Dez ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Wajechi 5779

Paraschat Wajechi

21./22. Dezember 2018
14. Tewet 5779

Hier können Sie sich das DAF als PDF herunterladen: Daf Vayechi 5779

Bereschit 47:28 – 50:26
Haftara: Malachim I 2:1 – 12

Die Parascha in Kürze

• Jakow fühlt nach 17 Jahren in Ägypten seinen Tod nahen und lässt seinen Sohn Josef, den ägyptischen Vizekönig, schwören, ihn in Eretz Jisrael zu begraben
• Jakow erhebt Josefs Söhne Ephraim und Menasche zu Stämmen wie seine eigenen Söhne und segnet sie
• Jakow lässt alle seine Söhne rufen und segnet sie; Reuwen, Schimon und Levi werden getadelt
• Nach Jakows Tod betrauert ihn ganz Ägypten und seine Familie begräbt ihn in Chevron in der Me‘arat HaMachpela
• Josef stirbt im Alter von 110 Jahren; er wünscht, dass seine Gebeine beim Auszug aus Ägypten mitgenommen und in Eretz Jisrael begraben werden

Konzept der Woche
וַיַּגֵּד לְיַעֲקֹב וַיֹּאמֶר הִנֵּה בִּנְךָ יוֹסֵף בָּא אֵלֶיךָ וַיִּתְחַזֵּק יִשְׂרָאֵל וַיֵּשֶׁב עַל־הַמִּטָּה:

„Er ließ es Jakow erzählen und dann ihm sagen: Siehe, dein Sohn Josef ist zu dir gekommen; da nahm Jisrael seine ganze Kraft zusammen und setzte sich im Bett auf.“ (48:2)

Basierend auf dem Midrasch erklärt Raschi zu diesem Vers, dass man einem König mit Respekt begegnen muss. Obgleich Josef Jakows Sohn war und ein Vater normalerweise sein Kind nicht ehren muss, hat sich Jakow in seinem Krankenbett aufgerichtet, als Josef den Raum betrat. Raschi erläutert, dass der Grund darin liegt, dass Josef ein König war und es unangebracht ist, einem König im Liegen zu begegnen. Raschi fügt hinzu, dass es sich hier nicht um die einzige Stelle in der Tora handelt, aus der wir lernen, dass man einem König Respekt entgegenbringen muss. Auch Mosche und Aron sprachen respektvoll mit Pharao, selbst als sie ihm die letzte Plage des Todes der Erstgeborenen ankündigten (Schmot 11:8).
Allerdings haben wir schon in Vers 47:31 gesehen, dass sich Jakow vor Josef bei einem vorherigen Besuch verneigte. Raschi sagt zu jenem Vers: „Vor einem Fuchs in seiner Zeit (wenn er regiert) bückt man sich auch.“ Jakow wusste natürlich, dass Josef der Einzige war, der über die Macht verfügte, ihm seinen Wunsch, in Eretz Jisrael begraben zu werden, zu erfüllen. Daher zollte er seinem Sohn Respekt, obwohl er dazu als sein Vater nicht verpflichtet war. Beim Besuch in unserem Vers allerdings, strengte sich Jakow sehr an, um sich im Bett aufzusetzen. Daraus lehrt uns die Tora, sagt Raschi, dass ein König geehrt werden muss.
Verschiedene Mefarschim (Tora-Kommentatoren) haben unterschiedliche Auffassungen von Raschis Erklärung, warum Jakows Verbeugung beim ersten Besuch kein Ausdruck der königlichen Ehrerbietung war. Rabbi Mordechai Jaffe (1530-1612) führt aus, dass die erste Verbeugung das Resultat ihrer Unterredung war. Das sich Aufsetzen vor dem zweiten Besuch hingegen geschah, ohne dass es Josef sehen konnte und ohne Josefs Kenntnis. Vielmehr setzte sich Jakow mit viel Anstrengung auf, um Josef als König zu ehren.
Der Brisker Rav (Rav Jitzchok Zev Soloveitchik, 1886-1959) hat eine andere Erklärung. Er meint, dass Jakows Verbeugung beim ersten Besuch kein Beweis für eine Verpflichtung der Ehrerbietung vor dem König ist. Jakow könnte sich auch verbeugt haben, um der Etikette zu genügen. Beim zweiten Besuch war Jakow jedoch schon krank und schwach, aber dennoch hat er sich zusammengenommen, und im Bett aufgesetzt, als Josef zu ihm kam. Rav Soloveitchik folgert, dass es also eine Verpflichtung der Respektsbezeugung gegenüber einem König geben muss. Zur Bekräftigung seiner Argumentation führt der Brisker Rav die Situation von Mosche und Aron vor Pharao an, die Raschi zitiert. Dort kann die Ehrerbietung gegenüber Pharao keine simple Etikette gewesen sein, denn der Midrasch sagt uns, wie sehr Pharao Mosche und Aron beleidigt und sie sogar ins Gesicht geschlagen hat! In dieser aufgeheizten Atmosphäre hätte man sie sicher entschuldigt, wenn sie sich nicht an die Etikette gehalten hätten. Die Tatsache, dass sie Pharao dennoch Respekt entgegenbrachten, bezeugt, dass königliche Ehrerbietung nichts damit zu tun hat, wie sich der Monarch aufführt und was er sagt.

Frage der Woche: Was können wir aus Jakows letzten Lebensjahren lernen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Juden, die mit nach Ägypten gezogen sind, wurden in der Zählung der 70 Seelen nicht berücksichtigt? Diejenigen Juden, die bei der Aufzählung der siebzig Seelen nicht mitgezählt wurden, waren die Frauen der Söhne Jakows (siehe Vers 46:26).
Biographie der Woche

Esra HaSofer

Jahrzeit 9. Tewet

Esra HaSofer wurde nach der Zerstörung des ersten Tempels im Exil in Bawel geboren. Sein Lehrer war der Toragelehrte Baruch ben Neriah, dem er so nahestand, dass er nicht die Gelegenheit ergriff, mit der ersten jüdischen Gruppe nach Eretz Jisrael zurückzugehen, die sogleich mit dem Bau des zweiten Tempels begann. Für ihn war Toralernen wichtiger als den Tempel wiederaufzubauen!
Als er einige Jahre später nach Jerusalem kam, fand er in ganz Eretz Jisrael einen spirituellen Tiefstand vor. Viele der wenigen dort lebenden Juden hatten sich mit nichtjüdischen Frauen vermählt und es bedurfte sehr großer Überzeugungskraft seitens Esras und später auch des ihn unterstützenden Nechemia, damit diese Männer sich von ihren Frauen trennten.
Esra setzte durch, die Tora als Grundlage jüdischen Lebens wieder einzusetzen. Er war der Vorsitzende der כְּנֶסֶת הַגְּדוֹלָה – großen Versammlung – der die Toragrößen jener Zeit angehörten.
Seine Entscheidungen spielen bis heute eine große Rolle im jüdischen Leben. Dazu gehört die Einführung des öffentlichen Toralesens am Montag, Donnerstag und Schabbatnachmittag.
Zu Lebzeiten Esras endete die „Zeit der Propheten“. Esra starb im Jahre 3448 (313 v.d.Zr), genau 1000 Jahre nach der Übergabe der Tora am Berg Sinai.
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