Jun ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Schlach 5779

Paraschat Schelach
Schabbat Mewarchim

28./29. Juni 2019
26. Siwan 5779

Hier können Sie sich das Daf als PDF herunterladen: Daf Shlach 5779

Bamidbar 13:1 – 15:41
Haftara: Jehoschua 2:1 – 24

Die Parascha in Kürze
• Mosche sendet 12 Kundschafter nach Eretz Jisrael; nach vierzigtägiger Mission sprechen nur Jehoschua und Kalew positiv über das Land und die Nation will nach Ägypten zurückkehren
• G-tt bestraft das Volk mit vierzigjährigem Dasein in der Wüste
• Die Gesetze für Mehl- und Trankopfer und das Abtrennen eines Teils jeden Teiges (Challa)
• Der Mann, der am Schabbat Holzstäbe sammelt, wird mit Steinigung bestraft
• Die Mitzwa von Zitzit

Konzept der Woche
וַיֹּצִיאוּ דִּבַּת הָאָרֶץ אֲשֶׁר תָּרוּ אֹתָהּ אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל לֵאמֹר הָאָרֶץ אֲשֶׁר עָבַרְנוּ בָהּ לָתוּר אֹתָהּ אֶרֶץ אֹכֶלֶת יוֹשְׁבֶיהָ הִוא וְכָל־הָעָם אֲשֶׁר־רָאִינוּ בְתוֹכָהּ אַנְשֵׁי מִדּוֹת:

Der Beginn unserer Parascha handelt von der Sünde der Meraglim – Kundschafter – die schlecht über Eretz Jisrael gesprochen haben. Anschließend spricht die Tora von den Gesetzen der Trank- und Mehlopfer. Sforno (Rav Ovadja Sforno, 1475-1550) erklärt, dass bis zur Sünde des goldenen Kalbes Opfer ohne Mehl- und Trankopfer dargebracht wurden. Erst dann mussten Mehl- und Trankopfer mit dem täglichen Ganzopfer, das ein Opfer für die Gemeinde war, dargebracht werden. Nach der Sünde der Meraglim allerdings waren Mehl- und Trankopfer selbst für individuelle Opfer erforderlich.
Daraus ist ein Sinken des allgemeinen spirituellen Niveaus ablesbar. Die Vorväter opferten Tiere – ohne weitere Begleitopfer. Das Sündigen brachte schrittweise zusätzliche Bedingungen des Opferns mit sich. Schem MiSchmuel (Rav Schmuel Bornsztein, zweiter Sochatchover Rebbe, 1855-1926) fragt, warum nicht nach der ersten Sünde bei individuellen Opfern Zusatzopfer gefordert worden waren, sondern erst nach der zweiten Sünde. Eigentlich sind Gebete und Opfer der Gemeinschaft besonders wirksam und werden von G-tt nicht abgelehnt. Sollte es dann nicht umgekehrt sein und die Sünde des goldenen Kalbes mit Zusatzopfern für individuelle Opfer bestraft werden? Erst die Sünde der Meraglim hätte dann die Zusatzopfer für alle Opfer zur Folge haben sollen. Damit hätte sich das Sinken der Spiritualität der Allgemeinheit doch besser zum Ausdruck gebracht, oder?
Schem MiSchmuel betrachtet in seiner Antwort zunächst die grundlegende Bedeutung eines Opfers. Das hebräische Wort für Opfer ist קוֹרְבָּן, dessen Wurzel die Bedeutung von sich nähern hat. Ein Jude kann sich durch das Opfern Haschem nähern und seine Beziehung zu Ihm weiterentwickeln. Wenn ein Tieropfer gebracht wird, dient die Quelle dessen Lebens – seine Seele – der Sühne für die Seele des Opfernden. Raschi sagt zu Wajikra 17:11: es komme das Leben und sühne für das Leben. Pflanzliches Leben besteht auf einer tieferen Existenzebene. Es besitzt eine Lebenskraft, die das Leben aufrechterhält, aber hat nur minimalen spirituellen Inhalt. Daher werden Opfer von Mehl und Wein nur der Sühne der niedrigsten Elemente des Menschen dienen, die nämlich seinen Körper ausmachen.
Obwohl schon seit den Tagen von Kajin und Hewel Opfer dargebracht wurden, im Wunsch und in der Hoffnung, G-tt näher zu kommen, war der Bau des Mischkan (Stiftszelt) eine große Neuerung, weil dort sowohl die Seele als auch der Körper des Opfernden eigenständig G-tt näherkommen konnten. Vorher konnte die Seele vielleicht den widerspenstigen Körper mit sich ziehen. Durch das Essen der Opfer, die Kodaschim – heilige Dinge – hießen, konnte man Heiligkeit in sich aufnehmen und seinen Körper damit durchdringen. Vor der Übergabe der Tora am Berg Sinai werden keine Trankopfer erwähnt, die ja den speziellen Zweck hatten, den Körper näher zu G-tt zu bringen. Durch das Bekenntnis נַעֲשֶׂה וְנִשְׁמָע – wir werden tun und wir werden hören – bekam das jüdische Volk am Har Sinai die Fähigkeit, Heiligkeit in Körper und Seele zu ziehen. Das Volk war bereit, Haschems Willen mit Körper und Geist zu tun.
Die beiden Sünden – beim goldenen Kalb und der Meraglim – können mit der Zerstörung der beiden Tempel verglichen werden. Der erste Tempel wurde zerstört, weil das jüdische Volk die drei Kardinalsünden begangen hatte: Götzendienst, sexuelle Unmoral und Mord. Die Ursache der Zerstörung des zweiten Tempels lag in dem grundlosen Hass, mit dem man sich gegenseitig begegnete. Die Gemara folgert daraus im Traktat Yoma 9b, dass die drei großen Sünden dem grundlosen Hass gleichzusetzen sind.
Auch vor der Sünde des goldenen Kalbes beging das Volk die drei großen Sünden, wie uns der Midrasch sagt. Die Sünde der Meraglim war es, mit ihrem Hass für Eretz Jisrael viele Menschen im Volk zu vergiften. Eretz Jisrael hat die Eigenschaft, die Nation zu vereinen und dem Volk einen nationalen Mittelpunkt zu geben. Die Meraglim verhinderten also die Möglichkeit der nationalen Einheit und Verbundenheit. Wir sehen die Parallelen zu den Sünden, die zur Zerstörung der beiden Tempel geführt haben. Allerdings gab es nach der Sünde des goldenen Kalbes noch ein Gemeinschaftsgefühl und das Problem konnte auf einer individuellen Basis behandelt werden. Die so eingeführten Trankopfer für Gemeinschaftsopfer konnten den Körper jedes Einzelnen Haschem näher bringen. Durch die Sünde der Meraglim war sogar das verdorben worden. Wie bei der Zerstörung des zweiten Tempels hatte das Volk die Fähigkeit eingebüßt, als Gemeinschaft zu fungieren. Trankopfer mit den Gemeinschaftsopfern reichten nicht mehr aus, für den Einzelnen zu sühnen, der ja seine Verbindung zur Gemeinschaft verloren hatte. Daher wurden Trankopfer auch für private Opfer einführt, so dass der Einzelne die Gelegenheit hatte, sich G-tt mit Körper und Seele zu nähern.
Frage der Woche: Bezüglich welcher Aufgabe wäre es besser gewesen, hätten sie Frauen erledigt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Woher wurde das Wasser für das Sota-Ritual genommen und warum? Das Wasser wurde aus dem Kijor (Waschbasin) genommen, das an die Reinheit der jüdischen Frauen und ihre Zuwendung ihren Ehemännern gegenüber erinnert.
Biographie der Woche

Rabbi Jakow Pollak

Jahrzeit 23. Siwan

Rabbiner Yaakov Pollak wurde um 1460 geboren. Er lernte in Rav Yaakov Margolis‘ Jeschiwa in Nürnberg und wurde um 1490 Rabbiner von Prag. In einem umstrittenen Scheidungsfall entschied er so, dass ihm heftige Opposition der meisten bedeutenden Rabbiner Deutschlands entgegen-gebracht wurde.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurde er Rabbiner in Krakau, gründete eine Jeschiwa und begründete das tiefe Talmudstudium in Polen. Er verbrachte etwa zehn Jahre in Jerusalem und starb 1530 kurz nach seiner Rückkehr nach Krakau. Einer seiner berühmtesten Schüler war Rav Schalom Schachna (1510-1558) von Lublin.
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