Jan ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Schemot 5778

Paraschat Schmot

5./6. Januar 2018
19. Tewet 5778

Schmot 1:1 – 6:1
Haftara: Jeschajahu 27:6 – 28:13 & 29:22-23

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Shmos 5778

Die Parascha in Kürze

• Das jüdische Volk ist groß und zahlreich in Ägypten geworden und Pharao beginnt, es zu unterdrücken und dann zu versklaven
• Pharao befiehlt den beiden Hebammen Schifra und Pua, alle jüdischen Knaben bei der Geburt zu töten; sie gehorchen dem Befehl nicht
• Mosche wird geboren und auf dem Nil ausgesetzt, um ihn vor Pharao zu retten; Pharaos Tochter entdeckt ihn und zieht ihn bei Hofe als ihren Sohn auf
• Mosche muss aus Ägypten fliehen, nachdem er einen ägyptischen Aufseher getötet hat
• Mosche heiratet Zipora in Midian und sie gebiert ihm Gerschon
• G-tt offenbart sich Mosche in der Wüste und schickt ihn nach Ägypten, um das Volk bei der Erlösung zu führen
• Mosche und sein Bruder Aron bitten Pharao, das jüdische Volk in der Wüste G-tt opfern zu lassen, aber er weigert sich und intensiviert die Versklavung

Konzept der Woche
וַיֵּיטֶב אֱלֹקִים לַמְיַלְּדֹת וַיִּרֶב הָעָם וַיַּעַצְמוּ מְאֹד: וַיְהִי כִּי־יָרְאוּ הַמְיַלְּדֹת אֶת־הָאֱלֹקִים וַיַּעַשׂ לָהֶם בָּתִּים:

„Da zeigte G-tt den Hebammen eine Wohltat: es vermehrte sich das Volk und wurde ungemein kräftig. Da war es nun, da die Hebammen G-tt fürchteten und Er ihnen Häuser entstehen ließ.“ (1:20-21)

Die jüdischen Hebammen Schifra und Pua, die laut Raschi Jochewed und Miriam waren, handelten gegen den Befehl Pharaos. Sie weigerten sich, männliche jüdische Neugeborene zu töten. In obigen Versen teilt uns die Tora mit, dass sie für ihre Weigerung zweierlei Belohnung erhielten: das Volk wurde größer und sie erhielten Häuser.
Rav Mosche Feinstein (1895-1986) erklärt, dass die Liebe der Hebammen zu ihrem Volk so groß war, dass ihre größte Belohnung darin bestand, das Volk wachsen zu sehen. Er sagt, dass erst danach die zweite Belohnung, die Häuser, erwähnt werden, weil sie ihnen als persönliche Belohnung viel weniger wichtig war.
Raschi erläutert, was es mit den „Häusern“ auf sich hatte. Es handelte sich nicht um eine schöne Villa für jede Hebamme, sondern um Dynastien, deren Ahninnen sie werden würden. Jochewed, Mosche und Arons Mutter, wird die Ahnin der Kohanim, die mit den übrigen Levi’im im Haus von Haschem Dienst tun werden. Miriam ist mit einem Mann aus dem Stamm Jehuda verheiratet und aus ihrem Haus werden die Könige Israels hervorgehen. בָּתֵּי כְהוּנָּה וּלְוִיָּה וּמַלְכוּת – Häuser von Kehuna (Priestertum) und Leviah (Stamm Levi) und Malchut (Königtum).
Rav Berel Soloveitchik (1915-1981) meint, dass diese Belohnungen dem Prinzip von מִדָּה כְּנֶגֶד מִדָּה – Maß für Maß – entsprachen. Wäre Pharaos Befehl ausgeführt worden, hätten immer noch die weiblichen jüdischen Babys überlebt, die später mit ägyptischen Männern Kinder hätten haben können. Die jüdische Nation hätte nicht aufgehört zu existieren, da der jüdische Status nach der Mutter geht. Allerdings hätte keine Stammeszugehörigkeit mehr bestanden, denn diese richtet sich immer nach dem Vater. Die כְּהוּנָּה und מַלְכוּת werden aber nur auf Söhne übertragen, deren beider Eltern als Juden geboren sind. Jochewed und Miriam haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt und stellten damit sicher, dass die zwölf Stämme weiterbestehen würden. Daher war es sehr passend, dass aus ihnen die beiden wichtigen Institutionen des Priestertums und des Königtums hervorgehen würden.
Die Tora gibt uns auch die Erklärung für das Verhalten der Hebammen: כִּי־יָרְאוּ הַמְיַלְּדֹת אֶת־הָאֱלֹקִים – die Hebammen fürchteten G-tt. Darunter ist nicht eine Furcht vor Ihm zu verstehen, die eine Furcht vor Strafe ist. Wahre G-ttesfurcht ist eher als Ehrfurcht zu sehen. Jochewed und Miriam waren in ihrem tiefsten Inneren so g-ttesfürchtig, dass sie einzig davon geleitet wurden. Sie mussten das Richtige tun, auch wenn es bedeutete, sich selbst in große Gefahr zu bringen. Jeder ihrer Schritte und jede Entscheidung wurden davon geleitet, die Gebote des Obersten Königs zu erfüllen. Ihre Stärke und ihr Vorbild beeindruckten offensichtlich auch den Pharao so sehr, dass er nicht seinen Zorn über sie ergoss und sie bestrafte, nachdem sie sich offensichtlich nicht an seine Befehle gehalten hatten. Sie erklärten ihm lediglich, dass die jüdischen Frauen nicht wie die ägyptischen Frauen seien, sondern kräftig seien und schon geboren hätten, wenn die Hebamme eintrifft.
Sich von Tora-Werten leiten zu lassen und sich weder grausamen Befehlen gegen die jüdische Nation zu unterwerfen noch sich der allgemeinen Stimmung der umgebenden Gesellschaft anzupassen, hat bis heute das Überleben des jüdischen Volkes gesichert.

Frage der Woche: Welches besonders „Gute“ ist im Vers gemeint:וַיֵּיטֶב אֱלֹקִים לַמְיַלְּדֹת – da zeigte G-tt den Hebammen eine Wohltat? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wer riet Joseph, seine Kinder zu Jakow zu bringen, als dieser krank war? Der Midrasch sagt, dass Josephs Frau Osnat ihm dazu riet.
Biographie der Woche

Rabbi Matzliach Mazuz

Isch Matzliach

Jahrzeit 21. Tewet

Rabbiner Matzliach Mazuz wurde 1912 im tunesischen Djerba geboren, wo es damals eine seit vielen Jahrhunderten blühende jüdische Gemeinde gab.
Schon als Teenager machte er durch seine große Gelehrsamkeit auf sich aufmerksam. 1930 begann seine dreizehnjährige Lehrtätigkeit an der Chevrat HaTalmud Jeschiwa in Tunis. In den 1950er Jahren wurde er Dajan im Bet Din von Tunis und er ist als der letzte große Tora-Gelehrte Tunesiens bekannt.
Rav Mazuz wurde 1971 in Bnei Brak bei seiner morgendlichen Rückkehr von der Synagoge auf offener Straße von einem Araber ermordet.
Zu seinen Werken gehören Isch Matzliach, ein sehr umfangreicher Kommentar zu den Arba‘a Turim von Rabbiner Jakow ben Ascher (1270-1340), und weitere Werke zur Halacha, die erst teilweise veröffentlicht sind.
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