Mrz ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Wajakhel 5776

Paraschat Wajakhel
Paraschat Schekalim
Schabbat Mewarchim

Daf Vayakhel 5776

Schmot 35:1 – 38:20
Haftara: Melachim II 12:1 – 17

4./5. März 2016
25. Adar 5776

Die Parascha in Kürze

• Die Mitzwa, Shabbos zu halten, wird wiederholt
• Mosches Aufruf an das Volk, die Materialien für den Mischkan zu spenden, findet großen Widerhall und wird im Übermaß erfüllt
• Bezalel und Oholiav werden als oberste Kunsthandwerker eingesetzt und überwachen die Ausführung der Arbeiten
• Der Mischkan wird mit seinen Geräten gebaut

Konzept der Woche
In der Parascha Wajakhel sehen wir die Signifikanz der Frauen und ihre Rolle als Verkörperung von אֱמוּנָה – Glaube – und בִּטָחוֹן – G-ttvertrauen – im jüdischen Volk. Im Gegensatz zu den Ereignissen beim Bau des goldenen Kalbes, wo die Männer den Frauen ihren Schmuck gegen ihren Willen wegnahmen, weil die Frauen nichts mit Götzenverehrung zu tun haben wollten, geben die Frauen hier sehr großzügig. Es war nicht Geiz, der sie veranlasste, ihren Schmuck nicht aufgeben zu wollen, sondern ihr tiefes Verständnis, dass das jüdische Volk beim goldenen Kalb im Begriff war, Unrecht zu tun. Ramban erklärt sogar den Vers 35:22: וַיָּבֹאוּ הָאֲנָשִׁים עַל־הַנָּשִׁים – „Es kamen die Männer samt den Frauen“, dass die Frauen ihren Schmuck als Erste für den Mischkan gaben und die Männer erst an zweiter Stelle standen. Die Frauen wussten, dass der Bau des Mischkans eine Mitzwa war und sie waren sehr eifrig, mit ihren materiellen Möglichkeiten sowie ihrer Kunstfertigkeit, die Mitzwa aufs Schönste zu erfüllen. Sie stellten ihre Expertise z.B. beim Weben zur Verfügung.
In Vers 38:8 sehen wir einen weiteren Hinweis nicht nur für die Spendenfreudigkeit der Frauen, sondern auch für ihr absolutes G-ttvertrauen während der Versklavung in Ägypten.

וַיַּעַשׂ אֵת הַכִּיּוֹר נְחשֶׁת וְאֵת כַּנּוֹ נְחֹשֶׁת בְּמַרְאֹת הַצֹּבְאֹת אֲשֶׁר צָבְאוּ פֶּתַח אֹהֶל מוֹעֵד: –
„Und er fertigte das Becken aus Kupfer und sein Gestell aus Kupfer an, aus den Spiegeln der Frauenscharen, die sich am Eingang des Stiftszeltes zusammenscharten.“

Raschi führt den Midrasch an, dass es sich bei den Spiegeln der Frauen um die Spiegel aus Kupfer handelt, die sie benutzt hatten, um sich für ihre Männer herauszuputzen. Mosche wollte sie nicht als Spende für den Mischkan entgegennehmen, weil er die Spiegel für anrüchig hielt. Aber G-tt erklärt ihm, dass sie Ihm besonders teuer sind, denn mit ihnen haben die Frauen in Ägypten dafür gesorgt, dass sie viele Nachkommen hatten. Während die jüdischen Männer ob der qualvollen Sklavenarbeit fast jede Hoffnung für die Zukunft aufgegeben hatten und keine Kinder mehr in die Welt setzen wollten, verzweifelten ihre Frauen nicht und hielten ihnen mit den Spiegeln vor Augen, wie attraktiv sie sind. Durch ihr von Emuna und Bitachon motiviertes Verhalten wurden die zukünftigen Generationen gesichert. Das von den Spiegeln aller Frauen herrührende Kupfer wurde für das Kupferbecken verwendet, mit dessen Wasser sich die Kohanim vor jedem Dienst im Mischkan ihre Hände und Füße waschen würden.
So wie die Frauen ihre Spiegel, die auf Anhieb nur mit Sinnlichkeit verbunden zu sein schienen, mit der richtigen Absicht in Ägypten benutzten, so sollen sich die Kohanim beim Waschen am aus den Spiegeln gefertigten Kupferbecken verdeutlichen, dass sie ihren Dienst in Reinheit und Demut versehen sollen. Rav Yerucham Levovitz (1873-1936) sagt, dass alltäglichen Gegenständen nichts Schlechtes oder Hässliches anhaftet, sondern sie mit der richtigen Absicht gebraucht werden sollen.

Frage der Woche: Warum lesen wir an diesem Schabbat zusätzlich die Paraschat Schekalim (Schemot 30:11-16)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Aus welchem Grund trug Mosche keine Maske auf seinem Gesicht, wenn er das Volk Tora lehrte? Mosche trug die Maske nicht, wenn er das Volk Tora lehrte, damit nichts zwischen dem Volk und der Tora stehen würde.
Biographie der Woche

Rabbiner Jechiel Michel Epstein

Aruch HaSchulchan

Jahrzeit 22. Adar II

Rabbiner Epstein wurde 1829 in Babruysk/Weißrussland geboren. Er entstammte einer reichen Kaufmannsfamilie, zeigte von klein auf große intellektuelle Begabung und zeichnete sich durch intensives Lernen aus. Nach seiner Heirat mit einer Schwester von Rav Naftali Zvi Yehuda Berlin (dem Netziv, Rosch Jeschiwa der Volozhin Jeschiwa, 1816-1893) und seiner Ordination zum Rabbiner wurde er Rabbiner von Novozybkov. Dort stand er dem Lubavitcher Rebben Rav Menachem Mendel Schneersohn, dem Tzemach Tzedek (1789-1866), nahe. 1863 wurde er Rabbiner in Novardok. Während seiner vierunddreißigjährigen Tätigkeit dort schrieb er u.a. sein halachisches Werk Aruch HaSchulchan, das in seinem Aufbau dem Schulchan Aruch von Rav Joseph Caro (1488-1575) folgt. Rav Epstein gibt dabei die Quellen seiner Entscheidungen aus Gemara und Rambam an und bezieht oftmals den örtlichen Minhag mit ein. Da er Zeit seines Lebens als Rabbiner und Posek (halachischer Dezisor) fungierte und so mit den alltäglichen Problemen sehr vertraut war, wurde seinen Entscheidungen großes Gewicht beigemessen. Die etwa zeitgleich erschienene Mischna Brura von Rabbiner Jisroel Meir Kagan, dem Chofetz Chaim (1838-1933), befasst sich mit derselben Thematik, aber umfasst nicht ein so weites Gebiet wie der Aruch HaSchulchan.
Rav Epstein starb 1908 in Novardok.
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