Jun ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Schlach Lecha 5777

Paraschat Schelach
Schabbat Mewarchim

Daf Shelach 5777

16./17. Juni 2017
23. Siwan 5777

Bamidbar 13:1 – 15:41
Haftara: Jehoschua 2:1 – 24

Die Parascha in Kürze

• Mosche sendet 12 Kundschafter nach Eretz Jisrael; nach vierzigtägiger Mission sprechen nur Jehoschua und Kalew positiv über das Land und die Nation will nach Ägypten zurückkehren
• G-tt bestraft das Volk mit vierzigjährigem Dasein in der Wüste
• Die Gesetze für Mehlopfer und das Abtrennen eines Teils jeden Teiges (Challa)
• Der Mann, der am Schabbat Holzstäbe sammelt, wird mit Steinigung bestraft
• Die Mitzwa von Tzitzit

Konzept der Woche
רֵאשִׁית עֲרִסֹתֵכֶם חַלָּה תָּרִימוּ תְרוּמָה כִּתְרוּמַת גֹּרֶן כֵּן תָּרִימוּ אֹתָהּ: מֵרֵאשִׁית עֲרִסֹתֵיכֶם תִּתְּנוּ לַה‘ תְּרוּמָה לְדֹרֹתֵיכֶם:
„Als Erstling eurer Tröge hebt ihr einen Brotkuchen als Hebe; wie die Hebe der Scheuer, so hebt ihr diese. Von dem Ersten eurer Tröge gebt ihr Haschem eine Hebe in allen euren Geschlechtern.“ (15:20-21)

Diese Parascha beginnt mit dem Bericht über das Senden der Meraglim (Kundschafter) nach Eretz Jisrael, denn das Volk befand sich nun, mehr als ein Jahr nach dem Auszug aus Ägypten, kurz vor den Grenzen des Landes. Jeder der zwölf Stämme sandte einen Mann für diese Aufgabe, aber nach vierzigtägiger Bereisung des Landes, lieferten zehn von ihnen das niederschmetternde Urteil, dass das Land uneinnehmbar sei. Da das Volk leider auf diesen Bericht hörte, wurde es mit der Strafe belegt, vierzig Jahre in der Wüste umherzuwandern.
Danach lesen wir von der Mitzwa des Challa-Nehmens, die nach dem Einzug des Volkes in Eretz Jisrael erfüllt werden muss. Diese Mitzwa macht das Absondern eines Teigstücks von jedem Teig erforderlich (es müssen gewisse minimale Mehlquantitäten erfüllt werden). Das abgesonderte Teigstück, Challa genannt, muss einem Kohen gegeben werden, der טָהוֹר – rituell rein – ist. Unsere Mefarschim (Tora-Kommentatoren) fragen, welche Beziehung zwischen der Geschichte mit den Meraglim und der Mitzwa von Challa besteht und warum Haschem gerade in diesem Zusammenhang diese Mitzwa eingeführt hat.
Rav Jechiel Mordechai Gordon (1882-1964, Lomzher Rosch Jeschiwa) geht auf die Beziehung zwischen dem Annehmen der Laschon Hara durch Am Jisrael und der Mitzwa von Challa ein. Auf den ersten Blick sollte man vielleicht dem jüdischen Volk gar keinen Vorwurf machen: der Bericht der Meraglim besagte, dass Giganten im Land wohnen, deren Städte stark befestigt sind, und dass das Land seine Bewohner auffrisst, weil man fast täglich Beerdigungen sehen konnte. Warum wurde die Sünde als so gravierend betrachtet, dass sie in einem Atemzug mit der Sünde des goldenen Kalbes genannt wird? Sogar der alljährliche Jahrestag dieser Sünde, den der Midrasch mit dem 9. Aw benennt, wird von da an ein Tag des Trauerns und der Tragödie bis zum heutigen Tag!
Rav Gordon antwortet, dass die Nation zwar tatsächlich anerkennen konnte, welche Schwierigkeiten ihnen begegnen würden und es unter normalen Umständen unmöglich wäre, das Land einzunehmen. Das jüdische Volk sündigte darin, erklärt Rav Gordon, dass es die Tragweite seiner eigenen Anstrengungen überschätzte und sich nicht klarmachte, dass jeder Erfolg nur Haschem zuzuschreiben ist. Sie hatten sich schon so an offene Wunder gewöhnt, dass sie sich nicht mehr vor Augen hielten, dass G-ttes Hand in jeder noch so kleinen Tat war. Hätten sie sich das klargemacht, so hätten sie weder Angst noch Zweifel gehabt, dass das Gelobte Land einnehmbar war. Haschem hatte ihnen das Versprechen gegeben und sie mussten Ihm nun vertrauen. An diesem G-ttvertrauen mangelte es leider.
In Reaktion darauf führt die Tora die Mitzwa von Challa ein. Die Mefarschim erklären uns, dass sich diese Mitzwa von den meisten anderen landwirtschaftlichen Mitzwot darin unterscheidet, dass die Abgaben an Kohanim, Lewi’im und Arme nicht auf offenem Feld stattfinden, sondern eine Pflicht jedes jüdischen Hauses ist. Ein Jude sieht klar beim Erfüllen dieser Mitzwa, sagt Rav Gordon, dass wir nicht einmal so etwas Einfaches wie Brotbacken tun können, ohne einen Teil davon Haschem zu geben, der den Kohen als Seinen Empfänger designiert. Auf diese Weise wird uns deutlich gemacht – bevor wir überhaupt unser Brot genießen können – dass wir uns sehr anstrengen können, um durch pflügen, pflanzen, ernten und schließlich backen, Brot auf den Tisch zu bringen, aber es im Grunde Haschem ist, der uns dieses Brot zukommen lässt.
Auf diese Weise erhalten wir das Bewusstsein über Haschems zentrale Rolle in unserer aller Leben. Es war das Fehlen dieses Bewusstseins, das dazu geführt hat, dass die Nation den Bericht der zehn Meraglim angenommen hat.

Frage der Woche: Warum wurde Frauen die Mitzwa von Challa gegeben? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum wird ein Jude in Vers 9:14 als אֶזְרַח הָאָרֶץ – Eingeborener des Landes – bezeichnet, wenn er anderswo nur „Eingeborener“ genannt wird? Rav Meir Simcha von Dvinsk (1843-1926) sagt, dass die Tora damit auf ein Gesetz anspielt, das nur einem Juden, der Grundbesitz („des Landes“) hat, das Bringen des Pessach-Opfer abverlangt.
Biographie der Woche

Rabbi Yaakov Pollak

Jahrzeit 23. Siwan

Rabbiner Jakow Pollak wurde um 1460 wahrscheinlich in Deutschland geboren. Er war ein Schüler von Rav Jaakow Margolies (gest. 1501) in Nürnberg und wurde um 1490 Rabbiner von Prag. In den folgenden Jahren wurde er in einen kontroversen Scheidungsfall verwickelt, zu dem einige der bedeutendsten Tora-Gelehrten jener Zeit ihre Meinung beitrugen.
Anfang des 16. Jahrhunderts übersiedelte Rav Pollak nach Krakau und wurde der Rabbiner der Stadt. Er gründete eine Jeschiwa und wurde damit zum Begründer des tiefen Talmudstudiums in Polen, das bis dahin relativ brachgelegen hatte. Er war berühmt für die von ihm etablierte Methode des „Pilpul“ beim Studium des Talmuds. Zu seinen Schülern gehörte Rav Schalom Schachna (1490-1558). Sowohl in Prag als auch in Krakau war Rav Pollak in bittere Kontroversen mit Rav Avraham Mintz von Padua (gest. 1541) verwickelt.
Nach mehr als zwanzig Jahren in Krakau ging Rav Pollak für einige Jahre nach Jerusalem, aber kehrte schließlich nach Polen zurück. Er ließ sich in Lublin nieder, wo er 1541 starb.

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