Aug ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Wa´etchanan 5776

Paraschat Wa’etchanan
Schabbat Nachamu

Daf Va’eschanan 5776

19./20. August 2016
16. Aw 5776

Dewarim 3:23 – 7:11
Haftara: Jeschajahu 40:1 –26

Die Parascha in Kürze

• Mosche fleht G-tt an, ihn nach Eretz Jisrael mitgehen zu lassen
• Mosche legt die drei Zufluchtsstädte jenseits des Jordan fest
• Wiederholung der Zehn Gebote
• Der erste Abschnitt des Schema Jisrael

Konzept der Woche

שָׁמוֹר אֶת־יוֹם הַשַּׁבָּת לְקַדְּשׁוֹ כַּאֲשֶׁר צִוְּךָ ה‘ אֱלֹקֶיךָ:

„Hüte den Schabbattag, ihn zu heiligen, wie dir Haschem, dein G-tt, geboten (5:12).”

Wir sind im Sefer Dewarim angelangt, in dem Mosche in den letzten fünf Wochen seines Lebens das Volk nochmals die Mitzwot der Tora lehrt. Dazu gehören auch die Zehn Gebote, die wir in Paraschat Jitro schon gehört haben. Allerdings sind wir im Wochenabschnitt Wa’etchanan inzwischen im Jahr 2488 und die Mehrheit des Volkes, das jetzt vor Mosche steht, war bei Matan Tora (Übergabe der Tora) entweder minderjährig oder noch nicht geboren. Nun soll das Volk, das nach Eretz Jisrael einziehen darf, die Gebote der Tora aus Mosches Mund vernehmen.
Wenn wir uns allerdings den Wortlaut der Zehn Gebote in Paraschat Jitro und Wa’etchanan genauer ansehen, fällt uns auf, dass sie nur auf den ersten Blick identisch sind. Das vierte Gebot, das sich mit der Einhaltung des Schabbat befasst, unterscheidet sich in beiden Fällen und daraus leiten unsere Weisen gewichtige Lehren ab. In Jitro (Schemot 20:8) lautet der Vers זָכוֹר אֶת־יוֹם הַשַּׁבָּת לְקַדְּשׁוֹ – Gedenke des Schabbattages, um ihn zu heiligen. In obigem Vers hingegen drückt sich die Tora folgendermaßen aus: שָׁמוֹר אֶת־יוֹם הַשַּׁבָּת לְקַדְּשׁוֹ – Hüte den Schabbattag, ihn zu heiligen …“. Gedenke drückt aus, dass wir den Schabbat heiligen sollen, indem wir Kiddusch machen, Schabbatkleidung tragen, besonders gute Speisen auftischen, möglichst Tora lernen – d.h. sich den ganzen Tag die Besonderheit des Schabbat vor Augen zu führen und zu leben. Hüte drückt den anderen Aspekt des Schabbathütens aus und beinhaltet das Arbeitsverbot. Die Betonung liegt auf dem Verbot verschiedener Tätigkeiten, die der Idee des Schabbat abträglich sind. Die Gemara lehrt in Traktat Shevuos 20a, dass G-tt beides in Einem geäußert hat. Die Einheit von Gebot der Heiligung und Verbot bestimmter Tätigkeiten ist es, die den Schabbat ausmacht.
Des Weiteren lernen wir aus diesen beiden Seiten derselben Medaille, dass der Schabbat von Männern und Frauen gehalten werden muss. Da Frauen zu zeitgebundenen Mitzwot nicht verpflichtet sind, könnte man ja auf den Gedanken kommen, sie müssten auch nicht den Schabbat hüten. Mitzwot, die auf Verboten beruhen – nämlich den Schabbat nicht zu entweihen – gelten hingegen für alle Juden. Die Einheit vonזָכוֹר und שָׁמוֹר macht damit ganz klar, dass wir alle in dieser besonderen Mitzwa eingeschlossen sind. Frauen haben sogar das Privileg, den Schabbat durch das Zünden der Schabbatkerzen am Freitagabend (18 Minuten vor Sonnenuntergang) einzubringen. Die zwei Kerzen stehen ebenfalls für die beiden Aspekte des Erinnerns und Hütens. Mit dem Licht der Kerzen verbreitet sich die besondere Atmosphäre im Haus, die dem Schabbat innewohnt und uns auf ein Niveau bringt, nach dem sich unsere Seele die ganze Woche gesehnt hat.

Frage der Woche: Welche anderen Schabbatot tragen ihren Namen nach der Haftara, die man an ihnen liest? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was meint Mosche in Vers 1:37, wenn er sagt, dass er wegen des Volkes nicht ins Land einziehen darf? Abarvanel bemerkt, dass Mosche die Kundschafter nur die Fruchtbarkeit von Eretz Jisrael hätte ausspionieren lassen sollen. Weil er aber gute Absichten dabei hatte, wurde er erst bei der Sünde, den Felsen geschlagen zu haben, für beides bestraft.
Biographie der Woche

Rav Don Yitzchak Abarvanel

Jahrzeit 10. Aw

Rav Yitzchak Abarvanel wurde 1437 in eine reiche und angesehene Familie in Lissabon geboren, die vor Verfolgung in Sevilla/Spanien nach Portugal geflohen war. Er zeigte sehr früh große Intelligenz und erwarb ein umfassendes Torawissen, aber er zeigte auch große
Begabung und Geschick als Finanzberater. Er wurde zum wichtigen Berater des portugiesischen Königs Afonso V. Sein Leben lang stand er in jeder Hinsicht seinen jüdischen Brüdern bei, sei es in finanziellen Dingen oder durch Einflussnahme auf wichtige nichtjüdische Personen. Mehrmals setzte er große Summen seines Vermögens ein, um zu versuchen, Juden zu retten.
Nach König Afonsos Tod floh er nach Toledo/Spanien – sein gewaltiges Vermögen in Portugal wurde konfisziert. Aber auch für den spanischen Königshof wurde er wieder tätig und seine Expertise erwies sich dort als sehr nützlich. Es gelang ihm jedoch nicht, 1492 das Dekret der Vertreibung der spanischen Juden abzuwenden und er ging freiwillig an Tischa BeAw 5552 mit seinem Volk ins Exil. Er ließ sich in Neapel nieder und nach einigen weiteren Stationen kam er schließlich 1503 nach Venedig, wo er 1508 starb.
Der Abarvanel schrieb einen berühmten Kommentar zur Tora, der gerade heute für uns sehr relevant ist. Er war auch mit Philosophie sehr vertraut und die Verquickung mit Torawerten machen seine philosophischen Werke sehr interessant. Er schrieb Kommentare zu NaCh, zur Haggada und philosophische Werke.

NaCh: Akronym von Nevi’im (Propheten) und Ketuwim (Schriften), den beiden Teilen der Bibel, die sich der Tora anschließen

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