Jan ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Sch´mot

Paraschat Schmot
Schabbat Mewarchim
20./21. Januar 2017
23. Tewet 5777

Daf Shmos 5777

Schmot 1:1 – 6:1
Haftara: Jeschajahu 27:6 – 28:13 & 29:22-23

Die Parascha in Kürze

• Das jüdische Volk ist groß und zahlreich in Ägypten geworden und Pharao beginnt, es zu unterdrücken und dann zu versklaven
• Pharao befiehlt den beiden Hebammen Schifra und Pua, alle jüdischen Knaben bei der Geburt zu töten; sie gehorchen dem Befehl nicht
• Mosche wird geboren und auf dem Nil ausgesetzt, um ihn vor Pharao zu retten; Pharaos Tochter entdeckt ihn und zieht ihn bei Hofe als ihren Sohn auf
• Mosche muss aus Ägypten fliehen, nachdem er einen ägyptischen Aufseher getötet hat
• Mosche heiratet Zipora in Midian und sie gebiert ihm Gerschon
• G-tt offenbart sich Mosche in der Wüste und schickt ihn nach Ägypten, um das Volk bei der Erlösung zu führen
• Mosche und sein Bruder Aron bitten Pharao, das jüdische Volk in der Wüste G-tt opfern zu lassen, aber er weigert sich und intensiviert die Versklavung

וַתָּבֹאנָה אֶל־רְעוּאֵל אֲבִיהֶן וַיֹּאמֶר מַדּוּעַ מִהַרְתֶּן בֹּא הַיּוֹם: וַתֹּאמַרְןָ אִישׁ מִצְרִי הִצִּילָנוּ מִיַּד הָרֹעִים וְגַם־דָּלֹה דָלָה לָנוּ וַיַּשְׁקְ אֶת־הַצֹּאן:
„Sie kamen zu ihrem Vater Rëuel; da sprach dieser: Warum seid ihr heute so rasch heimgekommen? Sie antworteten: Ein ägyptischer Mann hat uns aus der Hand der Hirten gerettet, und er hat auch ganz für uns geschöpft und die Schafe getränkt (2:18-19).”
In obigem Vers beschreiben die Mädchen ihrem Vater Rëuel (einer der Namen, die die Tora für Mosches Schwiegervater Jitro nennt), wie ein ägyptischer Mann ihnen am Brunnen zu Wasser verholfen hat. Normalerweise wurden sie von den anderen Hirten vom Brunnen verdrängt und mussten bis zum Schluss warten. Warum beschreiben sie Mosche aber alsאִישׁ מִצְרִי , einen ägyptischen Mann, und nicht als אִישׁ עִבְרִי, einen Hebräer?
Der Midrasch erklärt, dass Mosche ägyptische Kleidung getragen hat und so von seinem äußerlichen Auftreten als Ägypter angesehen wurde. Nun wissen wir aber aus einem anderen Midrasch, dass das jüdische Volk während seiner Versklavung in Ägypten drei Dinge beibehalten hat: ihre Namen, ihre Sprache und ihre Kleidung. Wie kommt es dann, dass Mosche hier ägyptische Kleidung trägt?
Michtav Sofer (Rav Schimon Schreiber, 1820-1883) basiert seine Antwort auf einem Kommentar seines Vaters, des Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839), der sich auf Vers 3:22 bezieht: וְשָׁאֲלָה אִשָּׁה מִשְּׁכֶנְתָּהּ וּמִגָּרַת בֵּיתָהּ כְּלֵי־כֶסֶף וּכְלֵי זָהָב וּשְׂמָלֹת וְשַׂמְתֶּם עַל־בְּנֵיכֶם וְעַל־בְּנֹתֵיכֶם – es soll dann jede Frau von ihrer Nachbarin und ihrer Mitbewohnerin silberne und goldene Geräte und Kleider fordern, die ihr euren Söhnen und Töchtern zu tragen gebt … Chasam Sofer meint, dass die Juden zwar während ihrer Knechtschaft keine ägyptische Kleidung getragen haben, aber bei ihrem Auszug aus Ägypten solche Kleider angelegt haben, um des großen Wunders des Exodus zu gedenken. So auch hier, sagt Michtav Sofer, trägt Mosche am Brunnen ägyptische Kleidung, um seiner Flucht vor Pharao zu gedenken.
Ein anderer Midrasch hingegen zieht Mosche wegen seiner Kleidungswahl zur Verantwortung, weil er sich damit nicht öffentlich als Jude bekennt. Dadurch, dass sich Mosche als Ägypter bezeichnen ließ und schwieg, wurde er damit bestraft, nicht in Eretz Jisrael begraben zu werden. Josef hingegen hatte sich immer als Hebräer ausgegeben und solche Zuweisungen nie zurückgewiesen, was ihm das Privileg einbrachte, dass seine Gebeine beim Exodus aus Ägypten mitgenommen und in Eretz Jisrael bestattet wurden.
Vor der Übergabe der Tora an das jüdische Volk war es elementar wichtig für Juden, sich durch ihre Kleidung als Juden zu erkennen zu geben, denn es gab noch keine Mitzwot zu halten, die den Unterschied zu den anderen Völkern klarmachten. Viele Tora-Kommentatoren sind der Ansicht, dass man nun nicht mehr an Kleidung und Namen festhalten muss, die als jüdisch empfunden werden. Solange die jüdischen Regeln von Anstand und Sitte auch bei der Kleidungswahl eingehalten werden, kann man aus dem großen Spektrum aktueller Mode seinem persönlichen Geschmack freien Lauf lassen. Alles, was darüber hinausgeht, sagen diese Kommentatoren, ist in heutigen Zeiten ein vielleicht lobenswerter und frommer, aber nicht zwingend notwendiger Schritt.

Frage der Woche: Welchen Namen trug Mosche bei den Ägyptern? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welches Lob für Josef wird im letzten Vers der Parascha Wajechi impliziert? Obwohl er als Vizekönig von Ägypten als „Tzafnas Paneach“ bekannt war, starb er als Josef. Er behielt seinen jüdischen Namen, obwohl er ihn nicht benutzte, was seine Nachkommen zum Tragen jüdischer Namen veranlasste und zur Erlösung beitrug.
Biographie der Woche

Rabbi Avraham Schmuel Benjamin Schreiber

Ksav Sofer

Jahrzeit 19. Tewet

Der Ksav Sofer wurde 1815 als ältester Sohn des Rabbiners Mosche Schreiber (Chasam Sofer, 1762-1839), und seiner zweiten Frau, die eine Tochter des Rabbiners Akiva Eiger (1761-1837) war, in Pressburg geboren. Sein Vater und sein Großvater gehörten zu den bedeutendsten Rabbinern ihrer Zeit. Mit sechs Jahren erkrankte er so schwer, dass man ihm den zusätzlichen Namen Avraham gab.
Der Chasam Sofer stand der Jeschiwa in Pressburg vor, die er gegründet hatte und aus der viele einflussreiche Rabbiner des 19. Jahrhunderts hervorgingen. Er war die Bastion des orthodoxen Judentums in der österreichisch-ungarischen Monarchie und kämpfte gegen das aufkeimende Reform-Judentum an. Seine Söhne lernten in der Pressburger Jeschiwa und der Ksav Sofer übernahm 1839 nach dem Tod des Vaters die Position des Rosch Jeschiwa. Auch der Ksav Sofer war ein hochangesehener Toragelehrter, dessen halachische Entscheidungen gesucht wurden. Politisch setzte er die Arbeit seines Vaters fort und separierte die Orthodoxie eindeutig von den Neologen in Ungarn.
Er starb 1871 in Pressburg.
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