Dez ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Wajischlach 5777

Paraschat Wajischlach

16./17. Dezember 2016
17. Kislew 5777

daf-vayishlach-5777-sh-v-1

Bereschit 32:4 – 36:43
Haftara: Ovadia 1:1–21

Die Parascha in Kürze

• Bei Jakows Rückkehr nach Eretz Jisrael nach 34 Jahren kommt es zur Begegnung mit seinem Bruder Esaw, die friedlich verläuft
• Jakow lässt sich in der Nähe von Sch’chem nieder, wo seiner Tochter Dina vom Sohn des Fürsten Leid zugefügt wird
• Rachel stirbt im Kindbett ihres zweiten Sohnes Binjamin und wird in Bethlehem begraben
• Reuwen verliert sein Erstgeburtsrecht durch Einmischung in das Eheleben seines Vaters
• Jitzchak stirbt im Alter von 180 Jahren

Konzept der Woche
וַיִּוָּתֵר יַעֲקֹב לְבַדּוֹ וַיֵּאָבֵק אִישׁ עִמּוֹ עַד עֲלוֹת הַשָּׁחַר: וַיַּרְא כִּי לֹא יָכֹל לוֹ וַיִּגַּע בְּכַף־יְרֵכוֹ וַתֵּקַע כַּף־יֶרֶךְ יַעֲקֹב בְּהֵאָבְקוֹ עִמּוֹ:

„Übrig blieb Jakow allein, da rang ein Mann mit ihm, bis der Morgen heraufzog. Er sah, dass er an ihm nichts vermochte, so griff er an den Ballen seiner Hüfte; da wich Jakows Hüftballen, indem er mit ihm rang (32:25-26).”
Die Tora erzählt uns hier, dass Jakow sein ganzes Hab und Gut sowie seine Frauen und Kinder über den Fluss Jabbok bringt, als er auf dem Weg nach Eretz Jisrael ist und sich auf die Begegnung mit seinem Bruder Esaw vorbereitet. Er bleibt allein zurück, als ihn ein Mann angreift und mit ihm die ganze Nacht bis zum Morgengrauen kämpft. Raschi zitiert den Midrasch, der uns erklärt, dass es sich bei Jakows Gegner tatsächlich um Esaws himmlischen Schutzengel handelte, der in Menschengestalt den Kampf mit Jakow aufnimmt. Meam Lo’es (Rav Yaakov Culi, 1689-1732) erläutert, dass der Engel mit ihm kämpft, bevor der Kampf mit Esaw ansteht. Obwohl es dem Engel nicht gelingt, Jakow zu bezwingen, kann er dennoch Jakow an der Hüfte verletzen.
Rav Shimon Shkop (1860-1939) legt folgende Gedanken über Jakows Verletzung dar. Als Jakow nach der Auseinandersetzung den zusätzlichen Namen Jisrael erhält, gibt der Engel unumwunden zu, den Kampf verloren zu haben und sagt zu Jakow: כִּי־שָׂרִיתָ עִם־אֱלֹהִים וְעִם־אֲנָשִׁים וַתּוּכָל – denn du hast mit g-ttlichen Wesen und mit Menschen gekämpft und hast obsiegt (32:29). Nichtsdestotrotz stellen wir fest, dass Jakow in dieser Begegnung verletzt wurde. Wir können daraus verstehen, erklärt Rav Shkop, dass in spirituell gefährlichen Situationen sich sogar Auswirkungen auf eine Person ergeben können, die den sich präsentierenden Versuchungen widerstanden hatte. Der Engel, mit dem Jakow gekämpft hatte, war der Schutzengel Esaws und damit der Prototyp des Bösen auf der Welt. Obwohl Jakow siegreich aus dem Kampf hervorgegangen ist, blieb er verwundet und lädiert zurück.
Wenn wir vor eine herausfordernde Situation gestellt werden, haben wir sicherlich keine andere Wahl, als bestmöglich diese Prüfung zu bestehen. Allerdings sollten wir immer bedenken, dass wir alles tun sollten, um nicht in solche Situationen zu geraten und damit verbundene Versuchungen zu vermeiden. Diese Maxime haben Rabbiner seit vielen Jahrhunderten auch auf den Kontakt mit dem Gedankengut und den Philosophien nichtjüdischer Denker und Wissenschaftler angewendet. Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) hat in einigen seiner Schriften Gedanken niedergeschrieben, die sich auch in der aristotelischen Philosophie finden, was zu furchtbaren innerjüdischen Zwistigkeiten führte. Auch in der Neuzeit finden wir in dem Ansatz „Tora im Derech Eretz“ von Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) eine Begegnung von Tora mit Wissenschaft. Soll man sich mit Gedanken beschäftigen, die nichts mit Tora zu tun haben? Kann man vielleicht mit manch wissenschaftlichem Ansatz die Tora besser verstehen? Darf man Wissenschaft nur als Werkzeug benutzen, um Torawissen zu erweitern? Sind Naturwissenschaft und Literatur um ihrer selbst willen bestenfalls Zeitverschwendung?
Auf diese Fragen gab und gibt es verschiedene Antworten. Jakow ist es in der Fremde bei Lawan gelungen, seine Integrität und seine hohen ethischen Standards aufrechtzuerhalten. עִם־לָבָן גַּרְתִּי – bei Lawan habe ich mich aufgehalten, sagt er in Vers 32:5, was uns Raschi damit erklärt, dass er in dieser Zeit alle 613 Mitzwot gehalten hat. Niemand von uns ist auf Jakows Niveau und jeder muss sich ehrlich fragen, wie er unter solchen Umständen bestehen würde.

Frage der Woche: Welcher Art war Jakows Hüftverletzung? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: In welchem Zeitraum wurden Jakows elf Söhne und seine Tochter geboren? Der Midrasch sagt, dass sie innerhalb von sieben Jahren geboren wurden.
Biographie der Woche

Rabbi Mordechai Jakob Breisch

Jahrzeit 14. Kislew

Rabbiner Mordechai Jakob Breisch wurde 1895 im galizischen Sokal in eine Familie von Belser Chassidim geboren. Nach intensiven Torastudien wurde er nach dem Ersten Weltkrieg Rabbiner in Lemberg. 1929 wurde er nach Duisburg berufen, um dort der orthodoxen Gemeinde Machsike Hadas vorzustehen. Im März 1933 wurde Rav Breisch brutal von SS-Leuten in seiner Wohnung und Tage später in aller Öffentlichkeit misshandelt und floh schließlich zunächst ohne seine Familie über Belgien nach Frankreich, da seine Frau hochschwanger war. 1935 wurde Rav Breisch Rabbiner der Gemeinde Agudas Achim in Zürich, die er in über vierzigjähriger Tätigkeit zu einer blühenden Tora-Gemeinde entwickelte. Schon in Duisburg und noch mehr in Zürich überzeugte er viele junge Leute, sich dem Torastudium zumindest zeitweise zu widmen. Rav Breisch schrieb einige Bände von Responsen, die unter dem Namen Chelkas Jakow veröffentlicht wurden. 1967 begründete er das Kollel Le’horaah Chelkas Jakow in Bnei Brak.
Rav Breisch war ein allseits anerkannter und geschätzter Toragelehrter. Er starb 1976 in Zürich.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2016