Aug ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Wa´etchanan 5779

Hier können Sie das Daf aös Pdf herunterladen: Daf Va’eschanan 5779Paraschat Wa’etchanan
Schabbat Nachamu

16./17. August 2019
16. Aw 5779

Dewarim 3:23 – 7:11
Haftara: Jeschajahu 40:1 –26

Die Parascha in Kürze
• Mosche fleht G-tt an, ihn nach Eretz Jisrael mitgehen zu lassen
• Mosche legt die drei Zufluchtsstädte jenseits des Jordans fest
• Wiederholung der Zehn Gebote
• Der erste Abschnitt des Schema Jisrael

Konzept der Woche
אָז יַבְדִּיל מֹשֶׁה שָׁלֹשׁ עָרִים בְּעֵבֶר הַיַּרְדֵּן מִזְרְחָה שָׁמֶשׁ:
„Damals schied Mosche drei Städte jenseits des Jordans aus, gegen Sonnenaufgang.“ (4:41)

Geradeaus betrachtet sieht dieser Vers so aus, als ob er grammatische Widersprüche enthielte. Wörtlich übersetzt steht dort: „Dann wird Mosche drei Städte abtrennen“ – das Wort יַבְדִּיל ist eine Verbform des Futurs und bedeutet: er wird abtrennen. Trennt also Mosche die Städte jetzt ab oder wird die Abtrennung in der Zukunft geschehen? Raschi erklärt zu dieser Stelle, dass Mosche die drei Städte zwar zu diesem Zeitpunkt abgetrennt hat, aber sie erst den offiziellen Status von עָרֵי מִקְלָט – Zufluchtsstädten – erhalten, wenn Eretz Jisrael erobert sein wird. Es gab einen Anteil der Abtrennung zu jener Zeit, was die Tora mit dem Wort zu Beginn des Satzes, אָז – damals, ausdrückt und außerdem einen Anteil der Zukunftsplanung יַבְדִּיל, denn die Zufluchtsstädte werden ihre Funktion erst übernehmen, wenn alle anderen עָרֵי מִקְלָט ebenfalls zur Verfügung stehen.
Man kann sich hier fragen, warum Mosche überhaupt mit der Designation dieser Städte begonnen hat, wenn er doch genau wusste, dass er diese Aufgabe nicht würde beenden können. Zu Beginn dieser Parscha hatte Mosche wiederholt Haschem angefleht, wenigstens Eretz Jisrael betreten zu dürfen, aber dieser Herzenswunsch sollte unerfüllt bleiben. Mosche wusste längst, dass er vor dem Einzug des jüdischen Volkes ins Land sterben müsste und Jehoschua das Volk ins Land führen würde. Erst dann würden alle Zufluchtsstädte deklariert werden und jenen Menschen Schutz gewähren können, die unabsichtlich einen Menschen getötet hatten.
Unsere Weisen zeigen uns auf, wie man eine Aufgabe angehen soll: אַל תְּרַחֵק עַצְמְךָ מִמִּדָּה שֶׁאֵין לָהּ קִצְבָה וּמִמִלָאכָה שֶׁאֵין לָהּ גְמִירָא – halte dich nicht von einer Aufgabe fern, die keine Grenzen hat, und von Arbeit, die kein Ende hat (Awot D’Rabbi Nathan, Kapitel 27). Der Chofetz Chaim (Rav Jisrael Meir Kagan, 1839-1933) erklärt, dass es eine der Taktiken des Jetzer Hara (bösen Triebs) ist, uns davon zu überzeugen, dass es unmöglich ist, alle Halachot aller Mitzwot zu halten – also warum überhaupt damit anfangen? Das jüdische Gesetz ist so komplex und detailliert, argumentiert der Jetzer Hara, dass man es kaum vollständig lernen und es sich noch viel weniger merken oder gar halten kann! Viele Menschen fallen auf diese Argumentation herein und akzeptieren eine Niederlage, bevor sie überhaupt das Schlachtfeld betreten haben.
Mosche Rabbenu war allerdings ein Paradebeispiel für das Gegenargument für den Jetzer Hara. Mosche sagte: מִצְוָה שֶׁאֶפְשָׁר לְקַיְּמָהּ אֲקַיְּמֶנָּה – gibt es eine Mitzwa, die ich tun kann, will ich sie sofort tun! Wieviel ist aber eine Mitzwa wert, die man mit dem Wissen beginnt, sie nicht beenden zu können? Der Chofetz Chaim gibt uns ein Gleichnis zu bedenken: Man stelle sich vor, an einem einsamen Strand spazieren zu gehen und plötzlich spült einem die Flut Edelsteine und Perlen vor die Füße. Man sieht sich um und den ganzen Strand entlang glitzern wertvolle Steine um die Wette. Was wird man dann tun? Wird man sich sagen, dass man unmöglich alle Edelsteine und Perlen aufsammeln kann und es daher sinnlos ist, überhaupt damit zu beginnen? Natürlich nicht! Jede Perle und jeder Edelstein ist wertvoll und man wird sich bemühen, so viele wie möglich zusammenzutragen.
Der Wert einer Mitzwa ist jedoch viel größer als jeder Edelstein und wir müssen uns im Leben darauf konzentrieren, so viele Mitzwot wie möglich zu sammeln, obwohl wir wissen, dass wir möglicherweise das Ziel, alle Mitzwot zu tun, nicht erreichen werden.

Frage der Woche: Welchen weiteren Grund gab es, die drei Zufluchtsstädte abzuscheiden, bevor sie in Funktion treten konnten? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum sagt der Vers, dass Mosches Tadel אֶל־כָּל־יִשְׂרָאֵל – an ganz Jisrael – gerichtet war? Der Midrasch leitet aus den Worten des Verses ab, dass alle Juden Mosches Mussar angenommen haben, ohne zu rebellieren.
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Mussar: jüdische Ethik

Biographie der Woche

Sir Moses Montefiore
Jahrzeit 16. Aw

Moses Montefiore wurde 1784 in Livorno/Italien geboren und wuchs in London auf. Seine Familie stammte von sephardischen Juden ab, die 1492 der spanischen Inquisition entflohen waren. Auf englischem Boden gelangte seine Familie zu gediegenem Wohlstand.
Der junge Moses trat ins Geschäftsleben ein und lernte den Tee- und Lebensmittelhandel kennen. Schließlich wurde er einer der zwölf jüdischen Börsenmakler, denen es gestattet war, an der Londoner Börse zu handeln. Sein jüngerer Bruder Abraham trat in Moses‘ Firma ein und beide machten sie zu einem überaus erfolgreichen Unternehmen, so dass sich Moses 1824 ins Privatleben zurückziehen konnte. Zuvor hatte er auch mit seinem Schwager Nathan Rothschild zu beider größter Zufriedenheit geschäftlich kooperiert.
Den Rest seines Lebens widmete Moses Montefiore, der 1837 von Queen Victoria geadelt worden war, dem Ziel, das Los von Juden in aller Welt zu erleichtern. Er besaß überall sehr großes Ansehen und ihm öffneten sich die Türen zu den höchsten Kreisen in Europa und im Osmanischen Reich, wenn er versuchte, sich für Juden in den jeweiligen Ländern einzusetzen.
Seine beträchtlichen finanziellen Mittel setzte er vor allem in Eretz Jisrael ein, das er 1827 zuerst bereiste. Von da an lebte er als religiöser Jude, der sogar seinen eigenen Schochet mit sich führte. In Jerusalem wurden die ersten Siedlungen außerhalb der Altstadt von ihm finanziert und er sorgte dafür, dass durch eine Windmühle zum Mahlen billigen Getreides, die Gründung einer Druckerei und einer Textilfabrik die Grundlage der Erwerbstätigkeit für viele arme Juden Jerusalems gelegt wurde.
Auch in Großbritannien agierte Sir Moses als Philanthrop und beschränkte sich dabei nicht nur auf seine jüdischen Mitbürger. Er war allseits beliebt, geachtet und anerkannt und starb 1885 im Alter von hundert Jahren.
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