Apr ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Schemini 5777

Daf Paraschat HaSchawua

Daf Shmini 5777

Paraschat Schmini
Schabbat Mewarchim

21./22. April 2017
26. Nissan 5777

Wajikra 9:1 – 11:47
Haftara: Schmuel II 6:1 –7:17
Die Parascha in Kürze

• Aron und seine Söhne werden in den Dienst im Mischkan eingeführt
• Die koscheren Tiere werden aufgeführt

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר מֹשֶׁה אֶל־אַהֲרֹן קְרַב אֶל־הַמִּזְבֵּחַ וַעֲשֵׂה אֶת־חַטָּאתְךָ וְאֶת־עֹלָתֶךָ וְכַפֵּר בַּעַדְךָ וּבְעַד הָעָם וַעֲשֵׂה אֶת־קָרְבַּן הָעָם וְכַפֵּר בַּעֲדָם כַּאֲשֶׁר צִוָּה ה‘:

„Und Mosche sprach zu Aron: ‚Tritt näher zum Altar hin und vollziehe dein Sündopfer und dein Ganzopfer und vollbringe Sühne für dich und für das Volk, und vollziehe dann das Opfer des Volkes und vollbringe Sühne für sie, wie Haschem geboten.‘“ (9:7)

Aron beginnt in dieser Parascha mit dem Dienst im Mischkan (Stiftszelt). Mosche hätte ihm einfach sagen können: „Führe das Opfern des Sündopfers durch!“ Stattdessen sagt uns der obige Vers, dass Mosche zu seinem Bruder spricht: „Tritt näher zum Altar hin!“ War es nicht offensichtlich, dass sich Aron dem Altar nähern musste, um den Opferdienst durchführen zu können?
Der Midrasch beschreibt, dass sich Aron gleichzeitig schämte und furchtsam war, sich dem Altar für den Opferdienst zu nähern. Nach einigen Meinungen sah Aron die Gestalt eines Ochsen oben auf dem Altar und war daher zaghaft, sich zu nähern. Als aber Mosche sein Zögern sah, ermutigte er ihn heranzutreten. Mosche sagte: „Es gibt keinen Grund zu zögern, לְכָךְ נִבְחָרְתָּ – für dies bist du ausgewählt worden.“
Dieser Midrasch scheint mehr Fragen aufzuwerfen als Antworten zu geben. Warum schämte sich Aron und wovor hatte er Angst? Was ist die Bedeutung der Gestalt, die er oben auf dem Altar wahrnahm? Und wie konnte Mosche seinen Bruder mit den Worten לְכָךְ נִבְחָרְתָּ beruhigen?
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) gibt folgende Erklärung: Aron war völlig rein und heilig abgesehen von einer einzigen Sünde – seiner Teilnahme an der Entstehung des goldenen Kalbs. Arons Rechtschaffenheit hatte zur Folge, dass er sich ständig dieser Sünde bewusst war und sich nicht erlaubte, auch nur einen Augenblick lang seinen einzigen Fehltritt zu vergessen. Als nun der Zeitpunkt gekommen war, dass Aron seinen Dienst als Kohen Gadol antreten sollte und es somit mithilfe des Opferdienstes seine Aufgabe war, die Schechina (g-ttliche Allgegenwart) herunterzubringen, fürchtete er durch seine Sünde unwürdig zu sein, den Opferdienst durchzuführen. Seine Sünde durchdrang in einem solchen Maß Arons Bewusstsein, dass Aron sogar die Gestalt eines Ochsen auf dem Altar wahrnahm – ein Symbol des goldenen Kalbes – und sich von diesem Anblick abhalten ließ, dem Altar näherzutreten und die Entsühnung durchzuführen. Mosche allerdings entgegnete Aron mit den Worten: לְכָךְ נִבְחָרְתָּ – hierfür bist du ausgewählt worden. Einfach gesagt, machte Mosche Aron klar, dass jetzt nicht die Zeit für einen schamvollen Rückzug war, sondern frischen Mutes zu sein und die Aufgabe anzugehen, für die ihn Haschem auserkoren hatte.
Rav Itzele von Volozhin (1780-1849) gibt noch eine andere Erklärung und führt aus, dass Mosche seinem Bruder sagte, dass es gerade Arons Zögern, Furcht und Scham waren, die dazu geführt haben, dass er ausgewählt wurde, den Opferdienst zu vollziehen. Denn für Haschem gibt es keine wünschenswertere Person als einen Menschen, der wahrhaftig demütig ist. Daher sagt Mosche zu Aron: לְכָךְ – hierfür – d.h. für dein Zögern und deine Demut – נִבְחָרְתָּ – bist du ausgewählt worden – um nämlich den Tempeldienst durchzuführen.

Frage der Woche: Warum brachte Aron sein Ganzopfer nicht als Sühne für die Teilnahme an der Sünde des goldenen Kalbes? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Verbindung besteht zwischen dem Altarfeuer und der Sünde, wofür das Opfer gebracht wird? Das Altarfeuer, sagt Rabbenu Bachya (1263-1340), sühnt für das Feuer des Jetzer Hara (bösen Triebs), das einen Menschen zum Sündigen bringt.
Biographie der Woche

Nathan Birnbaum

Jahrzeit 22. Nisssan

Nathan Birnbaum wurde 1864 in Wien geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Jura an der Wiener Universität. 1883 gründete er dort die erste national-jüdische Studentenverbindung Kadima mit, die an die Chowewe Zion-Bewegung angelehnt war. Dem erst im folgenden Jahrzehnt von Theodor Herzl (1860-1904) begründeten Zionismus schloss er sich bald an und gab der Bewegung ihren Namen. Auf dem ersten zionistischen Kongress 1897 in Basel hielt er eine feurige Rede zum „Zionismus als Kulturbewegung“. Aber um 1900 wandte er sich vom politischen Zionismus ab und fokussierte sich auf die jiddische Sprache und ihre Bedeutung für Juden in Europa. Er war der Hauptorganisator der 1908 in Czernowitz stattfindenden Konferenz für die jiddische Sprache, deren Ziel es war, Jiddisch zur jüdischen Nationalsprache zu machen.
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges begann Nathan Birnbaum, zu seinen religiösen Wurzeln zurückzukehren. Als orthodoxer Jude veröffentlichte er 1918 sein Werk Gottes Volk. Er wirkte sein ganzes Leben lang als Schriftsteller und Publizist. Von 1919-1922 hatte er die Position des Generalsekretärs der Agudas Jisroel inne, einer damals jungen Organisation, die die Interessen orthodoxer Juden u.a. im polnischen Parlament der Zwischenkriegsjahre vertrat.
Nathan Birnbaum propagierte in den Zwanziger Jahren eine Rückkehr zu jüdischer Spiritualität und der Verbundenheit mit G“tt durch einfaches ländliches Leben. Durch die Besiedelung Eretz Jisraels wurde für ihn in erster Linie die spirituelle Rolle des jüdischen Volkes erfüllt. Nach seiner Flucht aus Berlin im Jahr 1933 lebte er mit seiner Familie in den Niederlanden und publizierte dort weiter seine Ideen. Er starb 1937 in Holland nach schwerer Krankheit.

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