Aug ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Re´eh 5777

Daf Paraschat HaSchawua בס“ד
Paraschat Re’eh
Schabbat Mewarchim
18./19. August 2017
27. Aw 5777

Daf Re’eh 5777

Dewarim 11:26 – 16:17
Haftara: Jeschaja 54:11 – 55:5

Die Parascha in Kürze

• Das Volk soll nach dem Einzug nach Eretz Jisrael jeglichen Götzendienst aus dem Land tilgen
• Warnung vor falschen Propheten
• Auflistung der koscheren Tiere
• Ma’aser-Abgaben, Schmitta-Jahr und Umgang mit einem jüdischen Knecht
• Die drei Wallfahrtsfeste

Konzept der Woche
כִּי־יִרְחַק מִמְּךָ הַמָּקוֹם אֲשֶׁר יִבְחַר ה‘ אֱלֹקֶיךָ לָשׂוּם שְׁמוֹ שָׁם וְזָבַחְתָּ מִבְּקָרְךָ וּמִצֹּאנְךָ אֲשֶׁר נָתַן ה‘ לְךָ כַּאֲשֶׁר צִוִּיתִךָ וְאָכַלְתָּ בִּשְׁעָרֶיךָ בְּכֹל אַוַּת נַפְשֶׁךָ:

„Weil der Ort, den Haschem, dein G-tt, erwählen wird, dort Seinem Namen die Stätte zu geben, fern von dir sein wird, so sollst du von deinem Rind und deinem Schaf, die Haschem dir gegeben hat, schlachten nach der Weise, die Ich dir geboten habe, und in deinen Toren essen, nach dem ganzen Belieben deines Willens.“ (12:21)

Eine Grundfeste des Judentums ist, dass G-tt uns am Berg Sinai die Tora gegeben hat: תּוֹרָה שֶבִכְתָב – die schriftliche Tora, d.h. die fünf Bücher des Chumasch (Pentateuchs) – und תּוֹרָה שֶׁבְּעַל־פֶּה – die mündliche Tora. Es gibt einige Verse in der Tora, die die Existenz der mündlichen Lehre klar anzeigen. Einer dieser Verse ist obiger Vers, in dem es heißt: וְזָבַחְתָּ מִבְּקָרְךָ … כַּאֲשֶׁר צִוִּיתִךָ – du sollst schlachten von deinem Rind … nach der Weise, die Ich dir geboten habe. Die halachischen Details des Schächtens, wie das rituelle Schlachten eines koscheren Tieres genannt wird, sind nirgendwo in der schriftlichen Tora zu finden, aber Haschem sagt Mosche hier, dass Tiere gemäß der befohlenen Prozedur geschlachtet werden sollen! Raschi erklärt zur Gemara im Traktat Chullin 28a, dass daraus deutlich wird, dass G-tt die Gesetze des Schächtens Mosche mündlich gelehrt hat. Die Gemara führt dort aus, dass beim Schächten mit einem Schnitt sogleich die Speiseröhre und die Luftröhre durchtrennt werden müssen. Alle weiteren Einzelheiten des Schlachtvorgangs werden ebenfalls in der Gemara erläutert.
Wie aus dem Namen leicht ersichtlich ist, handelt es sich bei der Tora Sche’Be’Al’Pe um die mündliche Überlieferung. Tatsächlich wurde sie seit der Übergabe an Mosche und das jüdische Volk am Har Sinai von einer Generation an die andere mündlich gelehrt, wie wir zu Beginn der Pirkej Awot (Sprüche der Väter) lesen können. Nach mehr als 1400 Jahren befand sich aber die Nation nach der Zerstörung des Bet Hamikdasch durch die Römer in einer so prekären Situation, dass die Rabbiner jener Zeit entschieden, die mündliche Überlieferung aufzuschreiben. Unter Jehuda HaNassi wurde um das Jahr 200 die Mischna kodifiziert und etwa 300 Jahre später wurde die Gemara unter Ravina und Rav Aschi abgeschlossen. Als Talmud wird die Niederschreibung der Mischna und Gemara bezeichnet. Die Weisen befürchteten nämlich, dass durch den Verlust des Tempels und des jüdischen Staates sowie die Vertreibung der Juden in alle Welt die Tradition der mündlichen Überlieferung in Gefahr war und es besser wäre, sie schriftlich niederzulegen. Wie zuvor, ist es aber weiterhin nötig, die Tora in allen ihren Facetten mit einem Toragelehrten zu lernen, womit beim Studium des Talmuds die mündliche Tradition in gewisser Weise bewahrt wird.
Seit fast zweitausend Jahren erfüllen Juden mit dem Studium des Talmuds das Gebot des Toralernens. Bis ungefähr zum Jahr 1000 befanden sich die Zentren des Toralernens in Sura und Pumbedita in Babylonien (im heutigen Irak), wohin sich jüdische Männer zum Lernen begaben. Danach verlagerte sich der Schwerpunkt des Toralernens nach Europa, wo durch die Kommentare Raschis zur Tora dem Verständnis des Talmuds großer Vorschub geleistet wurde. Heutzutage haben wir ein weitverbreitetes Toralernen zu verzeichnen, das vor allem durch die sogenannte „Artscroll Revolution“ ermöglicht wurde. Die in den letzten Jahrzehnten veröffentlichten Talmudausgaben erlauben es auch Menschen, die keine fundierte Toraerziehung genossen haben, in die Tiefen der Tora einzutauchen, sei es in die schriftliche oder die mündliche Tora.

Frage der Woche: Was will uns die Tora damit lehren, wenn sie in Vers 14:1 sagt, dass wir Haschems Kinder sind? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum benutzt der Vers 11:13 ein verdoppeltes Verb in שָׁמֹעַ תִּשְׁמְעוּ ? Raschi erklärt, dass Wiederholung von schon Gelerntem weitere Einsichten gewährt.
Biographie der Woche

Rabbi Mordechai ben Hillel

Der Mordechai

Jahrzeit 22. Aw

Rav Mordechai ben Hillel wurde circa 1250 in eine prominente deutsch-jüdische Familie von Toragelehrten geboren. Sein wichtigster Lehrer war der Maharam von Rothenburg (Rav Meir ben Baruch, 1215-1293), dessen weiterer berühmter Schüler Rosch (Ascher ben Jechiel, 1250-1327) ein Verwandter des Mordechai war. Das letzte Jahrzehnt seines Lebens verbrachte der Mordechai mit seiner Familie in Goslar und in Nürnberg und starb dort 1298 mit seiner ganzen Familie den Märtyrertod während der Rintfleisch-Pogrome.
Der Mordechai verfasste ein halachisches Werk zum Talmud, das seit Ende des 15. Jahrhunderts dem Talmud zugedruckt ist und von Rav Joseph Caro (1488-1575) und dem Remo (Rav Mosche Isserles, 1520-1572) oft im Schulchan Aruch zitiert wird.
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