Nov ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Wajischlach 5779

Paraschat Wajischlach
23./24. November 2018
16. Kislew 5779

Hier können Sie sich das DAF als pdf Datei herunterladen: Daf Vayishlach 5779

Bereschit 32:4 – 36:43
Haftara: Ovadia 1:1–21

Die Parascha in Kürze

• Bei Jakows Rückkehr nach Eretz Jisrael nach 34 Jahren kommt es zur Begegnung mit seinem Bruder Esaw, die friedlich verläuft
• Jakow lässt sich in der Nähe von Sch’chem nieder, wo seiner Tochter Dina vom Sohn des Fürsten Leid zugefügt wird
• Rachel stirbt im Kindbett ihres zweiten Sohnes Binjamin und wird in Bethlehem begraben
• Reuwen verliert sein Erstgeburtsrecht durch Einmischung in das Eheleben seines Vaters
• Jitzchak stirbt im Alter von 180 Jahren

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר־לוֹ אֱלֹקִים שִׁמְךָ יַעֲקֹב לֹא־יִקָּרֵא שִׁמְךָ עוֹד יַעֲקֹב כִּי אִם־יִשְׂרָאֵל יִהְיֶה שְׁמֶךָ וַיִּקְרָא אֶת־שְׁמוֹ יִשְׂרָאֵל:

„Es sprach G-tt zu ihm: Dein Name ist Jakow; nicht mehr sollst du Jakow genannt werden, sondern Jisrael soll dein Name sein; da nannte Er ihn Jisrael.“ (35:10)

In diesem Vers scheint sich ein Widerspruch zu befinden. Wenn Haschem beabsichtigte, Jakows Namen in Jisrael zu ändern, muss man sich fragen, warum Er dann zu Jakow zuerst gesagt hat: „Dein Name ist Jakow.“ Jakow kannte doch sicherlich seinen eigenen Namen. Und hatten wir nicht schon zuvor in der Tora gelesen, dass Jakow mit einem Engel gekämpft und ihn schließlich niedergezwungen hatte? Am Ende dieses Kampfes hatte ihm der Engel in Vers 32:29 mitgeteilt: „וַיֹּאמֶר לֹא יַעֲקֹב יֵאָמֵר עוֹד שִׁמְךָ כִּי אִם־יִשְׂרָאֵל כִּי־שָׂרִיתָ עִם־אֱלֹקִים וְעִם־אֲנָשִׁים וַתּוּכָל – Da sprach er: Nicht Jakow soll mehr dein Name gesprochen werden, sondern Jisrael; denn du bist bei G-tt und Menschen der Überragende geworden, da du vermocht hast.“ Wann hat nun der Namenswechsel stattgefunden – nach dem Kampf mit dem Engel oder in unserem Vers, als Haschem mit Jakow spricht?
Raschi erklärt, dass der Engel lediglich Jakow von der Änderung seines Namens informierte. Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) führt weiter aus, warum G-tt Jakow mit diesem Namen anspricht und teilt uns mit, dass G-tt in unserem Vers zu Jakow sagt: „Jetzt heißt du immer noch Jakow, auch wenn der Engel von Esaw deinen Namen schon zu Jisrael geändert hat, denn er war nicht mit der Befugnis unterwegs, deinen Namen zu ändern.“ Des weiteren sagt Ramban, dass Haschem ihm jetzt einen weiteren Namen gibt und es nicht verboten sein werde, Jakow bei seinem ursprünglichen Namen zu nennen. Tatsächlich diskutiert die Gemara im Traktat Berachot 13a diesen Vers und fragt: לא שיעקר יעקב ממקומו אלא ישראל עיקר ויעקב טפל לו – heißt das nicht, dass der Name Jakow von seinem Platz ausgemerzt wird? Die Gemara antwortet darauf: Vielmehr ist der Name Jisrael nun der Hauptname und der Name Jakow ist ihm untergeordnet.
In den weiteren Kapiteln der Tora wird Jakow mit beiden Namen erwähnt. G-tt selbst ruft ihn in Vers 46:2 mit dem Namen Jakow. Viele Interpretationen werden von unseren Weisen zu den beiden Namen gegeben. Im Namenיַעֲקֹב steckt das Wort עָקֵב – Ferse – was auf die Demut Jakows hinweist. Der Name יִשְׂרָאֵל hingegen reflektiert Überlegenheit, da er mit einem Engel und mit Menschen gekämpft hat und dabei siegreich hervorgegangen ist. Rav Josef Meir Weiss (1838-1909) schreibt, dass die Buchstaben in יִשְׂרָאֵל umgestellt werden können und sich daraus die Worte לִי רֹאש – ein Haupt für mich – ergibt. Haschem sagt damit zu Jakow, erklärt Rav Weiss, dass er dazu bestimmt sei, das Haupt des auserwählten Volkes zu werden. Aber Überlegenheit kann zu Hochmut führen und dann kann es geschehen, dass die G-ttesfurcht verloren geht. Daher warnt Haschem: „Dein Name ist Jakow!“ Vergiss nicht, auch wenn du erfolgreich und stark sein wirst, dass du immer die Eigenschaft der Demut verkörpern musst, nach der du benannt bist, nämlich die niedrige Ferse. Wenn du deine Demut beibehältst, wirst du selbst in deiner Überlegenheit wahre G-ttesfurcht in dir haben.

Frage der Woche: Warum wurde Jakows Name in Jisrael geändert? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum sagte Jakow zu Lawan in Vers 30:30, dass Haschem ihn gesegnet hat לְרַגְלִי (wörtlich: zu meinen Füssen)? Rabbenu Bachya (1255-1340) erklärt, dass Jakow damit auf die Tatsache angespielt hat, dass der Segen für Lawan an dem Tag begonnen hatte, als Jakow in Charan angekommen war, so als sei der Segen mit ihm einhergegangen.
Biographie der Woche

Rabbi Jisroel Friedmann

Tschortkower Rebbe

Jahrzeit 13. Kislew

Rabbi Jisroel Friedmann wurde 1854 in Galizien geboren. Sein Vater Rav Duvid Mosche Friedmann (1828-1903) war der erste Tschortkower Rebbe und sein Großvater, „der heilige Ruzhiner“, war Rav Jisroel Friedmann (1796-1850). Nach dem Tod seines Vaters wurde er 1903 Rebbe in Tschortkow, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh er mit seiner Familie, wie Zehntausende anderer Juden Galiziens, nach Wien.
Rav Friedmann war der zionistischen Idee gegenüber insofern sehr aufgeschlossen, als er willens war, sich mit Theodor Herzl (1860-1904) zu treffen und seine Chassidim darin bestärkte, sich in Eretz Jisrael anzusiedeln. Es war seine Absicht, die charedische Lebensweise dort zu verstärken und dem säkular-sozialistischen Einfluss damit entgegenzuwirken.
In Galizien war er ein Mitbegründer, wie viele andere Ruzhiner Rebbes, der „Histadrut HaCharedim“, einer charedischen Interessenvertretung, die später in der Organisation Agudas Jisroel aufging. Auch dort wirkte Rav Friedmann in deren Führungsgremien.
Die zentrale Devise in Rav Friedmanns Handeln war es, Frieden und Einigkeit im jüdischen Volk zu unterstützen. Er brachte viel Verständnis für das Tagesgeschehen auf und kümmerte sich um die Belange des einfachen Mannes. Er war so populär, dass sein Zug während seiner Reisen von Wien nach Tschortkow in der Zwischenkriegszeit auf vielen polnischen Bahnstationen von Tausenden von Anhängern umringt wurde.
Zu seinen berühmtesten Chassidim gehörte Rav Meir Shapiro (1887-1933), der Begründer des Daf Jomi. Rav Shapiro bat den Tschortkower Rebben, 1924 bei der Grundsteinlegung der berühmten Lubliner Jeschiwa anwesend zu sein.
Rav Friedmann starb 1933 in Wien.
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