Feb ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Tezaweh 5776

Paraschat Tetzawe

Daf Tetzaveh 5776
Schmot 27:20 – 30:10
Haftara: Jecheskel 43:1 – 27

19./20. Februar 2016
11. Adar I 5776

Die Parascha in Kürze
• Nur reines Olivenöl soll für die Menora benutzt werden
• Die Gewänder für Aron, den Kohen Gadol, und seine vier Söhne, die Kohanim, werden beschrieben: acht Kleidungsstücke für den Kohen Gadol (Brustschild, Ephod, Robe, Leibrock, Turban, Gürtel, Beinkleider und Diadem), und vier für jeden Kohen (Leibrock, Gürtel, Mütze und Beinkleider)
• Die siebentägige Einsetzung der Kohanim mit täglichen Opfern wird beschrieben
• Der goldene Altar für Räucherwerk wird beschrieben

Konzept der Woche
וְעָשִׂיתָ עַל־שׁוּלָיו רִמֹּנֵי תְּכֵלֶת וְאַרְגָּמָן וְתוֹלַעַת שָׁנִי עַל־שׁוּלָיו סָבִיב וּפַעֲמֹנֵי זָהָב בְּתוֹכָם סָבִיב: פַּעֲמֹן זָהָב וְרִמּוֹן פַּעֲמֹן זָהָב וְרִמּוֹן עַל־שׁוּלֵי הַמְּעִיל סָבִיב:
„Und du sollst an seinem unteren Saum Granatäpfel aus purpurblauer, purpurroter und karmesinfarbener Wolle anbringen, an seinem Saum ringsum, und zwischen ihnen goldene Glöckchen ringsum. Ein goldenes Glöckchen und ein Granatapfel, dann wieder ein goldenes Glöckchen und ein Granatapfel, am unteren Saum des Me’il ringsum (28:33/34).“
Die Gemara erklärt im Traktat Arachin 16a die Bedeutung der פַּעֲמֹנִים – Glöckchen – am Saum des מְּעִיל – der Robe, die der Kohen Gadol (Hohepriester) beim Tempeldienst trägt: das Tragen des Me‘il bringt Sühne für die Sünde der לָשוֹן הָרָע – Laschon Hara (üble Nachrede). So wie eine Glocke einen Laut abgibt, wird durch sie eine Sünde gesühnt, die durch Laute geschehen ist.
Wie vermeiden wir, Laschon Hara zu sprechen? Ist es vielleicht besser, überhaupt zu schweigen, damit uns nicht etwas über die Lippen kommt, das wir nicht hätten sagen sollen? Der Chofetz Chaim (Rabbiner Jisroel Meir Kagan, 1838-1933), der diesen Namen nach seinem berühmten Buch über Laschon Hara trägt, lehrt uns, dass uns die Tora nicht sagen will, wir sollten verstummen. Denn wir lesen in der Tora in Bereschit 2:7 וַיְהִי הָאָדָם לְנֶפֶשׁ חַיָּה – „und der Mensch wurde ein lebendes Wesen“, was der Targum Onkelos mit „ein Wesen, das sprechen kann“ übersetzt. Auch durch die Fähigkeit zu sprechen, erheben wir Menschen uns über die Tiere, und es kommt also darauf an, dass wir diese Fähigkeit richtig benützen. Immer wieder sagt die Tora, dass das jüdische Volk heilig sein soll. Dazu gehört, sich mit heiligen Dingen zu beschäftigen, wie Toralernen, Gebet und anderen Menschen zu helfen. Heiligsein bedeutet im jüdischen Sinne nicht, sich aus dem Leben zurückzuziehen und als Eremit zu leben. Wir sollen mit Tora und Mitzwot in allen Aspekten unseres Lebens unser Potential erfüllen.
Der Chofetz Chaim deutet darauf hin, dass der Me’il ja nicht nur Glöckchen am Saum hat, sondern sich abwechselnd daran auch wollene Granatäpfel befinden, die ja schließlich kein Geräusch bei jedem Schritt des Kohen Gadol machen. Er sagt, dass das Klingen der Glöckchen der Hinweis der Tora ist, unsere Sprache für Tora und Gebet einzusetzen. Wenn wir hingegen nicht lernen oder beten, sollen wir uns der geräuschlosen Granatäpfel erinnern und uns der Stille hingeben.
Ist das nicht etwas extrem und war der Chofetz Chaim nicht selbst unermüdlich unterwegs, um mit Einzelnen und mit Gruppen die Wichtigkeit von Schmiras Halaschon, des Hütens der Zunge, zu erörtern? Er blieb ja auch nicht schweigend zuhause, sondern widmete einen Großteil seiner Energie und Zeit dem Ziel, der Verbreitung von Laschon Hara Einhalt zu gebieten. Aber genau darin sehen wir, worauf es ankommt: der Chofetz Chaim lehrte, dass ein Mensch lernen muss, seine Sprache zu kontrollieren und damit zu entscheiden, wann er ein Pa’amon – Glocke – und wann er ein Rimon – Granatapfel – sein soll. Wenn der Chofetz Chaim sprach, stärkte er mit seinen Worten andere Juden, oder er betete.
Die meisten von uns sind nicht auf dem Niveau eines Chofetz Chaim, aber wir können uns an ihm ein Beispiel nehmen und in kleinen Schritten immer wieder darüber nachdenken, ob wir dem Impuls, etwas zu sagen, nachgeben wollen oder ob Schweigen nicht doch eher Gold ist.

Frage der Woche: Was stand auf den Steinen des Choschen Mischpat, außer den Namen der 12 Stämme? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum musste die Menora aus einem einzigen Stück Gold geformt werden? Sforno erklärt, dass die aus einem Stück Gold geformte Menora sinnbildlich für den hohen Stellenwert von אַחְדוּת – Einheit – steht.

Biographie der Woche

Rabbiner Mordechai Shlomo Friedman

Boyaner Rebbe von New York

Jahrzeit 5. Adar

Rabbiner Mordechai Shlomo Friedman wurde 1890 als jüngster Sohn des ersten Boyaner Rebben, Rav Yitzchok Friedman – dem Pachad Yitzchok – in Boiany/Bukowina geboren. Sein Urgroßvater war Rav Jisroel Friedman (1797-1850), „der heiliger Rizhiner“. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh Rav Mordechai Shlomo mit seiner Familie nach Wien, wohin sich alle Rizhiner Rebbes geflüchtet hatten. Nach dem Tod seines Vaters 1917 blieb er bis zum Tode seiner Mutter 1922 in Wien und erklärte sich 1927 bereit, mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach New York zu übersiedeln. Er wurde zu einem der ersten chassidischen Rebbes, der sich in Amerika niederließ. Unter schwierigsten spirituellen und finanziellen Umständen gelang es ihm mit seiner gewinnenden Persönlichkeit nicht nur Rizhiner Chassidim, sondern auch relativ assimilierte Juden an sich zu binden. Er nahm führende Positionen in orthodoxen Organisationen wie der Agudath Israel of America und dem Va’ad Hatzalah ein und marschierte auch im Oktober 1943 im „Rabbi’s March“ in Washington, um Präsident Roosevelts Aufmerksamkeit auf das jüdische Leiden in Europa zu richten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kümmerte er sich um das physische und psychische Wohlergehen von Shoah-Überlebenden und legte 1953 während einer Reise nach Israel den Grundstein für das neue Rizhiner Tora-Zentrum in Jerusalem, Mesivta Tiferes Jisroel. Aus gesundheitlichen Gründen war er nicht in der Lage, seinen Wohnsitz nach Israel zu verlegen und er starb 1971 in New York.

Impressum: Herausgegeben von HMS © 2016