Nov ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Wajera 5778

Paraschat Wajera

3./4. November 2017
15. Cheschwan 5778

Hier können Sie das Daf als PDF herunterladen: Daf Vayeira 5778

Bereschit 18:1 – 22:24
Haftara: Melachim II 4:1 – 37

Die Parascha in Kürze

• Drei Engel in Menschengestalt kommen zu Awraham – Jitzchaks Geburt wird angekündigt
• Sodom und Amora werden zerstört, aber Awrahams Neffe Lot gerettet
• Jitzchaks Geburt; Vertreibung von Hagar und Jischmael aus Awrahams Haus
• G-tt verlangt von Awraham, seinen Sohn Jitzchak zu opfern, wozu er sofort bereit ist
• Awraham besteht die Prüfung und statt Jitzchak wird im letzten Moment ein Widder geopfert

Konzept der Woche
וַיֵּרָא אֵלָיו ה‘ בְּאֵלֹנֵי מַמְרֵא וְהוּא יֹשֵׁב פֶּתַח־הָאֹהֶל כְּחֹם הַיּוֹם:
„Da ward Haschem ihm sichtbar unter den Bäumen Mamres; während er vor dem Eingang seines Zeltes saß, als der Tag glühte.“ (18:1).

Raschi erklärt zu diesem Vers, dass Haschem am dritten Tag nach Awrahams Brit Mila (Beschneidung) erschienen ist, um Awraham einen Krankenbesuch abzustatten. Im Traktat Sota 14a lehrt uns die Gemara aus diesem Vers die Mitzwa, Kranke zu besuchen und so Haschems Beispiel zu folgen.
Jeden Morgen sagen wir zu Beginn von Schacharit (Morgengebet) nach den Brachot über das Toralernen u.a. auch eine Stelle aus der Gemara im Traktat Schabbat 127a, in der zehn Mitzwot aufgeführt werden, für die man nicht nur in der Kommenden Welt belohnt wird, sondern von denen man schon in dieser Welt profitiert. Zwei dieser Mitzwot werden zu Beginn unserer Parascha Wajera genannt: הַכְנָסַת אוֹרְחִים (Gastfreundschaft) und בִּקּוּר חוֹלִים (Krankenbesuch).
Warum hat die Mitzwa des Krankenbesuchs einen so hohen Stellenwert? Die Gemara erklärt im Traktat Nedarim 39b, dass das Besuchen von Kranken keine Grenze kennt, woraus wir zwei Gesetze lernen. Erstens soll sogar eine sehr angesehene Person einen einfachen Menschen aufsuchen, der krank ist, auch wenn eine große gesellschaftliche Diskrepanz zwischen ihnen besteht, und zweitens soll man den Kranken so oft besuchen, wie es nötig ist – und sei es hundert Mal!
In diesem Zusammenhang berichtet die Gemara von einem Schüler Rabbi Akivas, der krank geworden war und den niemand besuchen wollte. Rabbi Akiva machte sich selbst zum Krankenbesuch auf und fand den Kranken in einem schmutzigen und staubigen Zimmer vor. Er veranlasste (und in einer anderen Version des Texts war es Rabbi Akiva selbst, der Hand anlegte) die Reinigung des Raums und sein Schüler gesundete. Daraufhin sprach der Schüler: „רַבִּי הֶחֱיִיתַנִי – mein Lehrer, du hast mich zum Leben zurückgebracht!“, worauf Rabbi Akiva erklärte: „כָּל מִי שֶׁאֵין מְבַקֵּר חוֹלִים כְּאִילּוּ שׁוֹפֵךְ דָּמִים – Jeder, der keine Kranken besucht, ist so, als ob er Blut vergossen hätte.“
Von diesem Vorfall lernen wir, erläutert der Rosch (Rav Ascher ben Jechiel, 1250-1327), was ein Besucher für den Kranken tun soll: er soll sich vergewissern, was der Kranke benötigt und sicherstellen, dass dessen Bedürfnissen Genüge getan wird.
Ein weiterer Aspekt des Krankenbesuchs ist es, dem Kranken anzuzeigen, dass es Menschen gibt, für die er wichtig genug ist, dass sie Zeit aufbringen und die Mühe auf sich nehmen, ihn zu besuchen. Schon das allein kann ihn psychisch aufrichten und zu seiner Heilung beitragen.
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) betont, dass es zum Krankenbesuch ebenso gehört, für den Kranken zu beten. Er geht sogar so weit zu sagen, dass ohne ein Gebet für den Kranken die Mitzwa des Krankenbesuchs nicht erfüllt ist.
Insgesamt soll man sich immer davon leiten lassen, das beste Interesse des Kranken bei einem Krankenbesuch im Sinn zu haben.

Frage der Woche: Woher kann abgeleitet werden, dass Haschem einzig zum Krankenbesuch erschien? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Welche Lehre kann aus den Worten וֶהְיֵה תָמִים – werde vollendet – in Vers 17:1 gezogen werden? Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) schreibt in Moreh Nevuchim, dass sich jeder Mensch vollenden soll, indem er seine Middot (positive Charaktereigenschaften) perfektioniert.
Biographie der Woche

Rabbi Dov Beirisch Weidenfeld

Tchebiner Rov

Jahrzeit 10. Cheschwan

Rav Dov Beirisch Weidenfeld wurde 1881 im galizischen Hrimlov geboren. Von Seiten seiner beiden Eltern entstammte er rabbinischen Familien. Sein Vater, Rav Yaakov Weidenfeld, der über die Grenzen hinaus als Toragelehrter anerkannt wurde, war sein erster Lehrer, aber starb kurz vor der Bar Mitzwa seines Sohnes. Seine Erziehung wurde in die Hände seiner beiden älteren Brüder gelegt, die beide Rabbinerpositionen einnahmen.
1900 heiratete er und zog nach Tchebin, woher seine Frau stammte. Ihm wurden Rabbinerpositionen angetragen, die er immer ablehnte, weil er es vorzog, zu lernen und zu lehren, während seine Frau für das magere Einkommen sorgte.
Schließlich gab er 1923 nach und erhielt den Beinamen „Tchebiner Rov“. Er besaß ein sehr umfassendes Torawissen, mit dem er halachische Anfragen versiert und originell beantwortete.
Als die Nazis 1939 Polen überfielen, floh er mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter nach Lemberg in die Sowjetunion, von wo ihn die Kommunisten nach neun Monaten nach Sibirien deportierten. Hungernd und frierend und ohne Bücher lernte er dennoch unter unaussprechlichen Umständen. 1942 gelangte er in die Buchara und erhielt schließlich durch internationalen Druck Papiere, die ihm die Ausreise aus der Sowjetunion erlaubten.
Er traf Erew Pessach 1946 in Jerusalem ein, wo er den Rest seines Lebens verbringen würde. Fragen, die die jüdische Gemeinschaft in Eretz Jisrael und bald im neugegründeten Staat Israel betrafen, wurden ihm genauso angetragen wie Fragen und Probleme von Einzelpersonen.
Ein Teil seiner Responsen war schon 1937 in Tchebin veröffentlicht worden, die unter dem Titel Dovev Mescharim in Israel mit weiteren Kommentaren des Tchebiner Rovs wiederaufgelegt wurden.
Rav Weidenfeld starb 1965 in Jerusalem.

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