Jan ‍‍2019 - תשעט / תשף

DafParaschat Beschallach 5779

Paraschat Beschalach
Schabbat Schira 18./19. Januar 2019
13. Schwat 5779

Schmot 13:17 – 17:16
Haftara: Richter 4:4 – 5:31

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Beshalach 5779

Die Parascha in Kürze

• Am Jisrael hat Ägypten verlassen und kommt zum Schilfmeer
• Pharao hat seine Armee mobilisiert und verfolgt das jüdische Volk, so dass es vor sich das Meer, hinter sich die Ägypter sieht und sich verloren meint
• G-tt verursacht die Teilung des Meeres und das Volk zieht trockenen Fußes auf die andere Seite
• Als die Ägypter dem Volk folgen, schließt sich das Wasser über ihnen und Pharao ertrinkt mit seinem ganzen Heer
• Mosche stimmt einen Lobgesang an und danach leitet Miriam die Frauen im Lob G-ttes
• Das Volk klagt über Wasser- und Essensmangel – das bittere Wasser wird zu Trinkwasser und es regnet täglich Man
• G-tt gebietet dem Volk, den Schabbat zu hüten
• Amalek greift an, aber unter Joschuas Führung gewinnt Am Jisrael den Kampf – die Tora befiehlt, niemals die Bösartigkeit Amaleks zu vergessen und Amalek in Zukunft auszurotten

Konzept der Woche
וַיְהִי בְּשַׁלַּח פַּרְעֹה אֶת־הָעָם וְלֹא־נָחָם אֱלֹקִים דֶּרֶךְ אֶרֶץ פְּלִשְׁתִּים כִּי קָרוֹב הוּא כִּי אָמַר אֱלֹקִים פֶּן־יִנָּחֵם הָעָם בִּרְאֹתָם מִלְחָמָה וְשָׁבוּ מִצְרָיְמָה:

„Als nun Pharao das Volk fortließ, führte G-tt sie nicht den Weg durch das Land der Philister, weil dieses nahe ist; denn G-tt sprach: Es könnte das Volk anderen Sinnes werden, wenn sie Krieg vor sich sehen und nach Ägypten zurückkehren.“ (13:17)

Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743) fragt zu diesem Vers, was mit dem Wortוַיְהִי hier ausgedrückt werden soll und wieso davon die Rede ist, dass Pharao das jüdische Volk ziehen ließ. War es denn nicht Haschem, der das Volk aus Ägypten hat ausziehen lassen?
Im Midrasch heißt es, dass das Wortוַיְהִי aus zwei Worten zusammengesetzt ist: וַי הָיָה – es war beklagenswert – und meistens anzeigt, dass eine gewisse Pein mit dem folgenden Absatz verbunden ist. Hätte das jüdische Volk nicht eher in Jubelgesänge ausbrechen sollen, als es Ägypten verlassen hatte? Ohr HaChaim erklärt, dass der Exodus an sich nicht Angst und Pein verursacht hat, sondern durch die Verfolgung seitens Pharaos und dessen Armee hervorgerufen wurde, die schließlich zu der scheinbar aussichtslosen Situation am Schilfmeer führte. Ohr HaChaim erläutert den Grund für die Verfolgung darin, dass G-tt das jüdische Volk nicht gegen Pharaos Willen aus Ägypten herausgenommen hat, sondern die Umstände im ägyptischen Reich so hat zuspitzen lassen, dass Pharao schließlich bei der zehnten Plage sagte (in Vers 12:31): קוּמוּ צְּאוּ – steht auf und geht hinaus! Daraufhin bildete sich Pharao ein, dass es nicht in Haschems Macht war, das Volk ohne Pharaos Zustimmung aus Ägypten herauszuführen. Auf Grund dieser falschen Annahme überlegte es sich Pharao bald anders und entschied sich, die billige Arbeitskraft zurückzuholen. Das resultierte natürlich in Angst und Qual beim jüdischen Volk, aber auch für ihn selbst und die Ägypter, denn durch das Wunder der Spaltung des Schilfmeers starb Pharao mitsamt seiner ganzen Armee.
Die Tora drückt mittels des Wortesוַיְהִי auch den Schmerz aus, den Haschem empfand, als seine Geschöpfe im Schilfmeer ihren Tod fanden. In der Gemara lernen wir im Traktat Megilla 10b, dass die Engel Lobgesänge anstimmen wollten, als die Ägypter – durch und durch verdorbene Menschen – am Schilfmeer gestorben waren. Aber Haschem rief aus: „Meine Geschöpfe ertrinken im Meer und ihr wollt Schira (Lobpreisungen) singen?“
Wovon wurde dieser ganze Schmerz verursacht? Es war Pharaos Deklaration: קוּמוּ צְּאוּ – steht auf und geht hinaus! Haschem hätte das Volk natürlich gegen Pharaos Willen aus Ägypten herausziehen lassen können, aber es war wichtig, dass allen Seiten klar wurde, dass Pharao mit diesen Worten die Juden aus der Sklaverei entlassen hatte. Sie waren nun freie Menschen, die gehen konnten, wohin sie wollten, und denen nicht die zweifelhafte Reputation von Sklaven anhing, die vor ihrem Herrn geflohen waren. Wenige Wochen später nahmen sie als freie Menschen am Berg Sinai die Gesetze der Tora auf sich und beugten sich damit dem Einzigen Herrn, der über wirkliche Macht verfügt. Freiheit ist nämlich für einen jüdischen Menschen nicht die Fähigkeit, stets zu tun und zu lassen, wozu man gerade Lust hat, sondern sich mithilfe der Mitzwot in einem Rahmen zu bewegen, der wirkliches Wachstum ermöglicht und somit aus seinem Potential das Beste zu machen.

Frage der Woche: Was ist eine Interpretation der Worte in Vers 13:17 כִּי קָרוֹב הוּא – denn es war nahe – die erklärt, warum Haschem die Juden nicht durch das Land der Pelischtim ziehen lassen wollte? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Woher wissen wir, dass die dritte (Läuse), die sechste (Hautgeschwüre) und die neunte Plage (Finsternis) ohne Warnung kamen? Rabbenu Bachya (1255-1340) erklärt, dass es bei jeder dritten Plage nicht heißt לֵךְ אֶל־פַּרְעֹהoder בֹּא אֶל־פַּרְעֹה, während es bei den anderen Plagen (außer der zehnten Plage) steht.
Biographie der Woche

Rav Jakow Jehoschua Falk Katz

Pnej Jehoschua

Jahrzeit 14. Schwat

Rabbiner Jakow Jehoschua Falk Katz wurde 1680 in Krakau geboren. Er war schon in jungen Jahren ein großer Tora-Gelehrter. 1702 wurde er nach einer großen Schießpulver-Explosion, der auch seine Frau, sein einziges Kind und seine Mutter zum Opfer fielen, in Lemberg verschüttet. Er gelobte, im Falle seines Überlebens ein Buch zu schreiben, woraus sein Werk Pnej Jehoschua entstand. Der Kotzker Rebbe (Rav Menachem Mendel von Kotzk, 1787-1859) überliefert, dass der Pnej Jehoschua vor Beginn seiner Schreibtätigkeit den gesamten Talmud sechsunddreißigmal gelernt hatte.
Nachdem er mehrere Positionen als Rabbiner in Galizien ausgefüllt hatte, wurde der Pnej Jehoschua 1717 Rabbiner von Lemberg als Nachfolger und auf Empfehlung des Chacham Tzvi (Rav Tzvi Aschkenasi, 1656-1718). 1731 wurde er als Rabbiner nach Berlin berufen. 1734 musste er von dieser Position zurücktreten und wurde nach sieben Jahren als Rabbiner von Metz der Rabbiner von Frankfurt. Zeit seines Lebens vertrat er vehement seinen Standpunkt und geriet daher oft mit dem jeweiligen Gemeinde-Establishment in Streit. 1750 musste er daher Frankfurt verlassen und wanderte von Stadt zu Stadt, u.a. war er in Worms. Er starb 1756 in Offenbach am Main.
In der Kontroverse zwischen Rabbiner Jakow Emden (einem Sohn des Chacham Tzvi, 1697-1776) und Rabbiner Jonathan Eibeschütz (1690-1764) setzte er sich für Rav Emden ein, was ihm weitere Feindschaften einbrachte, auch wenn ihm als großem Tora-Gelehrten Zeit seines Lebens große Anerkennung entgegengebracht wurde.
Sein Werk Pnej Jehoschua ist ein Kommentar zum Talmud und bis zum heutigen Tag ein Standardwerk in jeder Jeschiwa.
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