Apr ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Tasria 5779

Paraschat Tasria
Paraschat HaChodesch
Rosch Chodesch
5./6. April 2019
1. Nissan 5779

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Tazria 5779

Wajikra 12:1 – 13:59
Siebte Alija: Bamidbar 28:9-15
Maftir: Schemot 12:1-20
Haftara: Jecheskel 45:16 – 46:18

Die Parascha in Kürze

• Die Gesetze über die rituelle Unreinheit einer Frau, die ein Kind geboren hat
• Die Mitzwa, ein männliches Baby am achten Tag nach seiner Geburt zu beschneiden
• Die Gesetze über Zara’at und die damit verbundene Unreinheit werden detailliert aufgeführt: die Diagnose von Zara’at auf der Haut und der Kleidung eines Menschen durch den Kohen, die Separierung des Unreinen und sein Reinigungsprozess mitsamt Opfern

Konzept der Woche
כָּל־יְמֵי אֲשֶׁר הַנֶּגַע בּוֹ יִטְמָא טָמֵא הוּא בָּדָד יֵשֵׁב מִחוּץ לַמַּחֲנֶה מוֹשָׁבוֹ:

„Alle Tage, solange der Schaden an ihm ist, soll er unrein sein, unrein ist er. Abgesondert soll er bleiben, außerhalb des Lagers ist sein Sitz.“ (13:46)

Von welchem Schaden ist hier die Rede? Diese Parascha handelt größtenteils von צָרָעַת, was klassischerweise mit ‚Aussatz‘ übersetzt wird. Unter Aussatz versteht man allerdings eine Hautkrankheit, die höchst ansteckend ist und deren Befallene unter Quarantäne gesetzt werden. Bei Zara’at allerdings handelt es sich auch um eine Hautkrankheit, aber sie hat keine physischen Ursachen – sie manifestiert sich nur physisch. Es gibt kein Bakterium und keinen Virus, der Zara’at verursacht. Vielmehr wird sie durch das Verhalten und das Auftreten eines Menschen hervorgerufen, der schließlich für alle sichtbar diese ‚spirituelle‘ Krankheit ertragen muss. Es ist auch nicht ein Arzt, der Zara’at diagnostiziert, sondern ein Kohen, dem die Tora alle Kriterien an die Hand gibt, um gewisse Hautausschläge richtig einzuordnen. Die Behandlung erfolgt auch nicht durch Medikamente, Umschläge oder Bestrahlungen, sondern durch eine temporäre Absonderung vom Rest des Volkes, währenddessen der Kohen den Befallenen erneut untersucht und gegebenenfalls für rein erklärt.
Unsere Weisen nennen sieben Gründe, die schließlich zu Zara’at führen können. Alle haben mit einer gewissen Respektlosigkeit anderen Menschen gegenüber zu tun. Die Hauptursache ist לָשׁוֹן הָרָע – üble Nachrede – was auch in der Bezeichnung des Kranken reflektiert wird: ein von Zara’at Befallener heißt מְצוֹרָע, und in diesem Wort sind die Worte מוֹצִיא רָע – ein Verleumder – enthalten, wie uns die Gemara im Traktat Arachin 15b mitteilt. Weiter heißt es dort auf dem nächsten Blatt der Gemara: א“ר שמואל בר נחמני א“ר יוחנן על שבעה דברים נגעים באין על לשון הרע ועל שפיכות דמים ועל שבועת שוא ועל גילוי עריות ועל גסות הרוח ועל הגזל ועל צרות העין – Rabbi Schmuel bar Nachmani sagte im Namen von Rabbi Jochanan: ‚Zara’at-Schaden kommt auf eine Person für eines von sieben Dingen: Laschon Hara, Mord, falsches Schwören, illegitime sexuelle Beziehungen, Überheblichkeit, Raub und Geiz.‘
Mangelndes Mitgefühl und Respektlosigkeit den Grenzen des anderen gegenüber haben alle diese Vergehen gemeinsam. Die Konsequenz für ein solches Verhalten wird von der Tora klar benannt: temporäre Ausgrenzung. So wie man sich vorher selbst von den anderen abgesetzt hat, indem man sich für etwas Besseres hielt oder sich durch Übergriffe in verbotene Bereiche schuldig gemacht hat, wird durch den Hautausschlag allen sichtbar, dass man asozial gehandelt hat. Die temporäre Quarantäne ist eine soziale Quarantäne, die den Metzora zwingt, in sich zu gehen. Er soll versuchen, sich als Teil der Gesellschaft zu begreifen und in Zukunft Rücksicht zu nehmen. Dies bezieht sich auf Leib und Leben von anderen, auf deren Eigentum, aber vor allem auch auf die Befindlichkeiten und die Stellung des anderen Menschen, dessen Reputation durch Laschon Hara oft unwiederbringlich angeschlagen wird.
Für unsere heutigen Ohren klingen die Gesetze von Zara’at vielleicht manchmal harsch, denn wir kennen heute diese Hautkrankheit nicht mehr. Es war vielmehr damals ein Zeichen dessen, auf welch hoher Stufe das jüdische Volk zur Zeit der Tora-Übergabe und noch viele Jahrhunderte danach stand. Haschem versah den Täter einer der sieben Vergehen mit einer Krankheit, die ihn aufrüttelte und ihm buchstäblich vor Augen führte, dass etwas an seiner Lebensweise fundamental falsch war. Obwohl wir heute nicht mehr durch Zara’at aufgerüttelt werden, können wir vielleicht dennoch versuchen, nicht nur Respekt und Rücksicht zu zeigen, sondern auch ehrlich unser eigenes Verhalten unter die Lupe zu nehmen.

Frage der Woche: Wie bezeichnet die Tora jemanden, der Zara’at von Haarausfall hat und warum bezeichnet sie ihn so? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum werden zuerst die erlaubten Tiere aufgeführt? Wäre es nicht wichtiger, uns zu warnen, welche Tiere wir nicht essen dürfen? Warum führt die Tora zuerst die koscheren Tiere auf, wenn wir doch eher wissen müssen, welche Tiere wir nicht essen dürfen?
Der Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839) schreibt, dass allein die Tatsache, dass wir andere Lebewesen töten und essen dürfen, ein Novum war (vor der Sintflut war dies verboten). Daher beginnt die Tora bei der Aufzählung mit den koscheren Tieren, die wir essen dürfen.
Biographie der Woche

Rabbi Jechiel Michel Epstein

Aruch HaSchulchan

Jahrzeit 22. Adar II

Rabbi Epstein wurde 1829 in Babruysk/Weißrussland geboren. Er entstammte einer reichen Kaufmannsfamilie, zeigte von klein auf große intellektuelle Begabung und zeichnete sich durch intensives Lernen aus.
Nach seiner Heirat mit einer Schwester von Rav Naftali Zwi Jehuda Berlin (Netziv, Rosch Jeschiwa der Volozhin Jeschiwa, 1816-1893) und seiner Ordination zum Rabbiner wurde er Rabbiner von Novozybkov. Dort stand er dem Lubavitcher Rebben Rav Menachem Mendel Schneersohn (1789-1866), dem Tzemach Tzedek, nahe. 1863 wurde er Rabbiner in Novardok.
Während seiner vierunddreißigjährigen Tätigkeit dort schrieb er u.a. sein halachisches Werk Aruch HaSchulchan, das in seinem Aufbau dem Schulchan Aruch von Rav Joseph Caro (1488-1575) folgt. Rav Epstein gibt dabei die Quellen seiner Entscheidungen aus Gemara und Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) an und bezieht oftmals den örtlichen Minhag (Brauch) mit ein. Da er Zeit seines Lebens als Rabbiner und Posek (halachischer Dezisor) fungierte und so mit den alltäglichen Problemen sehr vertraut war, wurde seinen Entscheidungen großes Gewicht beigemessen. Die etwa zeitgleich erschienene Mischna Brura von Rabbiner Jisroel Meir Kagan (Chofetz Chaim, 1839-1933) befasst sich mit derselben Thematik, aber umfasst nicht ein so weites Gebiet wie der Aruch HaSchulchan.
Rav Epstein starb 1908 in Novardok.

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