Jun ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Chukat 5775

2015-06-26 Daf Chukas 5775

Daf Paraschat Schawua

26./27.. Juni 2015
10. Tammus 5775

Bamidbar 19:1 – 22:1
Haftara: Schoftim 1:1 – 33 Paraschat Chukat

Die Parascha in Kürze

• Gesetze der roten Kuh
• Miriams Tod, das Murren des Volkes beim Wassermangel und Schlagen des Felses
• Aron stirbt, sein Sohn Elasar wird Kohen Gadol
• Kampf gegen Sichon und Og, Einnahme des Landes östlich des Jordans

Konzept der Woche

וַיֹּאמֶר ה‘ אֶל־מֹשֶׁה עֲשֵׂה לְךָ שָׂרָף וְשִׂים אֹתוֹ עַל־נֵס וְהָיָה כָּל־הַנָּשׁוּךְ וְרָאָה אֹתוֹ וָחָי: וַיַּעַשׂ מֹשֶׁה נְחַשׁ נְחשֶׁת וַיְשִׂמֵהוּ עַל־הַנֵּס וְהָיָה אִם־נָשַׁךְ הַנָּחָשׁ אֶת־אִישׁ וְהִבִּיט אֶל־נְחַשׁ הַנְּחשֶׁת וָחָי:
„Da sprach Haschem zu Mosche: ‚Mach dir eine Schlange und setze sie auf eine hohe Stange und es sei dann: jeder Gebissene sehe hin und so wird er leben bleiben. Da machte Mosche ein kupferne Schlange und setzte sie auf die hohe Stange, und es war, wenn eine Schlange jemanden gebissen hatte, so schaute er die kupferne Schlange an und blieb leben (21:8-9).”
Raschi kommentiert zu Vers 9, dass Mosche von Haschem nicht aufgetragen wurde, eine Schlange aus Kupfer zu machen, aber Mosche dieses Material wählte, weil „der Heilige gelobt sei Er, sie נָחָשׁ – Schlange – nannte, so will ich sie ausנְחשֶׁת – Kupfer – herstellen, dass die beiden Bezeichnungen sich decken.“ Somit sollte der Zusammenhang zwischen der Plage und der Heilung dargestellt werden. Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) ist damit nicht ganz einverstanden, denn Haschem hatte Mosche befohlen, eine שָׂרָף –Giftschlange – anzufertigen und nicht eine נָחָשׁ. Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743) fragt außerdem, was die Bedeutung des Wortes לְךָ in dem Ausdruckעֲשֵׂה לְךָ שָׂרָף ist.
Kli Jakar (Rav Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) antwortet, dass es sich um zwei Vergehen des jüdischen Volkes zu diesem Zeitpunkt gehandelt hat, denn sie sprachen gegen Haschem und gegen Mosche: חָטָאנוּ כִּי־דִבַּרְנוּ בַה‘ וָבָךְ (Vers 21:7). Rav Jehoschua Leib Diskin (1818-1898) erläutert, dass es zwei Arten von Schlangen gab: die Sorte נָחָשׁ, die als Strafe für die Laschon Hara gegen Mosche eingesetzt wurde, war giftiger und mächtiger, denn Haschem verteidigt oft die Ehre von Tzaddikim mehr als Seine eigene Ehre, und die Sorte שָׂרָף, die feurige. Als Haschem Mosche befahl, eine Schlange auf einer Stange anzufertigen, meinte Mosche, dass damit eine נָחָשׁ gemeint sein müsse, denn er hatte dem Volk, das ihm seine Sünden gestanden und ihn angefleht hatte, für es zu beten, längst für die Laschon Hara gegen ihn vergeben. Nur die Sünde gegenüber Haschem müsse noch gesühnt werden, meinte Mosche.
Ksav Sofer (Rav Awraham Schmuel Benjamin Schreiber, 1815-1871) ist mit diesen vorgebrachten Erklärungen unzufrieden und fragt weiter: warum hat Haschem נְחָשִׁים gegen das Volk geschickt, wenn Er dem Volk schon für die Laschon Hara gegen Ihn vergeben hatte? Selbst wenn Haschem Tzaddikim mehr verteidigt als Seine eigene Ehre, warum würden wir annehmen, dass die Sünde gegen Haschem überhaupt nicht bestraft werden würde? Und drittens: was meint der Ramban damit, dass Mosche für die angefertigte Schlange Kupfer verwandte, weil es rot war wie ein שָׂרָף ?
Ksav Sofer entwirft folgendes Szenario: die Tatsache, dass die Plage nicht aufhörte, nachdem das Volk seine Sünden gestanden hatte, muss damit erklärt werden, dass es die Laschon Hara gegen Haschem bereute, aber nicht gegen Mosche. Das Wort וָבָךְ im Geständnis in Vers 7 muss als zusätzliche Sünde gegen Haschem gedeutet werden. Durch diese Ausdrucksweise hat das Volk die Fähigkeit Haschems und Mosches gleichgesetzt, von der Strafe befreien zu können. Die נְחָשִׁים ließen vom Volk ab, weil es seine Sünden gegenüber Haschem völlig bereut hatte. Aber die שְׂרָפִים setzten ihren Angriff fort, weil das Volk nie seine Schmähung gegenüber Mosche anerkannt hatte. Somit gab Haschem den Befehl: עֲשֵׂה לְךָ שָׂרָף.
Mosches außerordentliche Demut ließ ihn gar nicht auf den Gedanken kommen, dass das Volk für eine Schmähung gegen ihn so hart bestraft werden könnte. Er nahm an, dass die Strafe über das Volk kam, um zu vermitteln, nicht schlecht über jemanden zu sprechen, der ihnen Nutzen gebracht hat, weil dies schließlich dazu führen kann, über den Schöpfer alles Guten, Haschem, schlecht zu sprechen. Mosche nahm daher Kupfer, das ja eine rote Farbe besitzt und damit der feurigenשָׂרָף ähnelt, und fertigte die Schlange in der Form einer נָחָשׁ. Dies symbolisierte, dass jemand, der einen Tora-Gelehrten, der wie ein שָׂרָף ist, schmäht, sich wie eine Schlange benehmen und Haschem schmähen wird, so wie ein scheinbar unschuldiges Stückchen Kupfer zu einer Schlange werden kann.
Frage der Woche: Warum wurde die kupferne Schlange hoch auf eine Stange platziert? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Welchen Beweis bringt der Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270), dass פִּי הָאָרץ – der Mund der Erde – schon früher erschaffen worden war? Ramban sagt, dass bei etwas, das ex nihilo entsteht, das Wort זֹאת steht, was aber hier nicht der Fall ist.
Biographie der Woche

Rabbi Jakow ben Meir – Rabbenu Tam

Jahrzeit 4. Tammus

Rabbiner Jakow ben Meir wurde 1100 in Ramerupt in Frankreich geboren und war ein Enkel Raschis. Seine Mutter war Raschis Tochter Jochewed und seine älteren Brüder waren die Tosafisten Raschbam und Rivam. Sein Vater Rav Meir ben Schmuel und sein Bruder Raschbam waren seine ersten Lehrer. Schon früh erwarb er sich den Ruf eines hervorragenden Toragelehrten und Talmudisten. Er stand der Jeschiwa von Ramerupt in Nachfolge seines Vaters vor, in der die besten Gelehrten Frankreichs lernten und viele der Ba’ale Tosafos zu finden waren. Geschäftlich war er mit Geldverleih und Weinhandel so erfolgreich, dass er die Jeschiwa finanzieren konnte.
Berühmt sind seine von seinem Großvater abweichenden Meinungen zu Tefillin und Mesusa, die bis heute von Bedeutung sind. Zu seiner Zeit machte er sich auch einen Namen im Feld der hebräischen Poesie. Seine Werke wurden vor allem von Rabbiner Awraham Ibn Esra (1089-1164) sehr bewundert. Sein berühmtestes Werk ist das Sefer HaYaschar, das u.a. Responsen enthält und das er 1149 abschloss.
Rabbeinu Tam starb 1171 in Troyes.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2015