Okt ‍‍2015 - תשעה / תשעו

Paraschat Bereschit 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Bereishis 5776

Paraschat Bereschit
Schabbat Mewarchim

9./10. Oktober 2015
27. Tischre 5776

Bereschit 1:1 – 6:8
Haftara: Jeschaja 42:5–43:10

Die Parascha in Kürze
• G“tt erschafft Himmel und Erde, alle Pflanzen und Lebewesen in sechs Tagen und ruht am siebten Tag
• Adam und Chava, die ersten Menschen, essen verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und werden von G“tt aus Gan Eden verwiesen
• Kajin tötet seinen Bruder Hewel, weil dessen Opfer von Haschem angenommen wurde
• Die Geschichte der ersten zehn Generationen der Menschheit, von Adam bis Noach, wird erzählt: die Menschen verhalten sich nicht, wie G“tt es gewünscht hat
וַתֹּאמֶר הָאִשָּׁה אֶל־הַנָּחָשׁ מִפְּרִי עֵץ־הַגָּן נֹאכֵל: וּמִפְּרִי הָעֵץ אֲשֶׁר בְּתוֹךְ־הַגָּן אָמַר אֱלֹקִים לֹא תֹאכְלוּ מִמֶּנּוּ וְלֹא תִגְּעוּ בּוֹ פֶּן תְּמֻתוּן:
„Da sprach die Frau zur Schlange: von der Frucht der Bäume des Gartens dürfen wir wohl essen; aber von der Frucht des Baumes, der sich in der Mitte des Gartens befindet, hat G“tt gesprochen, von dem sollt ihr nicht essen und ihn nicht anrühren, sonst werdet ihr sterben (3:2-4).”

Konzept der Woche
Raschi weist darauf hin, dass Chava dem Gebot, nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, etwas hinzugefügt hat, indem sie sagte, Haschem habe Adam und ihr verboten, den Baum zu berühren. Raschi sagt weiter, dass die Schlange daraufhin Chava solange gestoßen hat, bis sie den Baum berührte. So war es für die Schlange ein Leichtes, Chava zu demonstrieren, dass Berührung mit dem Baum nicht zum Tode führt. Ebenso würde auch das Essen der Frucht des Baumes sie nicht sterben lassen, war die Argumentation der Schlange.
Die Gemara zitiert dies im Traktat Sanhedrin 29a als Beweis für das Prinzip כָּל הַמוֹסִיף גוֹרֵעַ – jemand, der hinzufügt, vermindert. Durch die Hinzufügung zum Gebot Haschems kamen Adam und Chava in eine Situation, die die Schlange ausnutzte und zur Sünde führte.
Dies ist jedem einsichtig, aber wie sollen wir das mit dem Prinzip vereinen, das schon in der ersten Mischna in Pirke Avos steht: וַעֲשׂוּ סְיָג לַתּוֹרָה – macht einen Zaun um die Tora. Rav Jakow Emden (1697-1776) und der Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839) erklären, dass es in der Tat lobenswert ist, sich mittels Beschränkungen vom Sündigen fernzuhalten. Es ist allerdings unabdingbar, sich ganz klar zu machen, dass die Beschränkungen nicht Teil der Tora sind, sondern zusätzliche Zäune, die von Menschen gezogen wurden. Ohne zu unterscheiden, was die Tora vorschreibt und wo der von Menschenhand errichtete Zaun steht, kann man tatsächlich zur Verminderung der Tora und zur Sünde kommen.
Rav Chaim Shmuelevitz (1902-1979) führt diesen Gedanken fort, wenn er sagt, dass Haschem uns die 613 Mitzwot gegeben hat, die uns helfen, dem kontinuierlich auf uns einstürmenden Jetzer Hara (bösen Trieb) zu begegnen. Der Jetzer Hara will uns immer zur Sünde verleiten und versucht sogar, uns dazu zu bringen, den Geboten der Tora noch etwas hinzuzufügen. Wenn aber ein Mensch glaubt, selbst entscheiden zu dürfen, was man tun muss und was nicht, führt er die Mitzwot nicht mehr als Haschems Diener aus. Nein, er selbst entscheidet, was richtig ist! Ein solcher Mensch lässt sich leicht überzeugen, dass es Mitzwot gibt, an die er sich nicht halten muss, oder dass er über gewissen Mitzwot steht. Sein Irrtum hatte damit begonnen, der Tora Weiteres hinzuzufügen und sein Weg endet unweigerlich im Übertreten der Gebote. Die Wurzel jeglichen Vergehens ist in der Meinung zu finden, dass man entscheiden darf, was erlaubt und was verboten ist.

Frage der Woche: Wo finden wir in der Tora eine Situation, in der ein Mann vor Sünde (oder Bestrafung) durch seine Frau bewahrt wird? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: In Dewarim 32:1 steht: הַאֲזִינוּ הַשָּׁמַיִם וַאֲדַבֵּרָה וְתִשְׁמַע הָאָרֶץ אִמְרֵי־פִי – neigt euer Ohr, Himmel, ich will sprechen und es höre die Erde meines Mundes Reden. Warum befiehlt Mosche den Himmeln zuzuhören, während die Erde lediglich hören soll? Rav Mosche Alschich (1508-1593) sagt, dass ein Tzaddik (Gerechter) sogar den Himmeln befehlen kann, aber der Mensch über freien Willen verfügt und nicht gezwungen werden kann.
Biographie der Woche

Rabbi Levi Yitzchok von Berditchev
Jahrzeit 25. Tischre

Rabbiner Levi Yitzchok wurde 1740 in Galizien geboren. Er war der Abkömmling einer langen Reihe von Rabbinern und wurde zunächst von seinem Vater unterrichtet, der seinen genialen Intellekt sehr förderte. Nach seiner Heirat zog er nach Levertov und wurde von Rav Schmelke Horowitz (dem späteren Reb Schmelke von Nikolsburg, 1726-1778), der im benachbarten Ryczywohl als Rabbiner amtierte, nicht nur in die Welt des Chassidismus, sondern auch beim Maggid von Mesritch (1700-1772) eingeführt. Rav Levi Yitzchok wurde einer der engsten Schüler des Maggid von Mesritch. 1740 wurde Rav Levi Yitzchok der Nachfolger von Rav Schmelke Horowitz als Rabbiner von Ryczywohl, aber sehr großer Widerstand der dort ansässigen Misnagdim (Gegner des Chassidismus) ließen ihn den Ort bald wieder verlassen. Ähnlich erging es ihm als Rabbiner von Pinsk und Zhelichov, bis er schließlich 1785 Rabbiner von Berditchev wurde. Dort schlug ihm ebenfalls Opposition entgegen, die aber diesmal vonseiten der Maskilim, den Anhängern der Reformbewegung, kam. Es gelang Rav Levi Yitzchok in Berditchev, sich nicht nur durch sein enormes Torawissen großen Respekt zu verschaffen, sondern durch seine Persönlichkeit die Menschen so zu beeindrucken, dass sein Ruf sich weit verbreitete. Er besaß die Eigenschaft, immer nur das Gute in jedem Juden zu sehen. Er engagierte sich als der „Verteidiger des jüdischen Volkes“ und plädierte auch vor G“tt mit Inbrunst für seine Mitmenschen. Zur Zeit der napoleonischen Kriege in Osteuropa agierte er gegen die von Napoleon propagierten Ideen.
Rav Levi Yitzchok war 25 Jahre Rabbiner von Berditchev und starb dort 1809. Sein Buch Kedushas Levi gehört zu den grundlegenden Werken des Chassidismus.

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