Jul ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Pinchas 5777

Daf Paraschat HaSchawua
Paraschat Pinchas
14./15. Juli 2017
21. Tammus 5777

Daf Pinchas 5777

Bamidbar 25:10 – 30:1
Haftara: Jirmijahu 1:1 – 2:3

Die Parascha in Kürze

• Arons Enkel Pinchas, der durch sein beherztes Eintreten gegen das Sündigen des Stammesfürsten die Seuche beendet hat, wird zum Kohen erhoben
• das jüdische Volk wird nach Stämmen gezählt
• die Erbgesetzgebung wird aufgeführt
• Jehoschua wird nach Mosches Tod dessen Nachfolge antreten
• öffentliche Opfer, die täglich, jeden Schabbat, Rosch Chodesch und Jom Tov dargebracht werden

Konzept der Woche
אָבִינוּ מֵת בַּמִּדְבָּר וְהוּא לֹא־הָיָה בְּתוֹךְ הָעֵדָה הַנּוֹעָדִים עַל־ה‘ בַּעֲדַת־קֹרַח כִּי־בְחֶטְאוֹ מֵת וּבָנִים לֹא־הָיוּ לוֹ:

„Unser Vater ist in der Wüste gestorben, er war nicht unter den Verbündeten, die sich gegen Haschem zusammen verbunden, nicht unter Korachs Verbündeten, sondern durch seine Sünde ist er gestorben, und Söhne hat er nicht gehabt.“ (27:3)

Die Töchter Zelafchads wenden sich an Mosche, weil sie den Erbteil ihres Vaters am Land Israel erhalten möchten, denn der Vater hatte keine Söhne hinterlassen. Als sie ihren Fall vor Mosche bringen, betonen sie, dass ihr Vater durch seine eigene Sünde gestorben ist und nicht an der Rebellion der Rotte um Korach beteiligt war.
Die Mefarschim (Tora-Kommentatoren) fragen, warum es die Töchter Zelafchads für nötig gehalten haben, die Tatsache zu betonen, dass ihr Vater kein Anhänger Korachs gewesen sei. Raschis Antwort darauf ist, dass die Männer von Korachs Meute nicht nur gesündigt hatten, sondern auch andere Männer zur Sünde gebracht hatten. Somit wollten die Töchter Zelafchads betonen, dass ihr Vater niemand anderen zum Sündigen verleitet hat, sondern als Resultat seiner eigenen Sünde gestorben ist.
Sforno (Rav Ovadia Sforno, 1475-1550) merkt an, dass das Vermögen der Männer um Korach von Mosche für nichtig erklärt worden war (siehe Vers 16:26). Da aber Zelafchad nicht zu dieser Gruppe gehört hatte, stand sein Vermögen nach wie vor seinen Erben zur Verfügung und seine Töchter konnten Ansprüche darauf erheben.
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) betrachtet einen anderen Aspekt. Er meint, dass die Töchter betonen wollten, dass ihr Vater nicht Teil von Korachs Gruppe war, weil sie sich wegen Mosches Antipathie gegen diese Leute Sorgen machten. Möglicherweise könnte Mosche auch ihnen gegenüber Animositäten hegen, weil Korach ihn in seiner Rolle als Führungsperson angegriffen hatte. Außerdem wollten sie Respekt für ihren Vater zeigen und betonen, dass er auch an keinem anderen Aufruhr, der in der Wüste stattgefunden hatte, Anteil hatte.
Meschech Chochma (Rav Meir Simcha von Dvinsk, 1843-1926) erläutert, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen der Todesstrafe, die von einem Bet Din (jüdischen Gericht) verhängt wird, und der Todesstrafe, die ein König verhängt, gibt. Bei der vom Bet Din verhängten Todesstrafe sagt das Gesetz, dass alles Geld und Eigentum des Verurteilten an seine Erben verteilt wird. Das Gesetz, das seine Anwendung bei Verhängung der Todesstrafe durch einen König findet, besagt jedoch, dass alles Vermögen des Verurteilten vom König konfisziert wird. Meschech Chochma weist darauf hin, dass Mosche den Status eines Königs hatte und daher jegliche Rebellion gegen ihn als Rebellion gegen den König aufgefasst wird und für die Rebellen die Todesstrafe zur Folge hat. Zweifelsohne hatte die Rebellion von Korach zum Ziel, Mosche von seiner Position zu entfernen. Die Bestrafung Korachs und seiner Anhänger war also absolut gerechtfertigt. Da aber Zelafchad kein Anhänger Korachs gewesen war, hatten seine Töchter das Recht, seinen Anteil am Land zu erben.

Frage der Woche: Warum sagten Zelafchads Töchter וּבָנִים לֹא־הָיוּ לוֹ – und Söhne hat er nicht gehabt (Vergangenheit) – statt das Präsens zu benutzen: er hat keine Söhne? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum hat Bilam seine Eselin nicht verflucht statt sie zu schlagen? Baal HaTurim (Rav Jaakow ben Ascher, 1269-1343) erklärt, dass Bilam nur einmal am Tag einen Fluch aussprechen durfte und er den Fluch für die Juden aufsparen wollte.
Biographie der Woche

Rabbi Jitzchak HaLevi Herzog

Jahrzeit 19. Tammus

Rav Jitzchak HaLevi Herzog wurde 1888 im polnischen Lomza geboren. Sein Vater, Rav Joel Leib Herzog (1865-1934), wurde 1897 Rabbiner in Leeds/England und Rav Jitzchak lernte dort vor allem mit seinem Vater. 1908 wurde er zum Rabbiner ordiniert. 1914 zog die Familie nach Paris, wo Rav Joel Leib Herzog Rabbiner der russisch-polnischen Gemeinde an der Rue Pavée wurde. Rav Jitzchak studierte an der Sorbonne in Paris und in London, wo er seine Doktorarbeit über die biblische Farbe Techelet und deren tierischen Ursprung 1913 schrieb.
Von 1916 bis 1919 amtierte Rav Jitzchak Herzog als Rabbiner in Belfast, 1919-1922 war er Rabbiner in Dublin und anschließend bis 1935 Oberrabbiner Irlands, was ihm auch den Namen „Sinn Féin Rabbi“ einbrachte.
Nach dem Tod des ersten aschkenasischen Oberrabbiners in Eretz Jisrael, Rav Avrohom Jitzchok Kook (1865-1935) wurde er in diese Position berufen, die er bis zu seinem Tod einnahm.
Als im Mai 1939 die Einwanderung von Juden nach Eretz Jisrael durch die britische Mandatsregierung stark beschränkt wurde, protestierte Rabbiner Herzog öffentlich, indem er das sogenannte White Paper vor der Jerusalemer Churva-Synagoge zerriss. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich sehr, jüdische Kinder zu finden, die in Klöstern, weiteren katholischen Institutionen und Familien versteckt worden waren. Er stieß dabei auf nicht unwesentlichen Widerstand seitens der katholischen Kirche.
Rabbiner Herzog war als rabbinische Autorität anerkannt und der Autor verschiedener Werke, zu denen seine Responsen Heichal Jitzchak gehören. Ihm wurde 1958 der Israel-Preis für rabbinische Literatur zugesprochen.
Rav Herzog starb 1959.
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