Jul ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Paraschat Balak 5776

Paraschat Balak

Daf Balak 5776

Bamidbar 22:2 – 25:9
Haftara: Micha 5:6 – 6:8

Die Parascha in Kürze

• Balak, der König von Moaw, bittet den Propheten Bilam, das jüdische Volk zu verfluchen
• Dreimal wird Bilam von Balak veranlasst, einen Fluch über Am Jisrael auszusprechen – jedes Mal segnet er es stattdessen
• Auf Anraten Bilams verführen moabitische und midianitische Frauen viele jüdische Männer, bis Pinchas, Sohn des Kohen Gadol Elasar, das dreisteste Paar vor den Augen aller tötet und damit eine um sich greifende Seuche beendet

Konzept der Woche
וַיָּקָם בִּלְעָם בַּבֹּקֶר וַיַּחֲבֹשׁ אֶת־אֲתֹנוֹ וַיֵּלֶךְ עִם־שָׂרֵי מוֹאָב:
„Da stand Bilam am Morgen auf, sattelte seine Eselin und ging mit den Fürsten Moaws (22:21)”

Raschi kommentiert diesen Vers, dass man Bilams Hass auf das jüdische Volk daran ablesen kann, dass er seine Eselin frühmorgens selbst gesattelt hat, statt abzuwarten, wie es sich seiner Position geziemte und wie es auch seine Gewohnheit war, seine Diener diese niedrige Arbeit verrichten zu lassen. Raschi führt Vers 22:3 im Sefer Bereschit an, wo wir lesen, wie Awraham seinen Esel am frühen Morgen gesattelt hat, nachdem ihm G-tt befohlen hatte, seinen Sohn Jitzchak zu opfern. Die Beweggründe dieser beiden Männer waren also völlig verschieden. Für Awraham war ein Befehl G-ttes sofort auszuführen und er stellte seine eigenen Bedürfnisse immer hintan.
Rav Mosche Feinstein (1895-1986) erklärt, dass Haschem von jedem Menschen erwartet, Seine Gebote mit demselben Eifer zu erfüllen wie die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Ansonsten wird Er die Taten gegen den Menschen auswerten. In Pirke Awot 2:4 lesen wir: עֲשֵׂה רְצוֹנוֹ כִּרְצוֹנֶךָ, כְּדֵי שֶׁיַּעֲשֶׂה רְצוֹנְךָ כִּרְצוֹנוֹ – erfülle Seinen Willen, als wäre es dein Wille, damit Er deinen Willen erfülle, als wäre es Sein Wille.
Tiferes Jisrael (Rabbiner Israel Lipschitz, 1782-1860) sagt dazu, dass man seine spirituellen Bedürfnisse mit derselben Eilfertigkeit und Zielstrebigkeit verfolgen soll wie seine geschäftlichen Angelegenheiten. Wenn es gelingt, wird man sehr belohnt werden, so wie die Mischna sagt: Haschem wird sich um die Bedürfnisse dieses Menschen so kümmern als wären es Seine eigenen. Die Gemara erklärt im Traktat Berachot 35b, dass Haschem einem Juden, der das spirituelle Niveau erreicht, das die Mischna in Pirke Awot beschreibt, den Lebensunterhalt sichert, ohne dass er dafür arbeiten muss.
Wenn es uns gelingt, Haschems Wünsche wie unsere eigenen Wünsche zu betrachten, kann sich unsere gesamte Lebenseinstellung ändern. Auf die Frage, welche Ziele, Hoffnungen und Träume wir für unser Leben haben, werden wir dann andere Antworten finden. Sind es die alltäglichen materiellen Dinge, die wir begehren, oder geht es uns vielmehr um die Bedürfnisse unserer Seele? Diese beiden Seiten unserer Menschlichkeit zu vereinen und den spirituellen Wünschen Priorität einzuräumen, wird uns dazu bringen, die Worte der Mischna mit jeder Faser unseres Seins zu erfüllen. Wir werden uns weniger darüber Sorgen machen, was wir selbst brauchen, sondern mehr darüber, was G-tt von uns möchte, in dem Wissen, dass Er nur das Beste für uns will. Diesen Weg zu beschreiten, bedeutet wirkliches geistiges Wachstum.

Frage der Woche: An welcher anderen Stelle finden wir eine wichtige Person, die sich um ihren eigenen Transport kümmert, um Böses zu tun? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum musste die Para Aduma weiblich sein? Da die Para Aduma für die Sünde des goldenen Kalbes sühnt, wie eine Mutter für die Sünden ihres Kindes einstehen muss, ist es angemessen, dass sie weiblich sein muss.
Biographie der Woche

Rabbi Arje Leib Ginsberg

Scha’agas Arje

Jahrzeit 15. Tammus

Rabbiner Arje Leib Ginsberg wurde 1695 in Pinsk geboren. Sein Vater war der Vorsitzende des jüdischen Gerichts in Pinsk. Er war ein genial begabter Junge und verfügte schon in jungen Jahren über großes Torawissen.
Mit dreißig Jahren wurde er Rosch Jeschiwa in Minsk, wo er in einen großen Disput mit Rabbiner Jechiel Halpern (1660-1746) geriet, der eine Tora-Autorität war. Schließlich musste er Minsk verlassen und wurde Rabbiner von Volozhin. Dort war auch Rav Chaim Volozhiner (1749-1821), der später einer der engsten Schüler des Gaon von Vilna (Rav Eliyahu Kramer, 1720-1797) wurde und die Jeschiwa von Volozhin gründen sollte, unter seinen Schülern.
In vorgerücktem Alter wanderte er anonym mit seiner Frau durch ganz Europa und wurde schließlich 1765 Rabbiner von Metz in Lothringen.
Sein berühmtes Werk Scha’agas Arje, nach dem er auch bekannt ist, wurde 1755 in Frankfurt am Main veröffentlicht. Auch heute ist dieser Kommentar zum Talmud von außerordentlicher Wichtigkeit. Des Weiteren sind seine zahlreichen Responsen erhalten, die ebenfalls noch heute eine große Bedeutung haben.
Scha’agas Arje starb 1785 in Metz.

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