Mrz ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Wajak´hel

Paraschat Wajakhel
Paraschat Schekalim
Schabbat Mewarchim

1./2. März 2019
25. Adar I 5779

Schemot 35:1 – 38:20
Haftara: Melachim I 12,1 – 12,17

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen:Daf Vayakhel 5779 Neu

Die Parascha in Kürze
• Die Mitzwa, Schabbes zu halten, wird wiederholt
• Mosches Aufruf an das Volk, die Materialien für den Mischkan zu spenden, findet großen Widerhall und wird im Übermaß erfüllt
• Bezalel und Oholiav werden als oberste Kunsthandwerker eingesetzt und überwachen die Ausführung der Arbeiten
• Der Mischkan wird mit seinen Geräten gebaut

Konzept der Woche
לֹא־תְבַעֲרוּ אֵשׁ בְּכֹל משְׁבֹתֵיכֶם בְּיוֹם הַשַּׁבָּת:

„Ihr sollt kein Feuer an allen euren Wohnsitzen am Schabbat anzünden (35:3).”

Die Tora sagt uns in diesem Vers, dass wir buchstäblich am Schabbat kein Feuer machen dürfen, aber der Sohar (grundlegendes Werk der jüdischen Mystik) zieht noch eine andere Lehre daraus. Der Sohar sagt, dass man den Feuern des Zorns nicht erlauben darf, am Schabbat zu brennen.
Rav Shimshon Pincus (1944-2001) erklärt, dass ein Mensch sich immer bemühen muss, seinen Zorn im Zaum zu halten. Die Gemara vergleicht im Traktat Nedarim 22b jemanden, der seinem Zorn freien Lauf lässt, mit einem Götzendiener! Der RaN (Rav Nissim von Gerona, 1320-1376) weist darauf hin, dass Zorn einen Menschen dazu bringen kann, G-tt zu leugnen! Dennoch muss man manchmal zornig werden, wenn es z.B. darum geht, als Vater seinen Sohn zurechtzuweisen. Nie darf es allerdings dazu führen, dass beim Tadeln die Wut überhandnimmt. Unsere Weisen lehren, כַּעַס הַפָּנִים וְלֹא כַּעַס הַלֵּב, d.h. Zorn darf sich im Gesicht zeigen, aber nicht im Herzen.
Rav Pincus erklärt weiter, dass man lernen muss, mit Feuer umzugehen. Mit einem kontrollierten Feuer kann man Essen kochen, aber ein Feuer, das außer Kontrolle geraten ist, kann das ganze Haus zerstören. Ebenso darf nur jemand, der seinen Zorn kontrollieren kann, unter bestimmten Umständen davon kontrolliert und in geringem Maß Gebrauch machen. Der Sohar sagt uns aber, dass sogar ein solch kontrollierter Zorn am Schabbat verboten ist, denn der Schabbat ist der Tag völliger Ruhe und Freude – jede Spur von Zorn ist an diesem erhabenen Tag verboten.
Rav Pincus geht noch weiter und zitiert erneut die Gemara in Nedarim 22b: jemand, der in Wut ausbricht, hat bekanntermaßen mehr Sünden als Verdienste, wie es in Mischlej (Sprüche) 29:22 heißt: אִישׁ־אַף יְגָרֶה מָדוֹן – ein zorniger Mann ist voller Sünden. Dies sollte einen Menschen in großen Schrecken versetzen, denn der Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) schreibt in Hilchot Teschuwa 3:1-2 über einen Menschen, der mehr Sünden als Verdienste aufzuweisen hat, dass er ein רָֹשָע – Frevler – genannt wird und dementsprechend von Haschem gerichtet wird. Wer von uns weiß jedoch, wie es um sein Soll und Haben im Himmel bestellt ist? Selbst wenn ein Mensch Mitzwot und gute Taten in seinem Leben tut, weiß nur Haschem, welchen Status der Mensch innehat. Der Rambam schreibt weiter: Man wird nur auf der Grundlage des Wissens von G-tt, der alles Wissen besitzt, gerichtet. ER ist der Einzige, der wirklich Verdienste und Sünden gegeneinander abwägen kann.
Wenn daher ein Mensch sieht, dass er sich grenzenlosem Zorn hingegeben hat, muss er für sich in Betracht ziehen, dass er vielleicht zu der Kategorie Menschen gehört, vor der die Gemara warnt. Er sollte sich selbst aufrütteln und es als Zeichen ansehen, dass seine Sünden möglicherweise seine Verdienste überragen und sollte wahre Teschuwa tun. Die Teschuwa soll nicht nur für die Sünde des Zorns, sondern auch für ein mögliches Manko an Verdiensten getan werden. Sollte es ihm gelingen, auf den Pfad des richtigen Lebens zurückzukehren, darf er auf ein langes und gesundes Leben hoffen.

Frage der Woche: Warum folgen die Schabbatgesetze nach der Diskussion über Mosches Ausstrahlung (am Ende des vorigen Wochenabschnittes Ki Tissa)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Was lernen wir aus dem Wort לָכֶם – für Euch – in Vers 31:14? Wir lernen, sagt der Meshech Chochmah (Rav Meir Simcha von Dvinsk,1843-1926), dass manchmal „für Euch“ der Schabbat entweiht werden darf – wenn es nämlich darum geht, ein Leben zu retten.
Biographie der Woche

Rabbi Chaim Davidson

Jahrzeit 17. Adar

Rav Chaim Davidson wurde 1760 in Pinczow/Polen (jiddisch: Pinchev) geboren. Früh verwaist zeigte er immense Begabung beim Tora-Studium, so dass einer der reichsten Männer Warschaus ihn sich zum Schwiegersohn auserkor. In Warschau widmete er sich weiter dem Tora-Studium, wurde aber auch von seinem Schwiegervater in geschäftliche Angelegenheiten involviert.
Auf Geschäftsreisen verweilte er oft wochenlang bei Rabbi Akiva Eiger (1761-1837), einem der größten und einflussreichsten Rabbiner jener Zeit, in Märkisch-Friedland und später in Posen, um gemeinsam Tora zu lernen.
Auch wenn Rav Davidson während des Großteils seines Lebens hauptsächlich Geschäftsmann war, übte er großen Einfluss auf das jüdische Leben in Warschau aus. Warschaus jüdische Bevölkerung war zwischen 1765 (2519 Juden) und 1816 (etwa 15 000 Juden) stark angewachsen. Die Aufklärung griff spätestens mit der Ankunft Napoleons I. Anfang des 19. Jahrhunderts um sich und führte zu Grabenkämpfen zwischen orthodoxen und reformerischen Juden. Rav Davidson unterstützte den Oberrabbiner Warschaus, Rav Schlomo Salman Lifschitz (Chemdas Schlomo, 1765-1839).
Im Alter von fast achtzig Jahren wurde er selbst Oberrabbiner von Warschau – eine Position, die er mit viel Energie bis zu seinem Lebensende ausfüllte. Kurz vor seinem Tod vernichtete er alle seine Manuskripte, weil er sie in seiner Bescheidenheit nicht für würdig befand, der Nachwelt erhalten zu bleiben.
Er starb 1854 in Warschau.
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