Nov ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Lob der Umkehr

CHAJE SARA

Warum Awraham seine geschiedene Frau Hagar später erneut heiratete
Awraham verhandelt mit Efron über den Kauf der Höhle Machpela: »Efron antwortete Awraham und sagte zu ihm: O mein Herr, hör mir zu, ein Stück Land mit 400 Schekeln Silber – was bedeutet das zwischen mir und dir? Begrabt eure Toten!« (1. Buch Mose 23,15).

Awraham kauft einen Friedhof für Sara, seine erste Frau. Efron bestand darauf, dass Awraham das Stück Land umsonst annehmen würde, aber schließlich bat er um eine riesige Summe Geld für die Höhle Machpela, in der die Erzväter schließlich begraben werden sollten.

Efron war ein geiziger Mann und verstand nicht, dass er wegen seiner Gier verlieren würde. Wir sehen das auch an der Schreibweise seines Namens: Nachdem Efron das Land an Awraham verkauft hatte, schreibt die Tora seinen Namen fehlerhaft, ohne den Buchstaben Waw, der als »o« ausgesprochen wird. Sein finanzieller Gewinn war ein geistiger Verlust.

VERLOBUNG Ein großer Teil des Wochenabschnitts Chaje Sara handelt von der Verlobung und der Heirat unseres zweiten Erzvaters Jizchak mit Riwka. Hier bemerken wir einen enormen Unterschied zwischen den Persönlichkeiten von Efron und Riwka. Efron verspricht viel, aber tut wenig: Er sagt, »ich gebe es dir umsonst« – doch am Ende verlangt er einen exorbitant hohen Preis.

Etwas später in der Sidra lesen wir von Riwka, die zuerst sagt: »Ich werde dir zu trinken geben« (24,18), aber sie tut viel mehr, als sie versprochen hat: »Ich werde auch für deine Kamele Wasser schöpfen, bis sie genug getrunken haben« (24,20). Mit einem kleinen Krug holte Riwka Hunderte Liter Wasser aus einem tiefen Brunnen für Awrahams Knecht Eliezer, einen völlig fremden Mann. Sie war also geeignet, Erzmutter zu werden.

WEIHRAUCH Nach Jizchaks Hochzeit mit Riwka lesen wir davon, dass auch Awraham erneut heiratete. »Und Awraham nahm wieder eine Frau, deren Name war Ketura« (25,1). Es handelte sich dabei um Hagar. Der mittelalterliche Kommentator Raschi (1040–1105) meint, sie werde deshalb Ketura genannt (von »Ketoret« – Weihrauch), weil sie so gut war und ihre Taten so angenehm waren wie Weihrauch.

Rabbi Efraim Luntschitz (1550–1619) fragt sich in seinem Kli Jakar, wie Raschi behaupten kann, dass Hagars Taten »angenehm wie Weihrauch« waren.

Raschi versteht die Worte »sie ging und wanderte durch die Wüste« (21,14) so, dass Hagar zum Götzendienst ihres Vaters, des Pharaos, zurückkehrte. Was für ein Rückschlag! Sie hatte ihr hohes Maß an Religiosität verloren, als sie Awrahams Haus verließ. Awraham hatte ihr verborgenes Sehnen nicht so sehr durchschaut wie Sara. Mit dem g’ttlichen Blick sah sie Hagars und Jischmaels wahrhaftige Natur. Deshalb konnten die beiden nicht in Jizchaks Umgebung bleiben. Aber später vollzogen Hagar und Jischmael Teschuwa, sie verließen den Polytheismus und bereuten. Nach Saras Tod hörte Awraham davon und nannte Hagar Ketura, um allen mitzuteilen, dass er wirklich davon überzeugt war, dass sie bereute.

Für einen Baal Teschuwa, einen Menschen, der wirklich bereut, werden schlechte Taten in Verdienste umgewandelt. Deshalb wird dieser Prozess der Reue mit Weihrauch verglichen – denn auch da wurde ein unparfümiertes Element (Galbanum) als Symbol der früheren Reue mitverbrannt.

TORA Als Eliezer von Awraham beauftragt wurde, für Jizchak eine Frau zu finden, machte sich auch Jizchak auf, eine Frau für Awraham zu suchen. Er hielt es für unangebracht, dass sein Vater unverheiratet blieb, während er selbst bald heiraten würde.
Awraham war damals 140 Jahre alt. Es ist eine Mizwa, zu heiraten und Kinder zu haben, auch im Alter. Dasselbe gilt für das Toralernen. Wir müssen immer weiter lernen.

Und weil es eine Mizwa ist, zu versuchen, eine Frau wieder zu heiraten, von der man geschieden war, unternahm Aw¬raham erneut den Versuch und heiratete Hagar, die er nun Ketura nannte (25,1), noch einmal.

Mit ihr hatte er sechs Kinder – Zimran, Jokschan, Medan, Midjan, Jischbak und Schuach. Aber wir erfahren nicht mehr viel von ihnen. Anscheinend waren sie in religiöser Hinsicht nicht sehr erfolgreich. Sie erhielten sofort ihr weltliches Erbe und wurden weggeschickt. Das geistige Erbe ging an Jizchak.

»Den Kindern seiner Nebenfrauen gab Awraham Geschenke«, heißt es im 1. Buch Mose 25,6. Im Talmud (Sanhedrin 91) sagen unsere Weisen, dass Awraham den Söhnen, die er nach Osten sandte, den »Namen der Unreinheit« gab. Damit ist die schwarze Magie gemeint. Sie und alles, was damit zusammenhängt, sind verboten.

GÖTZENDIENST Es ist unverständlich, warum Awraham dieses Wissen an seine Kinder weitergab. Aber offenbar tat er es in sehr religiöser Absicht. Er sandte seine Söhne nach Osten (einige sagen, dass die Brahmanen von diesen Kindern abstammen) – ein Ort der Götzendiener. Dort benutzten sie alle möglichen okkulten Namen, um Wunder zu vollbringen und sie einem Idol zuzuschreiben. Auf diese Weise führten sie die Menschen zum Götzendienst.

Awraham gab ihnen die okkulten Na¬men und Techniken mit, weil jeder wissen sollte, dass sich hinter dem Götzendienst keine g’ttliche Kraft verbirgt, sondern dass die Götzendiener dunkle Kräfte in der Schöpfung einsetzen, mit denen man auch übernatürliche Wunder vollbringen kann. Dies förderte letztendlich den Monotheismus. Also war Awraham seinen eigenen Prinzipien nicht untreu geworden. Sein gesamtes Leben war dem Kampf gegen den Götzendienst gewidmet.
Aus: Allgemeine Jüdische Wochenzeitung – 02.11.2018