Jul ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Chukkat 5776

Paraschat Chukat

Daf Chukas 5776

15./16. Juli 2016
10. Tammus 5776

Bamidbar 19:1 – 22:1
Haftara: Schoftim 11:1 – 33
Die Parascha in Kürze

• Gesetze der roten Kuh
• Miriams Tod, das Murren des Volkes beim Wassermangel und Schlagen des Felses
• Aron stirbt, sein Sohn Elasar wird Kohen Gadol
• Kampf gegen Sichon und Og, Einnahme des Landes östlich des Jordan

Konzept der Woche
וַיָּבֹאוּ בְנֵי־יִשְׂרָאֵל כָּל־הָעֵדָה מִדְבַּר־צִן בַּחֹדֶשׁ הָרִאשׁוֹן וַיֵּשֶׁב הָעָם בְּקָדֵשׁ וַתָּמָת שָׁם מִרְיָם וַתִּקָּבֵר שָׁם:
„Und es kamen die Kinder Jisraels, die ganze Gemeinde, in die Wüste Zin im ersten Monat, und das Volk ließ sich in Kadesch nieder; dort starb Miriam und dort wurde sie begraben (20:1).“

Nach den Gesetzen über die Para Aduma – die rote Kuh – spricht die Tora vom Tode Miriams. Beides folgt aufeinander und hat insofern miteinander zu tun, dass unsere Weisen (Mo’ed Katan 28a) sagen, dass der Tod eines Tzaddiks – eines Gerechten – eine sühnende Kraft so wie die Para Aduma hat. Wenn ein Tzaddik stirbt, sollen wir versuchen, den tieferen Sinn des Lebens zu ergründen und die Wurzeln der Tora zu finden, die in der Schöpfung verborgen sind. Unsere Tradition stellt fest, dass Miriam am 10. Nissan 2487 gestorben ist. Wir befinden uns also nun zu Beginn des vierzigsten Jahres nach dem Auszug aus Ägypten und mit Miriams Tod versiegt die Wasserversorgung, weil die Quelle, die in ihrem Verdienst mit dem Volk durch die Wüste gezogen ist, verborgen wird. Welche Bedeutung hatte Miriams Wasserquelle für das jüdische Volk?
In Pirke Awot 5:9 wird der פִּי הַבְּאֵר, der Mund der Quelle, als eines der zehn Dinge aufgeführt, die am sechsten Tag der Schöpfung vor Schabbateingang erschaffen wurden. Der Sfas Emes (Rabbiner Yehuda Aryeh Leib Alter, 1847-1905, zweiter Gerrer Rebbe) erklärt diese Dämmerungszeit als den Übergang zwischen zwei Existenzzuständen. An den sechs Wochentagen arbeiten wir und bauen etwas auf, sowohl im körperlichen als auch im geistigen Sinne. Aber der Welt fehlt etwas in diesen Tagen – der Mensch kann nicht von sich aus zur Vollkommenheit kommen. Der Schabbat aber bringt spirituelle Vollkommenheit in alle Bemühungen des Menschen.
Wasser symbolisiert Tora. Wir finden Wasser in der Natur entweder als בְּאֵר – Quelle – oder als בּוֹר – Zisterne – vor. Eine Quelle entspringt einem verborgenen Ort und der Sfas Emes sagt, dass sie das Niveau der Tora selbst repräsentiert, die sich in höheren Welten befindet und damit Spiritualität ist, die direkt von Haschem fließt. Eine Zisterne hingegen ist eine Ansammlung statischen Wassers. Sie repräsentiert einen beschränkten Ort der Verbindung zu G-tt, den der jüdische Mensch in sich selbst trägt – den Eindruck von Tora in jedem jüdischen Herzen. Diese beiden Wasserarten stehen für zwei unterschiedliche Wege unseres Dienens vor G-tt. Während der Woche trinken wir von der Zisterne und verbinden unsere Handlungen mit dem Punkt der קְדוּשָה – Heiligkeit – der in unserem Herzen verborgen ist. Am Schabbat wird die Schöpfung durch einen spirituellen Fluss von Oben vollendet. Das Wasser fließt, die Quelle öffnet sich, aus dem בּוֹר wird ein בְּאֵר.
Das Wort בְּאֵר enthält den Buchstaben א, der den Zahlenwert „eins“ hat und damit für G-tt steht. An seinen Seiten stehen die Buchstaben ב und ר die בר ergeben, was „Spreu“ bedeutet. Im Getreide ist die Spreu der äußere Teil der Ähre, der den Kern, das Wesentliche, verbirgt. Das Wort בּוֹר enthält den Buchstaben ו und ist ebenfalls eingerahmt von Bet und Resch. Waw hat den Zahlenwert „sechs“ und steht für die sechs Wochentage, die auch von בר – Spreu – umgeben sind.
Das jüdische Volk trank täglich aus Miriams Quelle während seiner Wanderung durch die Wüste und war dadurch mit G-tt näher verbunden. Nach Miriams Tod war die Quelle verborgen. Die Menschen mussten danach, so wie wir heute, aus der Zisterne trinken – ihrem in sich selbst verborgenen Punkt von Spiritualität. Für uns alle öffnet sich am Schabbat der בְּאֵר und bringt unsere Bemühungen zur Vollendung.

Frage der Woche: Warum musste die Para Aduma weiblich sein? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum war es nötig, das Wunder des blühenden Stabes geschehen zu lassen, nachdem Korach und seine Anhänger schon bestraft worden waren? Ohr HaChaim (Rabbiner Chaim ibn Attar, 1696-1743) erklärt, dass das Wunder des blühenden Stabes Arons
g-ttliche Bestimmung bewies.
Biographie der Woche

Rabbi Jekusiel Jehuda Halberstam –
Klausenburger Rebbe

Jahrzeit 9. Tammus

Rabbi Halberstam wurde 1905 in Rudnik/Polen geboren. Er war der Urenkel des Divrei Chaim (Sanzer Rebbe, 1793-1876), der ein berühmter polnischer chassidischer Rebbe war. Man erkannte schon in jungen Jahren seine geniale Begabung und er wurde 1927 Rabbiner von Klausenburg/Rumänien. Seine charismatische Persönlichkeit zeigte sich bald und er war in der Zwischenkriegszeit einer der jüngsten chassidischen Rebbes mit Tausenden von Anhängern. Während des Krieges überlebte Rabbi Halberstam mehrere Konzentrations- und Arbeitslager. Selbst unter hoffnungslosen Umständen verlor er nie seinen Glauben und ermutigte seine Mitgefangenen durch sein Vorbild. Als er bei Kriegsende erfuhr, dass weder seine Frau noch seine elf Kinder überlebt hatten, setzte er sich selbstlos für den Wiederaufbau jüdischen Lebens in DP Camps ein und half zahlreichen Überlebenden sowohl in schwierigen halachischen Entscheidungen als auch durch seinen Einsatz für koscheres Essen, Möglichkeiten zu dawenen und Tora zu lernen. Ende 1946 entschied er, seinen chassidischen Hof in New York wiederaufzubauen. Er heiratete erneut und hatte weitere Kinder.
1956 gründete er eine Dependance in Netanya und war damit der erste Rebbe, der seine Chassidim in einer weniger traditionellen israelischen Stadt ansiedelte. Dort ließ er eine komplette Infrastruktur mit Schulen, Waisenhaus und einem hervorragenden Krankenhaus errichten. Er selbst übersiedelte 1960 dorthin, ohne seine Gemeinde in New York aufzugeben.
Mit seinem ganzen Leben personifizierte der Klausenburger Rebbe die Idee von Güte und Ahawas Jisroel, seinen Nächsten zu lieben. Er bestimmte seine beiden Söhne, jeweils den amerikanischen und den israelischen Zweig der von ihm wiederaufgebauten Klausenburger Chassidus in seinem Sinne weiterzuführen. Rabbi Halberstam starb 1994 in Israel.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2016