Apr ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Schemini 5776

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Schmini
Paraschat Para
Schabbat Mewarchim

Daf Shmini 5776

3.B.M.Kap 9,1—11,47
4.B.M.Kap.19,1—19,22
Haftara: Jecheskiel 36,16-36,38

1./2. April 2016
23. Adar II 5776

Die Parascha in Kürze

• Aron und seine Söhne werden in den Dienst im Mischkan eingeführt
• Die koscheren Tiere werden aufgeführt

Konzept der Woche
דַּבְּרוּ אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל לֵאמֹר זֹאת הַחַיָּה אֲשֶׁר תֹּאכְלוּ מִכָּל־הַבְּהֵמָה אֲשֶׁר עַל־הָאָרֶץ:

„Saget den Kindern Jisrael: Dies sind die Tiere, die ihr von den Tieren auf der Erde essen dürft (11:2).”
In diesem Wochenabschnitt werden die Tiere aufgeführt, die wir essen dürfen. Bei Säugetieren und Fischen werden die Kriterien zitiert, die ein Tier zu einem koscheren Tier machen, bei Vögeln haben wir eine Tradition, welche Vögel gegessen werden dürfen. Koscheres Essen gehört zu den Grundlagen jüdischen Lebens und beruht einzig auf den Geboten der Tora. Unsere Weisen sagen, dass alles, was wir zum Mund führen, große Auswirkungen auf unser spirituelles Wohlergehen hat. Man kann also sagen: „Der Mensch ist, was er isst.“
Jeder weiß, dass ein Schwein kein koscheres Tier ist. Es hat zwar gespaltene Hufe, aber ist kein Wiederkäuer – beide Bedingungen müssen bei einem Säugetier erfüllt sein, damit es koscher ist. Von außen gesehen erscheint allerdings ein Schwein als koscher und verbirgt somit sein nichtkoscheres Wesen. Der Kli Yakar (Rabbiner Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) erklärt, dass man auch bei heuchlerischen Menschen die Eigenschaft finden kann, nach außen koscher zu erscheinen und z.B. gute Taten zu tun, aber innerlich nicht einwandfrei zu sein.
Rabbiner Baruch Epstein (1860-1941) schreibt über eine Unterhaltung, die er mit seinem Onkel, dem Netziv (Rabbiner Naftali Tzvi Jehuda Berlin, 1816-1893), über einen wohlbekannten Juden geführt hatte, der zum Christentum konvertiert war. Dieser Mensch lernte sein ganzes Leben Tora und korrespondierte sogar mit Rabbinern über verschiedene Tora-Aspekte, aber verfolgte Ziele, die mit toratreuem Judentum nichts gemeinsam hatten.
Der Netziv führte eine Parabel an, um einen solchen Mann zu beschreiben: Die Frau eines reichen Juden, die sehr religiös war, wurde sehr krank und die besten Ärzte wussten schließlich nur noch einen Rat – als Heilmittel müsse die Frau Schweinefleisch essen. Das Ehepaar wollte davon nichts wissen, aber als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, konsultierten sie ihren Rabbiner, der nach reiflicher Überlegung und Beratung mit den Ärzten entschied, dass die Frau nicht nur Schweinefleisch essen dürfe, sondern sogar müsse, denn es war inzwischen eine Frage von Pikuach Nefesh (lebensbedrohliche Situation), wo zur Lebensrettung die Kaschrutgesetze ignoriert werden können. Die Frau willigte letztlich ein, aber verlangte, dass das Schwein geschächtet werden müsse und alle Vorschriften, die mit dem Schächten zu tun haben, eingehalten werden müssen. Nachdem der Schochet das Schwein geschlachtet hatte, verlangte die Patientin, dass die Lungen genauestens untersucht werden sollten, und tatsächlich entdeckte der Schochet einen Makel. Er rief den Rabbiner zurate, aber dieser gab nach gründlicher Untersuchung kein Urteil ab. Nach einer Weile drängte man in den Rabbiner nach einer Antwort, worauf dieser seufzend sagte: „Hätte man mir diese Frage bei einem koscheren Tier gestellt, hätte ich es ohne Zögern für koscher erklärt. Aber wir sprechen hier von einem Chasir (Schwein) – wie kann ich es denn für koscher erklären? Trotz aller Anzeichen von Kaschrut in seiner Lunge: es ist am Ende doch ein Chasir!“

Frage der Woche: Warum werden zuerst die erlaubten Tiere aufgeführt? Wäre es nicht wichtiger, uns zu warnen, welche Tiere wir nicht essen dürfen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welcher besondere Segen ist denjenigen in Aussicht gestellt, die die Gesetze über Tempelopfer studieren?

Der Sohar merkt zur Paraschat Wajera an, dass selbst die Engel, die eines Menschen Sünden kundgeben, denjenigen nichts antun können, die die Opfergesetze en détail studiert haben.
Biographie der Woche

Rabbi Chaim Davidson

Jahrzeit 17. Adar

Rav Chaim Davidson wurde 1760 in Pinczow/Polen (jiddisch: Pinchev) geboren. Früh verwaist zeigte er immense Begabung beim Tora-Studium, so dass einer der reichsten Männer Warschaus sich ihn zum Schwiegersohn auserkor.
In Warschau widmete er sich weiter dem Tora-Studium, wurde aber auch von seinem Schwiegervater in geschäftliche Angelegenheiten involviert. Auf Geschäftsreisen verweilte er oft wochenlang bei Rabbi Akiva Eiger (1761-1837), einem der größten und einflussreichsten Rabbiner jener Zeit, in Märkisch-Friedland und später in Posen, um gemeinsam Tora zu lernen.
Auch wenn Rav Davidson den Großteil seines Lebens hauptsächlich Geschäftsmann war, übte er großen Einfluss auf das jüdische Leben in Warschau aus. Warschaus jüdische Bevölkerung war zwischen 1765 (2519 Juden) und 1816 (etwa 15 000 Juden) stark angewachsen. Die Aufklärung griff spätestens mit der Ankunft Napoleons I. Anfang des 19. Jahrhunderts um sich und führte zu Grabenkämpfen zwischen orthodoxen und reformerischen Juden. Rav Davidson unterstützte den Oberrabbiner Warschaus Rav Shlomo Zalman Lifschitz (Chemdas Shlomo, 1765-1839).
Im Alter von fast achtzig Jahren wurde er selbst Oberrabbiner von Warschau – eine Position, die er mit viel Energie bis zu seinem Lebensende ausfüllte. Kurz vor seinem Tod vernichtete er alle seine Manuskripte, weil er sie in seiner Bescheidenheit nicht für würdig befand, der Nachwelt erhalten zu bleiben.
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