Jan ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Wa´era 5778

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Wa’era
Schabbat Mewarchim
12./13. Januar 2018
26. Tewet 5778

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Va’eira 5778

Schmot 6:2 – 9:35
Haftara: Jecheskel 28:25 – 29:21
Die Parascha in Kürze Konzept der Woche

• G-tt versichert Mosche, dass Er das jüdische Volk von der Sklavenarbeit befreien, aus Ägypten hinausführen, es Sein auserwähltes Volk sein und Er es nach Eretz Jisrael bringen wird, das Er den Stammvätern versprochen hat
• Mosche und Aron fordern Pharao auf, das Volk ziehen zu lassen und nach seiner Weigerung werden durch Mosche und Aron die Wunder der zehn Plagen initiiert, von denen wir in dieser Parascha die ersten sieben Plagen hören: alles Wasser wird in Blut verwandelt, Frösche überziehen das ganze Land Ägypten, Staub wird in Läuse verwandelt, wilde Tiere halten das Land in Terror, das Vieh erliegt einer Seuche, Ruß bewirkt den Ausschlag von Hautgeschwüren, riesiger Hagel, der mit Feuer gefüllt war, zerstört die Gersten- und Flachsernte und Heuschreckenschwärme über dem ganzen Land vernichten alles, was der Hagel übriggelassen hat
• Pharao weigert sich nach dem Ende jeder Plage, das Volk gehen zu lassen
וְהִפְלֵיתִי בַיּוֹם הַהוּא אֶת־אֶרֶץ גֹּשֶׁן אֲשֶׁר עַמִּי עֹמֵד עָלֶיהָ לְבִלְתִּי הֱיוֹת־שָׁם עָרֹב לְמַעַן תֵּדַע כִּי אֲנִי ה‘ בְּקֶרֶב הָאָרֶץ: וְשַׂמְתִּי פְדֻת בֵּין עַמִּי וּבֵין עַמֶּךָ לְמָחָר ה‘ הָאֹת הַזֶּה:

„Das Land Goschen aber, auf welchem mein Volk steht, sondere ich an jenem Tage wunderbar ab, dass dort kein Wüstentier hinkomme; damit du erkennst, dass Ich, Haschem, in Mitte der Erde bin. Erlösung setze ich zwischen dein Volk und mein Volk. Zu morgen wird dieses Zeichen sein.“ (8:18-19)

Diese Worte trägt G-tt Mosche auf, zu Pharao zu sprechen, bevor Er die Schwärme von wilden Tieren als vierte Plage über ganz Ägypten hereinbrechen lässt. Aber es ist eben nicht ganz Ägypten, das von dieser Plage betroffen sein wird, denn der vom jüdischen Volk bewohnte Teil Ägyptens, das Land Goschen, wird von der Plage nicht beeinträchtigt werden. Es wird also eine Unterscheidung stattfindenבֵּין עַמִּי וּבֵין עַמֶּךָ – zwischen deinem Volk und meinem Volk. Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) schreibt dazu: „Dies Unberührtbleiben von der allgemeinen Kalamität, der sie als die wehrlos Preisgegebenen am ersten hätten verfallen müssen, wird das Unterscheidungsmerkmal sein zwischenעַמִּי undעַמֶּךָ , zwischen Menschen, die sich nur auf Menschenmacht stützen, und Menschen, die sich ausschließlich G-tt unterordnen und hingeben.“ Was will uns Rabbiner Hirsch damit sagen?
Rabbiner Hirsch bezieht sich auf die Eigenschaft von בִּיטָּחוֹן – G-ttvertrauen, das eine der Grundlagen des Judentums bildet. Das jüdische Volk hat sich ganz auf Haschem verlassen und daher konnte ihm die Plage nichts anhaben. Sogar denjenigen Juden, so sagen unsere Weisen, die sich zur Zeit der Plage außerhalb von Goschen in Ägypten befunden haben, geschah nichts.
Wir wollen ein wenig näher betrachten, was die in Mussar (jüdische Ethik) wegweisenden Rabbiner zum Thema Bitachon zu sagen hatten. Der Autor des Chovot HaLevavot, Rav Bechaje ibn Pekuda (11. Jhd. in Spanien), schreibt: „Demjenigen, der G-tt vertraut, wird fest zugesagt, dass G-tt für seinen Lebensunterhalt sorgt … immer und überall …“, was ihm zu Gelassenheit und Beschaulichkeit verhilft. Auch Rav Yosef Yoizel Horowitz (1847-1919) kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen, indem er erklärt, dass G-ttvertrauen zu Ruhe und nachlassendem Druck von den Problemen des Alltags führt. Der Mensch, der Bitachon besitzt, läuft nicht Schmeichlern nach und sein ganzes Benehmen ist von Ruhe geprägt, weil er von dem Wissen erfüllt ist, dass ihm nichts weggenommen oder hinzugefügt wird, was Haschem für ihn bestimmt hat.
Dieses Wissen führt zu einer gewissen Befreiung, die ein Mensch mit G-ttvertrauen empfindet. In der Mischna 4:1 in Pirkej Awot (Sprüche der Väter) findet sich der berühmte Satz: אֵיזֶהוּ עָשִׁיר הַשָמֵחַ בְּחֶלְקוֹ – Wer ist reich? Derjenige, der sich an seinem Anteil freut. Raschi erklärt dazu, dass selbst dem reichsten Mann ständig angst und bange ist, wenn er mit seinem Schicksal unzufrieden ist, und sich somit wie einen Armen betrachtet.
Es ist nicht einfach, die Stufe des wahren G-ttvertrauens zu erreichen und man muss sehr an sich arbeiten, um in diesem Prozess Fortschritte zu machen. Wir meinen immer wieder, dass wir unser Schicksal in unsere eigene Hand nehmen können und dass unser Erfolg nur die Frucht unserer eigenen Arbeit ist. Gleichzeitig spüren wir, dass wir immer weniger unserer eigener Herr sind und uns von äußeren Umständen immer mehr ziehen lassen. 24/7 ist ein Zauberwort des 21. Jahrhunderts. Erst wenn wir lernen, loszulassen und wirklich erkennen und zugeben, dass es nur Einen Herrn gibt, werden wir sehen, wie die Anspannung von uns abfällt und wir gleichzeitig Haschem immer näherkommen.

Frage der Woche: Warum ist bei der vierten Plage zum ersten Mal die Rede davon, dass Haschem zwischen Goschen und dem übrigen Ägypten unterscheiden wird? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welches besonders „Gute“ ist im Vers gemeint: וַיֵּיטֶב אֱלֹקִים לַמְיַלְּדֹת – da zeigte G-tt den Hebammen eine Wohltat? Malbim (Rav Meir Leibusch ben Jechiel Michel Wisser, 1809-1879) erläutert, dass auf die Tatsache Bezug genommen wird, dass Pharao den Hebammen nichts angetan hat, obwohl sie seine Anordnungen umgangen hatten.
Biographie der Woche

Rabbi Jehoschua Leib Diskin

Maharil Diskin

Jahrzeit 29. Tewet

Rav Jehoschua Leib Diskin wurde 1818 in Grodno geboren. Sein Vater war Rabbiner in Grodno und lehrte den sehr begabten Jungen von frühester Kindheit an.
Mit zweiundzwanzig Jahren übernahm er die Rabbinerposition nach dem Tod seines Vaters. Später war er an weiteren Orten Rabbiner, wie Lomza, Mezritch, Kovno, Shklov und Brisk.
1877 übersiedelte er nach Jerusalem. 1881 gründete er dort mit seiner Frau das Diskin Waisenhaus und trug damit der extremen Armut der Jerusalemer Juden jener Zeit Rechnung.
Rav Diskin starb 1898 in Jerusalem.
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