Sep ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Sukkot 5775

9.-16. Oktober 2014
15.-22. Tischre 5775

Hier können Sie sich das DAF als PDF herunterladen: Daf Sukkos 5775

Konzept der Woche
שִׁבְעַת יָמִים תָּחֹג לַה‘ אֱלֹקֶיךָ בַּמָּקוֹם אֲשֶׁר־יִבְחַר ה‘ כִּי יְבָרֶכְךָ ה‘ אֱלֹקֶיךָ בְּכָל־תְּבוּאָתְךָ וּבְכֹל מַעֲשֵׂה
יָדֶיךָ וְהָיִיתָ אַךְ שָׂמֵ ח:
„Sieben Tage sollst du Haschem, deinem G“tt, das Fest feiern an dem Ort, den Haschem erwählen wird;
denn es wird dich Haschem, dein G“tt, segnen in allen deinen Ernten und in allem Werk deiner Hände
und du wirst nur freudig sein (Dewarim 16:15).”
Raschi stellt fest, dass die Worte וְהָיִיתָ אַךְ שָׂמֵ ח – und du wirst nur freudig sein – auf der Ebene von
Pschat, dem einfachen Verständnis, nicht als Befehl gemeint sind, sondern als Verheißung. Sforno (Rav
Ovadia Sforno, 1475-1550) hingegen betrachtet sie als Anweisung, voller Freude zu sein und es nicht
zuzulassen, dass die Freude von irgendwelchen traurigen Gefühlen getrübt wird. Wie dem auch sei, wir
wollen versuchen, ein tieferes Verständnis der Bedeutung von שִׂמְחָה – Freude – zu erhalten, die wir
mit dem Feiertag von Sukkot verbinden und zu verstehen, warum Sukkot in unseren Gebeten als זְמַן
שִׂמְחָתֵנוּ – Zeit unserer Freude – bezeichnet wird.
Daas Sekenim (Chumasch-Kommentar der Tosafisten des 12. und 13. Jahrhunderts) erklärt die
Tatsache, dass die Tora das Wort שִׂמְחָה dreimal im Zusammenhang mit Sukkot erwähnt, aber kein
einziges Mal bei Pessach und nur einmal bei Schawuot. Pessach wird zu einer Jahreszeit gefeiert, in der
weder Weizen noch Früchte geerntet wurden und daher gibt es keine besonders freudigen Gefühle. An
Schawuot ist das Getreide schon gemäht, was ein gewisses Maß an Freude hervorruft, aber es ist noch
nicht weiterverarbeitet und gelagert und das unreife Obst hängt noch an den Bäumen. Erst an Sukkot
ist die gesamte Ernte eingebracht und man hat die Fähigkeit, voller Freude zu sein.
Abarbanel (Rav Jitzchak Abarbanel, 1437-1508) vergleicht ebenfalls die שָׁלשׁ רְגָלִים (drei
Wallfahrtsfeste) und stellt fest, dass man Jeruschalajim an Pessach nach einem Tag verlassen durfte,
nachdem man die nötigen Opfer gebracht hatte. Auch an Schawuot musste man nur einen Tag dort
bleiben. Da diese Feiertage mitten in die Wachstumsperiode der Feldfrüchte fielen, mutete die Tora
niemandem zu, länger als nötig zu verweilen. An Sukkot allerdings, sagt uns der Vers ausdrücklich,
dass man sieben Tage in Jeruschalajim bleiben soll und diese Zeit in ungetrübter Freude verbringen soll.
Abarbanel betont, dass der Ausdruck וְהָיִיתָ אַךְ שָׂמֵ ח eine Garantie abgeben will, ein glückliches und
zufriedenes Jahr zu haben, wenn man tatsächlich den Feiertag von Sukkot in absoluter Freude verbracht
hat. Sollte man allerdings griesgrämig oder traurig in dieser Woche gewesen sein, wird das auf das
restliche Jahr abfärben. Denn jemand, der glücklich und zufrieden mit seinem Los ist, wird immer Glück
empfinden, während jemand, der krächzt und stöhnt über sein Los, „genährt werden wird von
Traurigkeit all seine Tage.“
Manchmal wird das allgemeine Konzept von שִׂמְחָה als Mitzwa und als tiefer Ausdruck, G“tt zu dienen,
als weniger bedeutsam abgetan. Rav Jehuda HaLevi (1075-1141) stellt in seinem Buch Kusari fest, dass
die Tora יִרְאָה – Furcht und Ehrfurcht, אַהֲבָה – Liebe – und שִׂמְחָה – Freude – von uns verlangt, und
wir Haschem durch alle diese Kanäle näherkommen. Er betont auch, dass die Demut und
Unterwürfigkeit, die wir an Fasttagen zeigen, nicht ein größerer Ausdruck unserer Treue gegenüber
Haschem ist als die Freude am Schabbat oder an den Chagim. Man muss sich aber auf שִׂמְחָה mit voller
Konzentration und ganzem Herzen einlassen, wie auf ein Gebet, und dabei Liebe und Wertschätzung für
den Schöpfer und die Mitzwa empfinden.
Netziv (Rav Naftoli Tzvi Jehuda Berlin, 1817-1893) meint, dass zu Tempelzeiten die an Sukkot
befohlene שִׂמְחָה von dem Gefühl des jüdischen Volkes ausging, froh und zufrieden über ihre gefüllten
Vorratslager gewesen zu sein. Man feierte mit Fleisch und Wein, jedoch bestand die Mitzwa darin,
Freude an der Mitzwa selbst zu haben und zu versuchen mit שִׂמְחָה auf höhere spirituelle Ebenen zu
kommen. Die Versuchung, sich in einer Atmosphäre von Freudigkeit und Erleichterung gehenzulassen,
war in jener Zeit sicherlich gegeben. Daher befahl Haschem, die Mitzwa im Bet HaMikdasch (Tempel) zu
erfüllen, wo Anstand an diesem heiligen Ort gewahrt werden musste. Es ist auch der Ort, wo wenige
Tage zuvor der Kohen Gadol (Hohepriester) die Jom Kippur-Opfer mit allen von der Tora
vorgeschriebenen Zeremonien gebracht hatte, um Haschem um Gnade zu bitten, die Gebete des Volkes
anzunehmen. An diesem Ort feierte an Sukkot die ganze Nation, den Tag des Gerichts überstanden zu
haben und tanzte voller Freude zusammen.
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