Nov ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Wajeschew 5779

Paraschat Wajeschew
Schabbat Mewarchim

30. November/1. Dezember 2018
23. Kislew 5779

Bereschit 37:1 – 40:23
Haftara: Amos 2:6–3:8

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen:Daf Vayeishev 5779

Die Parascha in Kürze
• Jakow hat sich in Eretz Jisrael niedergelassen und zieht seinen Sohn Josef den anderen Kindern vor
• Die Brüder verkaufen Josef und lassen Jakow glauben, er sei tot
• Peretz, der Vorfahr von König David, wird Jehuda und Tamar geboren
• Josef wird nach Ägypten ins Haus Potiphars verkauft und steht bald dem Haushalt vor
• Potiphars Frau verleumdet Josef und er kommt ins Gefängnis

Konzept der Woche
וַיְהִי אַחַר הַדְּבָרִים הָאֵלֶּה חָטְאוּ מַשְׁקֵה מֶלֶךְ־מִצְרַיִם וְהָאֹפֶה לַאֲדֹנֵיהֶם לְמֶלֶךְ מִצְרָיִם:
„Es war nach diesen Begebenheiten, hatte sich der Mundschenk des Königs von Ägypten und der Bäcker gegen ihren Herrn, den König von Ägypten, vergangen.“ (40:1)

Viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) lassen sich über die scheinbare Inkonsistenz der Ausdrucksweise der Tora aus und fragen, warum die beiden Offiziere des Pharaos unterschiedlich bezeichnet werden. In der gesamten Geschichte um den obersten Mundschenken und den obersten Bäcker im Gefängnis bezeichnet die Tora sie mal als מַשְׁקֵה – Mundschenk – bzw. als אֹפֶה – Bäcker, und an anderen Stellen als שַׂר־הַמַּשְׁקִים – Obermundschenk – bzw. als שַׂר־הָאֹפִים – Oberbäcker. Im ersten Vers wird der Mundschenk als Mundschenk des Königs von Ägypten bezeichnet, während der Bäcker keine weitere Bezeichnung hat. Als der Pharao in Zorn über sie entbrennt, werden sie beide mit ihren Titeln genannt und als sie ihre Träume schildern, wird ihre einfache Berufsbezeichnung verwendet. Manche Mefarschim, u.a. der Netziv (Rav Naftoli Zwi Jehuda Berlin, 1816-1893), erklären, dass die tägliche Arbeit, den Pharao mit Brot und Wein zu bedienen, von niedrigeren Chargen ausgeführt wurde und ihn die Offiziere nur zu besonderen Gelegenheiten bedienten. Aber beim Auftreten von Problemen waren es die Offiziere, die zur Verantwortung gezogen wurden, denn sie hatten inkompetente Mitarbeiter geduldet und ihrer Aufsichtspflicht nicht genügt.
Kli Jakar (Rav Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) stützt seine Erklärung auf den Midrasch. Dort gibt es eine Meinung, die besagt, dass in Pharaos Wein eine Fliege und in seinem Brot ein Steinchen gefunden worden war und es diese Vergehen waren, die verfolgt wurden. Eine zweite Meinung im Midrasch sagt, dass beide eine Tochter des Königs heiraten wollten. Raschi neigt nur Annahme der ersten Meinung, die Kli Jakar näher erklärt. Wenn ihre Vergehen darin bestanden, eine Fliege oder ein Steinchen übersehen zu haben, bestand ihre Schuld in ihrer Position als Weinschenk und Bäcker. Wenn sie sich aber der Illusion hingegeben haben sollten, die Prinzessin heiraten zu können, mussten sie sich auf ihre Position als hohe Offiziere bei Hof etwas eingebildet haben. Da aber in unserem obigen Vers nur vom Mundschenken und vom Bäcker die Rede ist, war es ihr Beruf und nicht ihre Stellung, der sie in die Bredouille gebracht hat. Auch in ihren Träumen geht es um Wein und Brot. Im Zusammenhang mit Pharaos Zorn werden jedoch ihre Titel gebraucht, derer sie nun als Gefängnisinsassen verlustig gegangen sind.
Kli Jakar fragt weiter, warum es im ersten Vers einen Unterschied in der Bezeichnung des Mundschenks und des Bäckers gibt. Er erklärt, dass dadurch die unterschiedlichen Vergehen aufgezeigt werden – die Fliege und das Steinchen. Mehr noch, es wird damit auch auf das Ausmaß des Vergehens hingewiesen. Die Fliege im Wein ist weniger verurteilenswert als das Steinchen im Brot, denn die Fliege kann zufällig hineingelangt sein, während das Steinchen im Brot auf grobe Fahrlässigkeit und mangelnde Sorgfalt des Bäckers hinweist. Der Bäcker wird nur הָאֹפֶה genannt, weil solche Nonchalance in keinem Haushalt akzeptabel wäre. Eine Fliege im Wein könnte dagegen in einem einfachen Haushalt hingenommen und vergeben werden. Als Mundschenk des Königs von Ägypten wird der Mundschenk allerdings mit anderem Maß gemessen und auch für dieses weniger gravierende Vorkommnis, das zu jedem Zeitpunkt geschehen kann, hart bestraft.
Es ist also für jeden, gleich welcher Stellung, und zu jeder Zeit sehr wichtig, seine Aufgabe im Leben sehr gewissenhaft auszuführen.

Frage der Woche: Wie kann die Ansicht erklärt werden, dass das Wort שָׂרִיגִם in Vers 40:10 auf die drei Stammväter hinweist? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum wurde Jakows Name in Jisrael geändert? Raschi erklärt, dass der Name Jakow vom Wort עָקְבָה kommt und einen Menschen bezeichnet, der auf der Lauer und in einem Hinterhalt steht, während der Name Jisrael vom Wort שַֹר kommt, das ‚Fürst’ bedeutet.
Biographie der Woche

Rabbi Yitzchak Hutner

Jahrzeit 20. Kislew

Rav Hutner wurde 1906 in Warschau geboren. Als er an der Jeschiwa in Slabodka als Teenager lernte, nannte man ihn den „Waschauer Illui – das Warschauer Genie“. 1924 ging er mit seiner Jeschiwa nach Hebron in Eretz Jisrael und stand dort Rav Avraham Yitzchak Kook (1865-1935) sehr nahe.
Von 1929 an studierte er unter anderem an der Universität Berlin, wo er mit Rav J.B. Soloveitchik (1903-1993) und Rav Menachem Mendel Schneerson (1902-1994) Freundschaft schloss. 1935 emigrierte Rav Hutner nach New York und wurde 1936 der Rosch Jeschiwa von Yeshiva Rabbi Chaim Berlin. Unter seiner Ägide erreichte die Jeschiwa ein solch hohes Niveau, dass sie sich mit osteuropäischen Jeschiwot der Zwischenkriegszeit messen konnte.
Rav Hutner sprach sich dafür aus, dass seine Schüler neben ihren Torastudien auch säkulares Wissen erwerben sollten. Sein einziges Kind, seine Tochter Bruria, erhielt in den 70er Jahren einen Doktortitel der Columbia-Universität und leitet heute eine akademisch anspruchsvolle orthodoxe Schule für junge Frauen in Jerusalem. Säkulares Wissen ist aber für Rav Hutner nicht Selbstzweck, sondern wird von ihm in erster Linie als Mittel gesehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen.
Rav Hutner war eine der Geiseln einer spektakulären Flugzeugentführung im September 1970. Er gründete die Jeschiwa „Pachad Yitzchok“ in Jerusalem, die nach seinem Hauptwerk benannt ist.
Rav Hutner starb im Jahre 1980.
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