Jun ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Para Aduma

Die Rote Kuh
Die Rote Kuh ist uns als eine geheimnisvolle Mitzwa bekannt. Über diese Mitzwa sagte schon König Salomon: „Das alles habe ich mit Weisheit geprüft. Ich dachte, ich würde es ganz ergründen, aber es blieb fern von mir (Kohelet 7,23). Daher nennen die Weisen diese Mitzwa „Chok“ – ein Gesetz, das man rational nicht verstehen kann.
Mit der Asche der Roten Kuh werden die Menschen, die in Berührung mit Leichen gekommen sind, gereinigt. Ein Verstorbener verursacht Unreinheit bei allen, die mit ihm in Berührung gekommen sind. Man muss die Leiche nicht anfassen, um die spirituelle Unreinheit (Tuma) zu bekommen. Es reicht schon, sich im gleichen Haus unter einem Dach mit einem Toten zu befinden, damit die Tuma übertragen wird. Falls man selbst unrein geworden ist, kann man den Tempel nicht betreten, solange man sich nicht gereinigt hat. Man kann z.B. auch die Mizwa des Pessachopfers nicht erfüllen und in unser geistiges Zentrum nicht hineintreten.
In den Kommentaren zu den Worten des Königs Salomon wird betont, dass uns nicht die gesamte Mitzwa unverständlich bleiben muss. Vieles davon lässt sich durchaus erklären. Was man aber nicht verstehen kann ist ein Prinzip, das nur in dieser Mitzwa und in keiner anderen vorkommt. Der Kohen, der das Reinigungsritual durchführt, macht zwar die Unreinen rein, er selbst aber wird durch den Prozess unrein, bis er sich wieder reinigt. Dieser Widerspruch ist und bleibt für uns unverständlich. Nur Mosche Rabenu konnte dieses Gesetz verstehen, durfte es uns aber nicht eröffnen.
Der Midrasch erzählt vieles über die Symbolik und die Verbindung zwischen der Roten Kuh und dem Goldenen Kalb. Warum hat uns G‘tt die Mitzwa der Roten Kuh befohlen? Damit uns die Sünde des Goldenen Kalbs vergeben wird. So wie der König über ein Kind, das den Königshof schmutzig gemacht hat, sagt: „Wenn seine Mutter alles wieder säubert, verzeihe ich ihm“, so wird jetzt die Kuh die Taten des Kalbs sühnen. Auch das Geld dafür soll von allen Juden kommen, d.h. von einer gemeinsamen Kasse, weil die Menschen auch für das Goldene Kalb von sich aus Gold gemeinschaftlich sammelten. Da Mosche für die Menschen nach jener Sünde gebetet hat, muss die Kuh zu ihm gebracht werden. Die Kuh soll rot sein wie das rote Gold des Kalbes. Die Kuh soll vollkommen rot sein, gerade weil damals das Volk nicht vollkommen im Einklang mit G‘tt war. Wie bekannt, darf die Kuh nicht einmal zwei andersfarbige Härchen haben. Sie darf keine Behinderung aufweisen, weil sich das Volk damals eine Behinderung durch die Sünde zugefügt hat. Die Kuh darf niemals ein Joch getragen haben, da damals die Menschen das Joch des himmlischen Königreichs abgeworfen haben. Die Verbrennung der Roten Kuh wird nicht im Tempel, sondern außerhalb vollzogen. Die Opferung findet bewusst im Freien statt, um die sich draußen befindlichen unreinen Kräfte zu vertreiben (Ramban).
Die Gemara erzählt: Einmal fiel ein Stein von der Choschen (Brusttafel des Obersten Kohens) und die Weisen suchten nach einem gleichen Stein. Ein nichtjüdischer Man namens Dama ben Netina aus Aschkelon hatte einen solchen Stein. Da sich aber der Schlüssel für das Sicherheitsfach unter dem Kopf seines Vaters befand, der gerade schlief, war er nicht bereit, seinen Vater zu stören. Als der Vater aufwachte, lief Dama den Weisen mit dem Stein nach. Im folgenden Jahr wurde er von G‘tt belohnt und es wurde bei ihm eine rote Kuh geboren (Kiduschin 31,a).
Die Mischna (Para 3,5) zählt neun Personen auf, die die Asche der Roten Kuh herstellten. Die erste Person war Mosche. Tausend Jahre reichte diese Asche angeblich – bis zur Zerstörung des Ersten Tempels. Danach übernahmen diese Aufgabe Ezra, Schimon haZadik, Jochana Kohen Gadol (Schimon und Jochana je zweimal) und drei weitere Personen. Möge es der Wille G‘ttes sein, dass wir uns wieder durch die Rote Kuh von unserer Unreinheit reinigen können werden. Amen