Okt ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Wajelech 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Wajelech
Schabbat Schuwa

daf-vayelech-5776

7./8. Oktober 2016
6. Tischrej 5777

Dewarim 31:1 – 31:30
Haftara: Hoschea 14:2-10 & Joel 2:11-27 & Micha 7:18-20

Die Parascha in Kürze
• Der letzte Tag in Mosche Rabbenus Leben
• Mitzwa von Hak’hel: der König liest aus der Tora alle sieben Jahre (im ersten Jahr des Schmitta-Zyklus‘) an Chol HaMoed Sukkot vor dem gesamten Volk

Konzept der Woche
Die Gemara warnt im Traktat Sanhedrin 107a davor, seinen Glauben auf die Probe zu stellen, indem man Haschem um eine Prüfung bittet. Dies wird von dem Vorfall abgeleitet, der in Schmuel II, Kapitel 11-12 beschrieben wird, in dem es um die Begegnung von David mit Batschewa geht. Diese Begebenheit geschah, nachdem David Haschem um eine Prüfung gebeten hatte, durch deren Bestehen Haschem sich als אֱלֹקֵי דָוִד – G-tt Davids bezeichnet hätte. Der Ausdruck dieses Wunsches nach Prüfung ist in Tehillim 26:2 zu finden בְּחָנֵנִי ה‘ וְנַסֵּנִי – prüfe mich Haschem, und versuche mich. Nachdem David die Prüfung nicht bestanden hatte, bedauerte er seinen Wunsch zutiefst und wünschte, dass sein Mund mit einem Maulkorb verschlossen gewesen wäre und er diese Worte nie gesprochen hätte.
Rav Yitzchok Hutner (1906-1980) fragt in seinem Werk Pachad Yitzchok folgendes: wenn Davids Bitte, geprüft zu werden wirklich als unangebracht angesehen wird, so dass er sie sogar selbst bereute, wie konnten dann dieselben Worte Eingang in Tehillim finden, um von einer Generation nach der anderen zitiert zu werden? Wie können wir außerdem die Worte in Tehillim mit den Versen in Einklang bringen, die wir jeden Tag nach den Morgen-Segenssprüchen sagen, Haschem möge uns nicht prüfen?
Pachad Yitzchok antwortet, dass der Vers in Tehillim nicht eine genaue Wiederholung der Bitte Davids ist, mit einer großen Versuchung geprüft zu werden, sondern er ist Ausdruck unseres Wunsches, Haschem bei alltäglichen Widerständen und Versuchungen dennoch zu dienen. Wenn wir in unserem morgendlichen Gebet nicht zuerst um Verschonung von Prüfungen bäten, würden wir es wirklich nicht verdienen, mit solchen Prüfungen konfrontiert zu werden, weil wir damit mangelnde Furcht vor möglicher Sünde zum Ausdruck brächten. Erst dadurch, dass wir unsere Angst vor dem Sündigen ausdrücken, können wir unsere Bereitschaft erklären, Widerständen und Herausforderungen des Alltags zu begegnen und unsere G-ttesfurcht unter Beweis zu stellen. Mit demselben Ausmaß von Verzweiflung, das wir fühlen, wenn wir morgens sagen וְאַל תְּבִיאֵֽנוּ …… לֹא לִידֵי נִסָּיוֹן – bringe uns nicht … in Versuchung, ist das Ausmaß von Sehnsucht zu sehen, das im Gebet von בְּחָנֵנִי ה‘ וְנַסֵּנִי – prüfe mich Haschem, und versuche mich – enthalten ist.
Vergleichbar damit ist die Verpflichtung eines Gelehrten, der die Fähigkeit hat, über halachische Fragen zu urteilen, sich tatsächlich dieser schwierigen Position auszusetzen. Es ist aber wirklich unabdingbar für die Ausübung dieser Tätigkeit, Angst davor zu haben. Die Angst, vielleicht falsch zu entscheiden, ist die Voraussetzung, aber sie muss überwunden werden, weil es eine wichtige Aufgabe für eine qualifizierte Person ist, halachische Entscheidungen zu treffen. Eine Geschichte illustriert Angst und Zögern eines Mannes, der die Position eines Dajan (rabbinischer Richter) ablehnen wollte, weil er fürchtete, inkorrekt zu entscheiden. Sein Lehrer erwiderte ihm darauf: „Wer soll dann halachische Entscheidungen abgeben: jemand der keine Angst hat?“ Die Furcht des Mannes qualifizierte ihn geradezu für diese Aufgabe.
So ist es auch für uns, dass die Angst, möglicherweise zu sündigen, uns dafür qualifiziert, geprüft zu werden und unsere Ergebenheit gegenüber Haschem zu beweisen.

Frage der Woche: Warum gibt es einen Zusatzbuchstaben, den Buchstaben Waw, im Wort וְלָבוֹא ? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wie macht man „vollständige“ Teschuwa? Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dieselbe Sünde zu begehen, für die man Teschuwa getan hat, aber man der Versuchung widersteht, hat man „vollständige“ Teschuwa getan.
Biographie der Woche
Rabbi Akiva Eger
Jahrzeit 13. Tischrej

Rabbiner Eger wurde als Akiva Güns 1761 in Eisenstadt in Ungarn geboren. Er entstammte einer Familie von Toragelehrten und lernte mit großer Hingabe und Intelligenz. In der Jeschiwa seines Onkels Rabbiner Benjamin Wolf Eger (1744-1795) in Breslau führte er seine Torastudien fort und nahm den Nachnamen seines Großvaters mütterlicherseits an. Mit 16 Jahren heiratete er die Tochter eines reichen Kaufmanns aus Lissa und lehrte dort mit der finanziellen Unterstützung seines Schwiegervaters an der von ihm gegründeten Jeschiwa. Als das Geschäft seines Schwiegervaters 1790 in Flammen aufging, musste Rav Eger eine bezahlte Rabbinerposition annehmen und wurde 1791 Rabbiner von Märkisch-Friedland, das nach der ersten polnischen Teilung 1772 preußisch geworden war. Sein Ruf als bedeutender Toragelehrter war ihm vorausgeeilt und er hatte nicht nur großen Einfluss auf die Menschen seiner eigenen Gemeinde, sondern es wurden ihm von Nah und Fern halachische Fragen angetragen, die er mit großer Expertise beantwortete. Die mehr als 1000 Responsen, die er im Laufe seines Lebens schrieb, wurden veröffentlicht und sind auch noch heute von großer Relevanz. 1815 wurde Rabbiner Eger als Rabbiner nach Posen berufen, wo er bis an sein Lebensende amtierte. Er starb 1837 in Posen.
Rav Eger war einer der größten Toragelehrten seiner Zeit und schrieb u. a. einen Kommentar zum Schulchan Aruch. Zeit seines Lebens stemmte er sich erfolgreich gegen die aufkeimende Reformbewegung. Seiner Gelehrsamkeit, Bescheidenheit und seinem Einsatz für jeden Juden – ob arm oder reich – wurde von Juden jeglicher Couleur großer Respekt gezollt. Seine Tochter Sorel wurde die zweite Frau des berühmten Rabbiners Mosche Schreiber (Chasam Sofer, 1762-1839).

Impressum: Herausgegeben von HMS © 2016