Apr ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Tasria/Mezorah 5778

Paraschat Tasria/Metzora
20./21. April 2018
6. Ijar 5778

Wajikra 12:1 – 15:33
Haftara: Melachim II 7:3 – 20

HIer können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Tazria-Metzora 5778

Die Parascha in Kürze

• Die Gesetze über Zara’at und die damit verbundene Unreinheit werden detailliert aufgeführt: die Diagnose von Zara’at auf der Haut, der Kleidung und dem Haus eines Menschen durch den Kohen, die Separierung des Unreinen und sein Reinigungsprozess mitsamt Opfern
• Ebenso werden die Unreinheit und der Reinigungsprozess, die mit Geburt, Menstruation und gewissem Ausfluss zu tun haben, erörtert

Konzept der Woche
דַּבֵּר אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל לֵאמֹר אִשָּׁה כִּי תַזְרִיעַ וְיָלְדָה זָכָר וְטָמְאָה שִׁבְעַת יָמִים כִּימֵי נִדַּת דְּוֹתָהּ תִּטְמָא:
„Sprich zu den Kindern Jisraels: Wenn eine Frau Mutter wird, wenn sie einen Knaben gebiert, so ist sie sieben Tage unrein; sie ist unrein, wie in den Tagen, da sie wegen ihres Unwohlseins abgesondert bleibt.“ (12:2)

Raschi zitiert den Midrasch, wo es heißt, dass so wie bei der Schöpfung der Welt die Erschaffung des Menschen erst nach der Erschaffung aller anderer Lebewesen stattfand, so wird das Gesetz zu Beginn dieser Parascha erst nach den Gesetzen über die Tiere (die reinen und unreinen Tiere in der Parascha Schemini von voriger Woche) erklärt.
Es stellt sich die Frage, warum der Mensch erst nach der Schöpfung aller Tiere geschaffen wurde, wenn doch für ihn die Welt erschaffen wurde. Die Gemara erklärt im Traktat Sanhedrin 38b, indem sie aus dem Vers in Tehillim 139:5 zitiert: אָחוֹר וָקֶדֶם צַרְתָּנִי – rückwärts und vorwärts engst du mich ein. Das Wort צַרְתָּנִי wird hier mit der Bedeutung „du hast mich erschaffen“ verstanden. Wenn es jemand verdient, sagt man zu ihm: „Du wurdest zuerst erschaffen.“ Wenn aber jemand sündigt und hochmütig ist, sagt man ihm: „Warum hältst du dich für so wichtig? Sogar ein kleines Insekt wurde vor dir erschaffen!“
Wie kann man aber einen Menschen loben, der sich bemüht, sein Potential zu erfüllen, indem man ihm sagt, er sei zuerst erschaffen worden, wenn das nicht der Schöpfungsgeschichte entspricht?
Ein Mensch, der sich in dieser Welt anstrengt, sein Leben mit dem Lernen von Tora und dem Erfüllen von Mitzwot zu verbringen, stellt seine Seele all seinem Tun voran, die tatsächlich vor der Schöpfung alles Materiellen geschaffen wurde. Aber ein Mensch, der sein Leben vor allem physischen Dingen widmet, sich mit Äußerlichkeiten abgibt und seinem Körper Priorität gibt, hat in Wirklichkeit wenig vorzuweisen.
In den Wochenabschnitten Tasria und Metzora, die wir beide in dieser Woche lesen, geht es vor allem um die Krankheit Zara’at, eine sich körperlich manifestierende Hautkrankheit, die aber spirituelle Ursachen hat. Unsere Weisen erläutern uns, dass sie vor allem durch die Sünden von Laschon Hara (üble Nachrede) und Hochmut hervorgerufen wird. Die Tatsache, dass die vorige Parascha Schemini die Gesetze über Tiere abhandelt, zeigt uns, dass ein Mensch sich immer von einer demütigen Einstellung leiten lassen sollte.
Selbst David Hamelech wurde dies vor Augen geführt. Ein Midrasch erzählt uns, dass König David ausrief, als er das Schreiben der Tehillim (Buch der Psalmen) abgeschlossen hatte: „Herr der Welt, gibt es irgendjemanden, der Lobgesänge wie ich geschrieben hat?“ Haschem ließ einen Frosch zu David sprechen: „Halte dich nicht für etwas so Besonderes, denn ich singe mehr Lobgesänge vor Haschem als du!“ Meschech Chochma (Rav Meir Simcha von Dvinsk, 1843-1926) erklärt, dass jede Kreatur einzig dafür geschaffen wurde, G-ttes Herrlichkeit zu rühmen. Obwohl ein Frosch weit vom Potential eines Menschen entfernt ist, kann er auf seinem Frosch-Niveau sein eigenes Potential erreichen. Er hat keine freie Wahl und rühmt Haschem auf die ihm eigene Weise. Wenn die Absicht der Schöpfung erfüllt ist, kann Schira gesungen werden, d.h. Haschem ausführlich gepriesen werden. Obwohl es nachvollziehbar ist, dass sich David sehr gut bei der Beendigung des Schreibens der Tehillim gefühlt hat, war es für jemanden wie ihn unangebracht, sich so zu brüsten. Der Frosch erinnerte ihn daran, dass die Tiere jeden Tag die ganze Schira sagen, weil sie Haschem Willen immer erfüllen.
Wir Menschen haben בְּחִירָה – freie Wahl – und müssen uns immer aktiv für das Richtige entscheiden. Wenn uns das gelingt, kann jeder von uns das ihm eigene Potential erfüllen.

Frage der Woche: Geburt ist doch ein Geschenk von Haschem. Warum wird dadurch טוּמאָה – Unreinheit – hervorgerufen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welches Lied sang das jüdische Volk, als die Schechina sich auf dem Mischkan niederließ? Der Midrasch sagt, dass sie Kapitel 33 im Sefer Tehillim sangen.

Biographie der Woche

Rabbi Tzvi Hirsch Aschkenasi

Chacham Tzvi

Jahrzeit 1. Ijar

Rav Tzvi Hirsch Aschkenasi wurde 1656 in Trebitsch/Mähren geboren. Er kam aus einer rabbinischen Familie und lernte als Junge mit seinem Vater und seinem Großvater, Rav Ephraim HaKohen (1616-1678), der Rabbiner von Alt-Ofen (heute ein Teil Budapests) war. Er setzte seine Studien in Saloniki fort, wo er die Auswirkungen des falschen Messias, Schabbatei Tzvi (1626-1676), aus erster Hand erlebte. Eine Zeitlang lebte er in Konstantinopel und machte durch seine Tora-Gelehrsamkeit so großen Eindruck, dass er den sephardischen Titel „Chacham“ erhielt.
1686 verlor er Frau und Kind bei kriegerischen Auseinandersetzungen in Alt-Ofen, floh nach Sarajewo, wo er bis 1689 als Rabbiner amtierte und ging anschließend nach Deutschland. Dort heiratete er die Tochter des Rabbiners der Dreigemeinde AHU (Altona, Hamburg, Wandsbek), Rav Salman HaLevi Mirels Neumark (1623-1706), und stand seinem Schwiegervater als Rabbiner zur Seite. Von 1710 bis 1714 war Rav Aschkenasi unter schwierigen Umständen Rabbiner von Amsterdam. Nach weiteren Stationen u.a. in London, wurde er schließlich 1717 Rabbiner von Lemberg, wo er 1718 starb.
Chacham Tzvi wurde als Tora-Gelehrter von allen Seiten sehr geschätzt, aber machte sich immer wieder durch seine Eigenwilligkeit Feinde. Er vertrat seinen Standpunkt ohne Kompromiss, was ihm zwar Respekt, aber auch ein relativ unstetes Leben einbrachte.
Sein Sohn Rav Jacob Emden (1697-1776) folgte in den Fußstapfen seines Vaters. Beide kämpften zeitlebens vehement gegen die Sabbatianer an.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2018