Nov ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Toldot 5779

Paraschat Toldot
9./10. November 2018
2. Kislew 5779

Hier können Sie sich das Daf als pdf heruterladen: Daf Toldos 5779

Bereschit 25:19 – 28:9
Haftara: Malachi 1:1 – 2:7

Die Parascha in Kürze Konzept der Woche

• Jitzchak und Riwka beten nach zwanzigjähriger kinderloser Ehe um Nachkommenschaft
• Riwka gebiert die Zwillinge Jakow und Esaw
• Esaw verkauft Jakow sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht
• Hungersnot zwingt Jitzchak ins Herrschaftsgebiet von Awimelech; Jitzchak wird dort finanziell sehr erfolgreich
• Jitzchak segnet Jakow, der sich als Esaw ausgegeben hat
• Jakow flieht mit Hilfe seiner Mutter vor seinem wütenden Bruder Esaw

וַיִּזְרַע יִצְחָק בָּאָרֶץ הַהִוא וַיִּמְצָא בַּשָּׁנָה הַהִוא מֵאָה שְׁעָרִים וַיְבָרֲכֵהוּ ה‘:
„Da säte Jitzchak in diesem Lande und erreichte in diesem Jahr das Maß hundertfach; da segnete ihn Haschem.“ (26: 12)

Raschi zitiert den Midrasch, der sich darüber auslässt, was es mit der hundertfachen Ernte auf sich hat. Die Tora sagt uns nicht, wovon es hundertfach geben wird und der Midrasch gibt drei Erklärungen. Zuerst sagt er, dass es sich um hundert Kor handelt – eine Volumenmaßeinheit. Wie oft bei halachischen Maßen, gibt es verschiedene rabbinische Meinungen über die Größe eines Kor in heutigen Maßen und wird zwischen 249 und 432 Litern pro Kor angegeben. Die zweite Erklärung des Midrasch ist, dass es hundert Mengen sind und bedeutet, dass Jitzchak die hundertfache Menge dessen, was er gesät hatte, geerntet hat. Die dritte Erklärung besagt, dass Jitzchaks Diener die zu erwartende Ernte geschätzt hatten und dass die tatsächliche Ernte das Hundertfache der Schätzung betrug.
Der Midrasch wendet allerdings ein, dass es in der Gemara in den Traktaten Ta’anit 8b und Bava Metzia 42a heißt, kein g-ttlicher Segen ruhe auf etwas, das gewogen, gemessen oder gezählt worden ist. Sfas Emes (Rav Jehuda Arjeh Leib Alter, 1847-1905) erläutert, dass Haschem auf schon Gemessenem kein Wunder wirken lässt, weil Er normalerweise die Gesetze der Natur agieren und nicht offene Wunder vor aller Augen geschehen lässt. Der Midrasch fragt daher, warum Jitzchak Maß genommen hat und antwortet: מִפְּנֵי הַמַּעַשְׂרוֹת – wegen des Zehnten. Jitzchak hat also Kalkulationen angestellt, wie viel Ma’aser er von seiner Ernte werde nehmen müssen, den er dann den Armen geben würde. Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839) erklärt dazu, dass Ma’aser ein Zehntel der eingebrachten Ernte ist und alles, was auf dem Feld von Arbeitern oder Tieren gegessen wurde, nicht für das Ma‘asernehmen berücksichtigt wird. Jitzchak wollte allerdings über den Buchstaben des Gesetzes hinausgehen und ein Zehntel des tatsächlich Geernteten absondern.
Jefej Toar (Rav Schmuel Jaffe Aschkenasi, 1525-1595) erklärt detaillierter, was der Midrasch sagen will. Der Einwand der Gemara, dass Abgemessenem kein Wunder widerfährt, wird eine andere Gemara entgegengesetzt, die eine Ausnahme dafür nennt. Bezogen auf den Vers im Sefer Dewarim 14:22 heißt es im Traktat Ta’anit 9a: עַשֵּׂר תְּעַשֵּׂר, עַשֵּׂר בִּשְׁבִיל שֶׁתִּתְעַשֵּׁר – du sollst den Zehnten absondern (verdoppelte Wortwahl), nimm den Zehnten – so dass du reich wirst. Die Tora garantiert also jemandem Wohlstand, der Ma’aser gibt. Diese Garantie geht noch weiter als Haschems allgemeines Ansinnen, keine offenen Wunder zu vollbringen, um jemandes Reichtum zu vergrößern.
Natürlich hat Jitzchak nicht mit Berechnung gehandelt, um für sich selbst das optimale Resultat zu erwirken. Vielmehr hat er seiner אֱמוּנָה – seinem tiefen Glauben – damit Ausdruck verliehen, dass alles von G-tt kommt und Wohlstand nicht nur durch eigene harte Arbeit produziert wird. Natürlich muss man sein Teil dazu tun, aber das Ergebnis seiner Arbeit hängt davon ab, was Haschem bestimmt hat. Die Mitzwa von Zedaka sorgt dafür, dass dem wohlhabenden Menschen nicht nur sein Privileg bewusst wird, sondern dem Gebenden und dem Empfangenden etwas Gutes widerfährt. Rav Schlomo Wolbe (1914-2005) erläutert, dass ein Mensch durch die Handlung des Gebens seine Lebenseinstellung mehr darauf richtet, G-tt zu dienen. Optimalerweise wird ihm klar, dass Geld nur ein Mittel ist und nicht ein Lebensziel. Der Wert einer Sache wird nicht unbedingt durch einen Eurobetrag bezeichnet. Die Balance zu finden, was im Leben Priorität hat und sich dementsprechend zu verhalten, wird uns durch das Beachten der Gebote der Tora leichter gemacht.

Frage der Woche: An welchen anderen Stellen in der Tora sprechen die Stammväter vom Nehmen des Zehnten? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Warum wurde die Me’arat Hamachpela so genannt? Machpela heißt Verdoppelung und Raschi sagt, dass sich die Wortwahl auf die zwei Geschoße dort bezieht bzw. weil dort vier Paare begraben sind.
Biographie der Woche

Rabbi Elieser Jehuda Waldenberg

Zitz Elieser

Jahrzeit 30. Cheschwan

Rav Elieser Jehuda Waldenberg wurde 1915 in Jerusalem geboren. Er lernte in der Jerusalemer Etz Chaim Jeschiwa und war sehr mit deren Rosch Jeschiwa Rav Isser Salman Meltzer (1870-1953) verbunden.
Als Rav Waldenberg Rabbiner einer Synagoge neben dem Sha’arej Zedek-Krankenhaus in Jerusalem war, wurde er zum Spezialisten über Fragen zu medizinischer Ethik. Seine Responsen zu verschiedenen halachischen Fragen wurden in 21 Bänden unter dem Titel Zitz Elieser veröffentlicht und befassen sich zum großen Teil mit medizinischen Fragen. Dazu gehören seine Entscheidungen zu IVF (in vitro-Fertilisation), Abtreibung, Schönheitschirugie und Rauchen.
Selbst bei jüngsten Erörterungen zur halachischen Stellung von Transsexuellen, werden seine Gedanken und Entscheidungen als Grundlage herangezogen. Einige Entscheidungen wurden damals wie heute sehr kontrovers diskutiert und von anderen führenden Rabbinern vehement widersprochen. Er genoss jedoch als halachischer Dezisor großes Ansehen und saß mit Rav Yosef Shalom Elyashiv (1910-2012) und Rav Ovadia Yosef (1920-2013) lange Jahre als Dajan im Bet Din HaGadol in Jerusalem.
Der Zitz Elieser starb 2006 on Jerusalem.

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