבְקָה־בוֹ:
„Denn wenn ihr hüten und immerfort hüten werdet dieses Gebot, das Ich euch gebiete, es zu vollbringen, Haschem, euren G“tt zu lieben, in allen Seinen Wegen zu gehen und fest an Ihm zu hängen (11:22).”

Der Midrasch fragt, welches Gebot denn hier gemeint sei und zitiert Rabbi Levi, der das Schema-Sagen damit verbindet, während die Rabbiner sagen: „Dies ist Schabbat, der allen Geboten der Tora gleich ist.“
Schem MiSchmuel (Rabbiner Schmuel Bornstein, 1855-1926, zweiter Sochatchover Rebbe) erläutert die beiden unterschiedlichen Ansätze von Rabbi Levi und den Rabbinern. Laut Rabbi Levi, bestätigen wir, wenn wir das Schema Jisrael sagen, dass G“tt Eins und einzig ist und unsere Beziehung mit Ihm die Erfüllung der Gebote mit unserem ganzen Herzen, Geist und Körper zur Folge hat. Diese Bestätigung müssen wir mit großer Konzentration aussprechen, da sie sonst von wenig Bedeutung ist. Wir müssen uns also von allem Alltäglichen so entfernen, dass unser Geist sich auf die Liebe zu G“tt und die Verbindung zu Ihm konzentrieren kann. Tatsächlich ist es das Ziel der Ausführung aller Mitzwot und des Toralernens, sich G“tt zu nähern und auf eine höhere spirituelle Stufe zu kommen. Das Schema Jisrael steht daher als Paradigma für die ganze Tora und ist damit die Mitzwa.
Für die Rabbiner hingegen ist der Schabbat die Mitzwa. Die Gemara sagt im Traktat Pessachim 117b, dass unsere Weisen den Schabbat als „fixiert und feststehend“ beschrieben haben. Das bedeutet, dass der Mensch keinen Einfluss darauf hat, wann der Schabbat stattfindet, denn er kommt seit der Schöpfung der Welt alle sieben Tage. Vor der Festlegung des Kalenders wurde der jeweilige Monatsanfang mittels Zeugenaussagen über den Neumond vom Sanhedrin (höchstes jüdisches Gericht) festgestellt. Davon war es auch abhängig, wann die Feiertage fallen würden. Aber der Schabbat wurde von G“tt selbst festgelegt und seine Heiligkeit wird uns vom Himmel jede Woche gegeben. Es ist unsere Aufgabe, uns darauf vorzubereiten und ihn zur zentralen Größe und der Krönung unserer Woche zu machen. Auch das ist ein Paradigma für die ganze Tora. Denn wie die Tora uns mit ihren 613 Mitzwot die Möglichkeit gibt, alle unsere 248 Glieder und 365 Sehnen in ihrer Ausführung zu benutzen, um uns mit Spiritualität zu erfüllen, so müssen wir den g“ttlichen Einfluss zulassen und uns darauf vorbereiten wie am Schabbat, damit wir auf eine höhere Stufe kommen.
Schem MiSchmuel stellt damit fest, dass die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Levi und den Rabbinern folgendermaßen ist: Rabbi Levi hält es für das Grundziel eines toratreuen Lebens, dass der Mensch sich mit G“tt verbindet. Die Rabbiner aber meinen, dass der Empfang des g“ttlichen Geschenks der Spiritualität die Grundlage des Toralebens ist. Somit bringt für Rabbi Levi die wesentliche Mitzwa den Menschen zu G“tt und für die Rabbiner bringt diese Mitzwa G“tt zum Menschen.

Frage der Woche: Warum wird in Vers 11:19 das Wort וְלִמַּדְתֶּם – du sollst lehren – ohne den Buchstaben Jud (statt וְלִימַּדְתֶּם) geschrieben, obwohl es so ausgesprochen wird? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wie kommt das Verbot von לֹא תֹסִפוּ – fügt nicht hinzu – bei Mosche selbst zum Tragen? Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743) bemerkt, dass Mosche Haschems Befehl etwas hinzugefügt hat, als er den Felsen schlug, weil ihm dies nicht befohlen worden war (siehe Bamidbar 20:7-11).

Biographie der Woche
Rabbiner Chaim Soloveitchik
Jahrzeit 21. Aw

Rabbiner Chaim Soloveitchik wurde 1853 in Volozhin geboren. Sein Vater war Rabbiner Joseph Dov Soloveitchik, der Beis HaLevi (1820-1892), der zu dieser Zeit an der Volozhin Jeschiwa lehrte. Einige Jahre leitete sein Vater mit Rabbiner Naftali Zvi Yehuda Berlin, dem Netziv (1816-1893), die Jeschiwa, und wurde anschließend 1865 Rabbiner von Slutsk.
Rabbiner Chaim Soloveitchik erwies sich schon in jungen Jahren als Genie mit sehr rascher Auffassungsgabe. Mit zwanzig Jahren heiratete er eine Enkelin des Netziv und nahm danach eine Lehrtätigkeit an der Volozhin Jeschiwa auf. Als die Jeschiwa 1892 aufgrund von zaristischen Repressalien geschlossen wurde, zog er mit seiner Familie nach Brisk, wo sein Vater inzwischen Rabbiner war. Nach dessen Tod wurde er 1892 Rabbiner von Brisk, wodurch er heute auch unter dem Namen Rav Chaim Brisker bekannt ist.
Sein Ansatz beim Studium des Talmuds wird als der „Brisker Derech“ bezeichnet, der sehr analytisch ist und sich stark auf den Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1138-1204) stützt. Zu seinen Werken gehört Chidduschei Rabbeinu Chaim, das seine Kommentare zu Rambams Mischne Tora enthält.
Zwei seiner Söhne, Rav Moshe Soloveitchik (1879-1941) und Rav Yitzchok Zev Soloveitchik (1886-1959), führten seine Denkweise in ihren jeweiligen Jeschiwot weiter. Rav Mosche wurde als Rosch Jeschiwa von Yeshiva University in New York zu einem Vordenker der amerikanischen Modern Orthodoxy und Rav Yitzchok Zev (Velvel) leitete die Brisker Jeschiwa in Jerusalem.
Rav Chaim Soloveitchik starb 1918 in Brisk.

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