Okt ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Sukkot 5778

Sukkot

Hier könnnen Sie das Daf als PDF abrufen: Daf Sukkos 5778

5.-12. Oktober 2017
15.-22. Tischrej 5778

Konzept der Woche

וּלְקַחְתֶּם לָכֶם בַּיּוֹם הָרִאשׁוֹן פְּרִי עֵץ הָדָר כַּפֹּת תְּמָרִים וַעֲנַף עֵץ־עָבֹת וְעַרְבֵי־נָחַל וּשְׂמַחְתֶּם לִפְנֵי ה‘ אֱלֹקֵיכֶם שִׁבְעַת יָמִים:
„Und nehmet euch am ersten Tag eine Frucht vom Prachtbaum, Palmzweige und Zweige von einem dichtbelaubten Baume und Bachweiden, und freut euch vor Haschem, eurem G“tt, sieben Tage (Wajikra 23:40).“

Der Sfas Emes (Rav Yehuda Aryeh Leib Alter, zweiter Gerrer Rebbe, 1847-1905) fragt zu diesem Vers, wasוּלְקַחְתֶּם לָכֶם – nehmet euch – bedeutet und wie Freude mit den vier Arten verbunden ist.
Die אַרְבָּעָה מִּינִים – vier Arten – sind der אֶתְרוֹג (Etrog), eine Art von Zitrusfrucht, der לוּלָב (Lulaw), ein Palmzweig, die הֲדַסִים (Hadassim), Myrtenzweige und עֲרָבוֹת (Arawot), Bachweidenzweige. Man sagt an Sukkot jeden Tag (außer Schabbat) einen Segensspruch über sie und schüttelt sie, in beiden Händen haltend, in alle Himmelsrichtungen und nach oben und unten.
Der Talmud weist im Traktat Menachos 27a jeder der vier Arten einen jüdischen Menschen zu, der für gewisse Torawerte steht. Der Etrog repräsentiert einen Juden, der Tora lernt und Mitzwot tut, der Lulaw steht für jemanden, der Tora lernt, aber keine Mitzwot tut, die Hadassim repräsentieren jemanden, der Mitzwot tut, aber nicht Tora lernt und die Arawot stehen für jemanden, der weder Tora lernt noch Mitzwot tut. Wir halten die vier Arten zusammen in der Hand, weil sie das jüdische Volk repräsentieren und wir somit אַחְדוּת – Einheit – zeigen.
Der Midrasch zieht eine Parallele zwischen dem Lulaw und einem Zaddik (Gerechten). Und auch in Tehillim 92:13 heißt es צַדִּיק כַּתָּמָר יִפְרָח – ein Zaddik wird wie eine Dattelpalme gedeihen. Der Midrasch (Yalkut Shimoni Tehillim 845) betont, dass der Lulaw die tiefsten Beweggründe eines Zaddiks symbolisiert, der sich sehnlichst wünscht, G-tt näher zu kommen: מַה תְּמָרָה יֵֹש לָהֶם תַּאַוָה כַּךְ הֵם הַצַדִיקִים יֵֹש לָהֶם תַּאַוָה מַה הִיא תַּאַוָתָה הקב“ה – so wie eine Dattelpalme Sehnsucht hat, hat ein Zaddik Sehnsucht. Was ist ihre Sehnsucht? Der Heilige, gelobt sei Er.
Der Sfas Emes sagt, dass dies ja eine nachvollziehbare Analogie für einen Zaddik ist, aber wie kann ein gewöhnlicher Jude sich hier wiederfinden? Soll er sich etwa selbst als einen Zaddik betrachten? Normalerweise würden wir einen solchen Gedanken als verwegen verwerfen. Aber nach der seelischen Läuterung, die wir an Jom Kippur erfahren haben, fühlt jeder so neubelebte Jude dieselbe Sehnsucht nach Nähe zu G-tt, die ein Zaddik jederzeit empfindet – ein ständiges eifriges Bestreben, zu seinen spirituellen Wurzeln zurückzukehren und sich G-tt zu nähern.
Ein Ba’al Teschuwa ist in gewisser Hinsicht noch großartiger als jemand, der sein Lebtag nie vom rechten Pfad abgewichen ist. So heißt es weiter im oben zitierten Midrasch: מָה תָּמר אֵין גִזְעוֹ מַחַלִיף אֶלָא לִזְמַן מְרוּבָּה – der Baumstamm einer Dattelpalme wächst nur über einen längeren Zeitraum. D.h. ein Zaddik wächst auch nur nach vielen Jahren des Strebens. An Jom Kippur allerdings kann ein Ba’al Teschuwa in kürzester Zeit erreichen, wofür ein Zaddik manchmal Jahre braucht. Haschem liebt einen reumütigen Juden und überhäuft ihn mit Seinen Liebesbezeugungen. So heißt es beim Propheten Hoschea 14:5-6 אֶרְפָּא מְשׁוּבָתָם אֹהֲבֵם נְדָבָה כִּי שָׁב אַפִּי מִמֶּנּוּ: אֶהְיֶה כַטַּל לְיִשְׂרָאֵל יִפְרַח כַּשּׁוֹשַׁנָּה וְיַךְ שָׁרָשָׁיו כַּלְּבָנוֹן: – Ich will heilen ihre Abtrünnigkeit, will sie lieben aus Milde, denn gewichen ist mein Zorn von ihm. Ich will sein wie der Tau für Jisrael, es blühe wie die Rose und schlage Wurzeln gleich dem Lebanon. Der Ba’al Teschuwa wird mit der Rose verglichen, die schnell wächst ungleich der langsam wachsenden Palme. Jeder von uns ist ein Ba’al Teschuwa an Jom Kippur und kann sich mit G-ttes Hilfe sehr schnell in spiritueller Hinsicht verändern.
Sogar die Art und Weise, wie wir den Lulaw an Sukkot schütteln, verrät die besondere Rolle von Teschuwa (Rückkehr). Warum schütteln wir den Lulaw in einer etwas nach oben weisenden Manier? Wir könnten ihn doch mit den anderen drei Arten einfach in der Hand halten. Das Schütteln symbolisiert Beschleunigung, was die Fähigkeit des eben religiös gewordenen Juden ist, sich mit Haschem an Sukkot zu verbinden, obwohl er weit von seinen g-ttlichen Wurzeln entfernt war und eben erst zurückgefunden hat.
Der obenzitierte Midrasch benennt den mit einer Dattelpalme verglichenen Zaddik mit Aron, dem Kohen Gadol, Mosche Rabbenus Bruder, und bezieht sich speziell auf gewisse Aspekte der spirituellen Entwicklung Arons. Beispielsweise gedieh Aron wie eine Dattelpalme, als Haschem seinen Stab Mandelblüten sprießen ließ und damit seine Wahl zum Hohepriester vor den Rebellen Korachs bestätigte (Bamidbar 17:16-24). In Tehillim 92:14 heißt es שְׁתוּלִים בְּבֵית ה‘ בְּחַצְרוֹת אֱלֹקֵינוּ יַפְרִיחוּ – gepflanzt im Hause Haschems, in den Höfen unseres G-ttes werden sie blühen – was sich ebenfalls auf Aron bezieht, der an den sieben Tagen der Einweihung des Mischkan (Stiftszelt) das Heiligtum nicht verließ.
Die Bedeutung unseres Midraschs liegt nicht nur in der Analogie zwischen dem Zaddik und der Dattelpalme, sondern auch darin, dass sogar eine kurze Zeit der Konzentration auf Spiritualität dauerhafte Resultate bewirken kann. Die sieben Tage, die Aron zu Beginn seines Amtes als Kohen Gadol in Haschems Haus verbracht hatte, führten zu seiner anhaltenden Hingabe für Haschem. Wir verbringen auch sieben Tage in Haschems Haus, nämlich der Sukka. Wir heben den Lulaw gen Himmel, um unseren inbrünstigen Wunsch zu demonstrieren, zu unseren Wurzeln zurückzukehren.
Warum aber wird der Lulaw nicht geschüttelt, wenn einer der Sukkottage auf Schabbat fällt? Nachdem uns der Lulaw zu unseren Wurzeln zurückführen soll, aber der Schabbat uns allwöchentlich als Tag der Ruhe hilft, zu uns selbst und zu unserem Schöpfer zu finden, hat er dieselbe Funktion und es gibt keine Notwendigkeit für den Lulaw. Der Psalm 92, aus dem wir hier mehrmals zitiert haben, beginnt mit מִזְמוֹר שִׁיר לְיוֹם הַשַּׁבָּת – ein Lied für den Schabbat-Tag. An Sukkot und am Schabbat können wir wachsen, unsere Wurzeln finden und zu erreichen streben, was ein Zaddik schon erreicht hat.
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