Apr ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Pessach 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Pesach 5776

Pessach 23. – 30. April 2016
15. – 22. Nissan 5776

Konzept der Woche

חָכָם מָה הוּא אוֹמֵר? מָה הָעֵדֹת וְהַחֻקִים וְהַמִֹשְפָּטִים אֲֹשֶר צִוָּה ה‘ אֱלֹקֵינוּ אֶתְכֶם?
„Der weise Sohn, was sagt er? Was sind die Zeugnisse und die Satzungen, die Haschem, unser G-tt, euch befohlen hat?“

Die vielen Mitzwot und Rituale, die wir an Pessach durchführen, dienen nicht nur der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und an die Ereignisse, die dazu geführt haben. Sie lehren uns vielmehr für unser eigenes Leben. Die Fragestellungen der vier Söhne in der Haggada sind ein Beispiel dafür.
Einer dieser Söhne ist der חָכָם – der kluge Sohn. Seine Frage an den Vater reflektiert seinen Lernwillen und ist sehr detailliert. Er betrachtet sich als Teil des jüdischen Volkes, indem er vonה‘ אֱלֹקֵינוּ – Haschem, unserem G-tt – spricht. Es ist offensichtlich, dass er gern noch mehr lernen und verstehen möchte. Die Antwort jedoch scheint zunächst ein wenig verwirrend: אֵין מַפְטִירִין אַחַר הַפֶּסַח אֲפִיקוֹמָן – man darf nicht mehr ein Dessert essen nach dem abschließenden Geschmack des Pessach-Opfers. Heute können wir nicht mehr das Pessach-Opfer darbringen, weil wir keinen Bet Hamikdasch mehr haben, und wir beschließen die Seder-Mahlzeit mit dem Essen des Afikoman.
Viele Kommentatoren erklären die Antwort der Haggada und sagen, dass man dem weisen Sohn alle mannigfaltigen und unterschiedlichen Gesetze von Pessach und des Seder-Abends erklären muss – bis zur allerletzten Halacha betreffend den Afikoman, nach dem man nichts mehr verzehren darf. Indem wir dem Enthusiasmus und der Wissbegier des Kindes mit detailliertem Torawissen begegnen, regen wir den Jungen dazu an, noch mehr zu lernen und noch besser zu verstehen.
Sfas Emes (Rabbiner Yehuda Aryeh Leib Alter, 1847-1905, zweiter Gerrer Rebbe) allerdings offeriert noch eine andere Überlegung für diese Antwort der Haggada. Er sagt, dass wir dem Kind den Grund dafür erklären wollen, warum man nichts mehr nach dem Afikoman isst. Wir sollen ja den Geschmack der Matza im Mund behalten und der Sfas Emes führt aus, dass wir das tun, um auszudrücken, dass wir nicht nur irgendwie die Mitzwa ausführen. Im Gegenteil, wir sollen mit unseren sämtlichen Sinnen diese Mitzwa tun und den Afikoman als Delikatesse genießen, die nicht so schnell dem Gedächtnis entschwinden soll.
Auf diese Weise sollen wir den weisen Sohn lehren, dass alle Mitzwot wie die הִלְחוֹת פֶּסַח – die Halachot von Pessach – betrachtet und ausgeführt werden sollen. Gelehrsamkeit ist zwar sehr erstrebenswert, aber die Tora ist viel mehr als eine Ansammlung von Fakten und Gesetzen. Man muss buchstäblich nach der Sättigung hungern, die man erreicht, wenn man auf G-ttes Wegen geht und man soll es jedes Mal genießen, wenn man eine Mitzwa tut. Mit dieser Einstellung wird man zu wirklicher Hingabe zu einem Leben von Tora und Mitzwot und zu G-ttesfurcht kommen.

Frage der Woche: Warum nennen wir die Mitzwa des Zählens der Tage von Pessach bis Schawuot „Sefiras HaOmer“? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Das Blut des Schuldopfers eines Metzora wird auf drei Plätze aufgebracht (14:17 – Ohr, Daumen und großer Zeh). Wofür stehen diese drei Stellen?
Rav Samson Raphael Hirsch (1808-1888) erklärt, dass diese Stellen repräsentieren, wo sich der Metzora verbessern muss: im Geist (Ohr), in der vollbringenden Tat (Daumen:Hand) und in der Kraft des Güter und Beziehungen erzielenden Strebens (großer Zeh:Fuß).
Biographie der Woche

Rabbiner Mosche ben Nachman

Ramban

Jahrzeit 11. Nissan

Rabbiner Mosche ben Nachman, bekannt vor allem unter dem Akronym Ramban, wurde 1194 in Girona/Spanien geboren. Er entstammte einer Familie großer rabbinischer Gelehrter und verfügte schon im Alter von 16 Jahren über so großes talmudisches Wissen, dass er in seinen ersten Veröffentlichungen die Werke der großen sephardischen Rabbiner wie z.B. des Rif (Rabbiner Jitzchak Alfasi, 1013-1103) gegenüber den provenzalischen Gelehrten verteidigen konnte.
Allerdings wollte er seinen Lebensunterhalt nicht mit seinem Torawissen verdienen und studierte daher Medizin. Zeit seines Lebens würde er als Arzt tätig sein und daneben noch die Position des Rabbiners von Girona und später des Oberrabbiners von Katalonien ausfüllen. Mit seinem immensen Wissen und seiner rabbinischen Autorität engagierte er sich auch als Vermittler im Streit über die Werke des Rambam (Rabbiner Moshe ben Maimon, 1135-1204), v.a. dem Buch Moreh Nevuchim – Führer der Unschlüssigen, in dem viele aschkenasische Rabbiner ketzerische Gedanken vertreten sahen.
Als im Jahr 1263 durch die Initiative eines zum Christentum konvertierten Juden ein Streit über die Natur des Moschiach entfachte, disputierte der Ramban öffentlich vor dem spanischen König in Barcelona vier Tage lang und entkräftete die Argumente des Dominikanermönchs. Der König war so beeindruckt vom Vortrag des Ramban, dass er ihm 300 Goldstücke schenkte und sogar am folgenden Schabbat die Synagoge aufsuchte. Die Kirche wollte diese Niederlage natürlich nicht hinnehmen und erwirkte die Verbannung des Ramban aus Spanien. Er musste sogar seine Familie in Girona zurücklassen und würde sie nie mehr wiedersehen. Die Hauptpunkte des Disputs veröffentlichte der Ramban unter dem Titel Sefer HaVikuach.
1267 traf der Ramban in Eretz Jisrael ein, das sich nach den Kreuzzügen in desolatem Zustand befand. Sofort begann er, die nur aus wenigen Juden bestehende Jerusalemer Gemeinde aufzubauen, was auch im Bau der Ramban-Synagoge Ausdruck fand, die heute die älteste Synagoge in Jerusalem ist. Er richtete die jüdische Bevölkerung auf, verbreitete jüdisches Wissen und beendete seinen Chumasch-Kommentar, der alle Methoden der Interpretation enthält – vom Pschat, der wörtlichen Auslegung, bis zur esoterischen Kabbala. Immer treten aber sein tiefer Glaube und seine Verbundenheit mit den Generationen früherer Gelehrter und deren Lehren zu Tage. Viele seiner Erklärungen sind zu Grundprinzipien im Judentum geworden.
Der Ramban war der Ansicht, dass es eine Mitzwa für einen Juden ist, in Eretz Jisrael zu leben. Er sagte, dass sogar Mitzwot, die außerhalb Israels verpflichtend sind, ein Niveau von Vollkommenheit erhalten, wenn sie in Eretz Jisrael getan werden.
Er starb 1270 in Israel.

-Herausgegeben von HMS © 2016