Nov ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Wejeze 5778

Paraschat Wajetze
24./25. November 2017
7. Kislew 5778

Bereschit 28:10 – 32:3
Haftara: Hoschea 12:13 – 14:10

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Vayeitze 5778

Die Parascha in Kürze

• Jakow trifft Rachel in Charan und arbeitet sieben Jahre für Lawan, um sie zu heiraten
• Lawan gibt Jakow Leah zur Frau und verlangt für Rachels Hand weitere sieben Jahre Dienst
• Jakow werden elf Söhne und eine Tochter von seinen Frauen geboren
• Nach zwanzig Jahren der Arbeit für Lawan verlässt Jakow mit seiner Familie und seinem Vieh Charan und geht nach Eretz Jisrael

Konzept der Woche
וַתַּהַר עוֹד וַתֵּלֶד בֵּן וַתֹּאמֶר הַפַּעַם אוֹדֶה אֶת־ה‘ עַל־כֵּן קָרְאָה שְׁמוֹ יְהוּדָה וַתַּעֲמֹד מִלֶּדֶת:

„Sie empfing wieder und gebar einen Sohn, da sprach sie: Nunmehr danke ich Haschem. Daher nannte sie ihn Jehuda. Dann hörte sie auf zu gebären.“ (29:35)
Nach der Geburt ihres vierten Sohnes gibt Leah ihm den Namen Jehuda, der von der Wurzel des hebräischen Worts ידה kommt, das ‚danken‘ bedeutet. In der Gemara lesen wir im Traktat Berachot 7b, dass von der Erschaffung der Welt bis zu diesem Zeitpunkt niemand G-tt gedankt hat, wie in diesem Vers steht:הַפַּעַם אוֹדֶה אֶת־ה‘ – nunmehr danke ich Haschem. Viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) zeigen auf, dass dieser Satz auf Anhieb schwer zu verstehen ist. Kann es wirklich sein, dass in all den Jahrhunderten zuvor keiner der großen und bedeutenden Menschen Haschem gedankt hat, nachdem Er ihnen Gutes hat widerfahren lassen?
Maharam Schick (Rav Mosche Schick, 1807-1879) präsentiert eine Antwort auf diese Frage. Er erklärt, dass jedem Juden eine heilige Seele innewohnt, die immer danach strebt, G-tt ständig und vollständig zu dienen. Aber die irdischen und materialistischen Bestrebungen in uns hindern die Seele immer wieder daran, sich dieser Aufgabe ganz hinzugeben. Man kommt so leider dazu, diese große Verantwortung nicht in dem Umfang zu erfüllen, wie Haschem es uns befohlen hat. Was soll also jemand tun, der seiner Tendenz, seine spirituelle Seite zu vernachlässigen, entgegensteuern will? Die Tora lehrt uns, dass er sich Erinnerungsstützen machen kann, wie zum Beispiel Zitzit, die, sobald er sie sieht, ihn sich auf die Prioritäten im Leben besinnen lassen (siehe Vers 15:39 in Bamidbar: וְהָיָה לָכֶם לְצִיצִת וּרְאִיתֶם אֹתוֹ וּזְכַרְתֶּם אֶת־כָּל־מִצְוֹת ה‘ וַעֲשִׂיתֶם אֹתָם וְלֹא תָתוּרוּ אַחֲרֵי לְבַבְכֶם וְאַחֲרֵי עֵינֵיכֶם אֲשֶׁר־אַתֶּם זֹנִים אַחֲרֵיהֶם: – sie sollen euch als Schaufäden dienen, dass, wenn ihr sie seht, ihr an alle Gebote Haschems erinnert werdet und sie erfüllt und nicht nach dem umherspäht, was euer Herz und Auge begehrt, denen nachfolgend ihr mir untreu werdet).
In ähnlicher Weise, sagt Maharam Schick, ist jemand, der einem anderen wirklich dankbar ist, nicht damit zufrieden, seinen Dank nur einmal auszudrücken, sondern er hat seinen Dank ständig im Sinn und möchte eigentlich seinem Gönner dauernd danken. Aber es ist nur natürlich, dass der Alltag seinen Zoll nimmt und der Mensch anfängt zu vergessen. Um dem entgegenzuwirken, soll er sich eine Erinnerungshilfe machen, die ihn, wie die Zitzit bezogen auf die Gebote Haschems, daran erinnern, dankbar zu sein.
Raschi erklärt, dass Leah Haschem dankbar war, nachdem sie Jehuda geboren hatte. Sie wusste durch g-ttliche Eingebung, dass Jakow zwölf Söhne haben würde und sie nun mehr als ihren rechnerischen Anteil dazu beigetragen hatte. Sie sagte sich: הַפַּעַם אוֹדֶה אֶת־ה‘, was interpretiert werden kann als: soll ich G-tt nur dieses eine Mal danken? Leah wollte Haschem für Seine Güte fortwährend danken, sagt Maharam Schick, und demgemäß setzt sich der Vers fort mit: עַל־כֵּן קָרְאָה שְׁמוֹ יְהוּדָה – daher nannte sie ihn Jehuda, in dessen Namen das Wort ‚Dank‘ verankert ist. Jedes Mal, wenn sie Jehudas Namen gerufen hat, wurde sie an Haschem Güte ihr gegenüber erinnert.
Maharam Schick stellt fest, dass es vor Leah niemanden gab, der sich eine ständige Erinnerungsstütze gemacht hat, um seine Dankbarkeit immer zu empfinden. Das war eine Innovation, die Leah eingeführt hat.
Das Wort יהודי – Jude – stammt von Jehudas Namen ab. Es zeigt, welchen Stellenwert Dankbarkeit im jüdischen Wertesystem hat.

Frage der Woche: Zwei Kinder Jakows haben Namen mit ähnlichen Wurzeln im Hebräischen. Welche sind es? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: An wen wandte sich Riwka, als sie unerklärliche Schmerzen in ihrer Schwangerschaft hatte? Riwka wandte sich an die Jeschiwa von Schem und Ewer wegen ihrer schwierigen Schwangerschaft.
Biographie der Woche

Rabbi Aharon Kotler

Jahrzeit 2. Kislew

Rabbiner Kotler wurde 1891 in Svislovitch geboren, das damals zum zaristischen Russland gehörte. Seine Eltern starben, als er noch ein Kind war. Er wuchs unter der Ägide seines Onkels Rav Yitzchok Pines auf, der Dajan in Minsk war. Er lernte in Krinik und Minsk, wo sich mit Rav Yaakov Kamenetsky (1891-1886) eine lebenslange Freundschaft entwickelte.
Rav Kotler zeigte eine solch geniale Begabung, dass er der „Svislovitzer Ilui“ genannt wurde. Zusammen mit Rav Yaakov Kamenetsky führte er sein Lernen an der Slabodka Jeschiwa unter Rav Nosson Tzvi Finkel (1849-1927) weiter und tat sich auch dort außerordentlich hervor. Nach seiner Heirat mit der Tochter des Rosch Jeschiwa von Slutsk, Rav Isser Zalman Meltzer (1870-1953), lehrte er an der Slutsker Jeschiwa. Nach anfänglicher Kinderlosigkeit gingen aus der Ehe sein Sohn Shneur (1918-1982) und eine Tochter hervor.
Nach der Oktoberrevolution und dem Ersten Weltkrieg zog die Jeschiwa nach Kletsk in Polen um. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges floh Rabbiner Kotler zunächst nach Wilna und dann weiter nach New York. 1943 gründete er in Lakewood, New Jersey die Jeschiwa Beth Medresh Gevoha, zunächst mit wenigen Schülern. Zielstrebig verfolgte er seine Absicht, das Lernen von Tora und Talmud auf höchstem Niveau auf amerikanischem Boden umzusetzen. Noch wenige Jahre vor dem Krieg hatte Rav Kotler auf einer Reise in die USA, um Spenden für seine Jeschiwa in Kletsk zu sammeln, gesehen, dass das jüdisch-traditionelle Leben in desolatem Zustand war und ein starker Trend der amerikanischen Juden zur Assimilation vorlag.
Es gelang ihm aber, seine Jeschiwa nicht nur zu einer hervorragenden Lerninstitution zu machen, sondern die Zahl seiner Schüler sehr zu steigern. Bei seinem Tod im Jahr 1962 lernten 250 junge Männer in Lakewood. Sein Sohn Rabbiner Shneur Kotler leitete die Jeschiwa bis 1982 und seitdem stehen der Jeschiwa vier Enkel von Rav Aharon Kotler vor. Die Lakewood Jeschiwa ist heute zu einer der größten Jeschiwot auf der Welt geworden und es lernen dort etwa 6000 Studenten.
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