Jul ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Pinchas 5779

Paraschat Pinchas
Schabbat Mewarchim
26./27. Juli 2019
24. Tammus 5779

Hier können Sie das Daf als PDF herunterladen: Daf Pinchas 5779

Bamidbar 25:10 – 30:1
Haftara: Jirmijahu 1:1 – 2:3

Die Parascha in Kürze

• Arons Enkel Pinchas, der durch sein beherztes Eintreten gegen das Sündigen des Stammesfürsten die Seuche beendet hat, wird zum Kohen erhoben
• Das jüdische Volk wird nach Stämmen gezählt
• Erbgesetzgebung wird aufgeführt
• Jehoschua wird nach Mosches Tod dessen Nachfolge antreten
• Öffentliche Opfer, die täglich, jeden Schabbat, Rosch Chodesch und Jom Tov dargebracht werden

Konzept der Woche
לָכֵן אֱמֹר הִנְנִי נֹתֵן לוֹ אֶת־בְּרִיתִי שָׁלוֹם:

„Darum sprich: siehe, Ich gebe ihm Meinen Bund des Friedens (25:12).”

Der obige Vers betont die Belohnung, die Pinchas für seinen Eifer erhalten hat. Der Midrasch sagt zu diesem Vers: אָמַר הַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא בְּדִין הוּא שֶׁיִטּוֹל שְׂכָרוֹ – Der Heilige, gelobt sei Er sagte: „Er hat diese Belohnung verdient.“ Ist es nicht so, dass jede Belohnung, die Haschem gibt, verdient ist?
Rabbiner Jaakow Naiman, ein auf Mussar spezialisierter israelischer Rosch Jeschiwa des 20. Jahrhunderts, erläutert in seinem Werk Darchei Mussar, dass jemand ein Narr ist, der eine Mitzwa nur wegen der Belohnung tut. Die Ausführung einer Mitzwa ist an sich schon etwas Angenehmes. Er zieht den Vergleich zu einem Kind, dem man Süßigkeiten anbietet und das die Bedingung daran knüpft, für die Annahme der Süßigkeiten belohnt zu werden. Dasselbe gilt auch für das Toralernen – je mehr und je tiefer man in den Text und die Gedankengänge eintaucht, desto mehr wird das Lernen ein Vergnügen für den Lernenden. Ausführen von Mitzwot und Toralernen bringen uns zu größerer Nähe zu Haschem, was die größte Freude für uns bedeutet. Dieses Konzept wird auch in Tehillim 19:11 ausgedrückt: הַנֶּחֱמָדִים מִזָּהָב וּמִפָּז רָב וּמְתוּקִים מִדְּבַשׁ וְנֹפֶת צוּפִים – sie, die köstlicher als Gold und sogar viel feines Gold und süßer als Honig und Honigseim. Haschem handelt mit größter Güte uns gegenüber, wenn er uns eine Belohnung für Mitzwot gibt, für deren Ausführung wir ja schon ein angenehmes Gefühl gehabt haben.
Es gibt allerdings einen gewaltigen Unterschied zwischen einer normalen Mitzwa und einer Tat, die zwar eine Mitzwa ist, aber aus Eifer durchgeführt wurde. Bei einer normalen Mitzwa ist die Ausführung schon die Mitzwa und unabhängig von der Absicht des Ausführenden. Eifer kann allerdings zu einer sündigen Tat führen (wie dem Töten eines Menschen) und wird nur unter besonderen Umständen als Mitzwa angesehen. Wenn also jemand Vergnügen dabei hat oder auch nur irgendwelche falschen Absichten, wenn er eine Tat aus Eifer durchführt, wird sie als Sünde angesehen.
Nun können wir die Sprache des Midrasch besser verstehen. Der Midrasch stellt fest, dass Pinchas seine Belohnung verdient hat, nachdem er im Eifer zwei Menschen getötet hat. Die Erklärung dafür ist, dass wir uns normalerweise die Belohnung für Mitzwot nicht wirklich „verdient“ haben, weil die Ausführung ja schon angenehm ist. Wir erhalten schließlich doch eine Belohnung, weil Haschem gütig ist. Pinchas handelte aus Eifer und hatte dabei kein Vergnügen, denn sonst wäre seine Tat eine Sünde gewesen. Er handelte aus edlen Motiven und hatte nur im Sinn, die Entweihung des g-ttlichen Namens zu beenden. Daher hatte Pinchas die Belohnung wirklich verdient.

Frage der Woche: Was war בְּרִית שָׁלוֹם – der Bund des Friedens, den G-tt Pinchas gegeben hat? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Über welche Kräfte verfügte Bilam nach Balaks Ansicht? Abarbanel (Rav Jitzchak Abarbanel, 1437-1508) sagt, dass Balak dachte, Bilam sei in der Lage, den Verlauf der Natur zu ändern und nicht nur Astrologie für seine Zwecke zu gebrauchen.
Biographie der Woche

Rabbi Schlomo Jitzchaki

Raschi

Jahrzeit 29. Tammus

Rabbiner Schlomo ben Jitzchaki, besser bekannt unter dem Akronym Raschi, wurde 1040 in Troyes in Nordfrankreich geboren. Er lernte zunächst von jungen Jahren an mit seinem Vater und begab sich nach seiner Heirat ca. 1057 nach Worms, um dort an der von Jakow ben Jakar (990-1064) geleiteten Jeschiwa zu lernen. Jakow ben Jakar war ein Schüler von Rabbenu Gerschom Meor HaGola (960-1028 oder 1040), dem führenden und einflussreichsten europäischen Talmudgelehrten um die Jahrtausendwende, der in Mainz gelehrt hatte. Raschi lernte die über Jahrhunderte tradierte mündliche Überlieferung und Auslegung des Talmuds kennen, die in seinen eigenen Kommentar Einzug fanden. Sein Kommentar zum Chumasch und zum Talmud gehört so eng zum Text, dass mit seinen Erklärungen der Sinn oft erst wirklich verständlich wird. Sowohl kleine Kinder, die zum ersten Mal Tora lernen, als auch Toragelehrte, die sich über Jahre und Jahrzehnte mit der Tora befasst haben, nehmen Raschis Kommentar als elementar wichtiges Werk zur Hand.
Raschi kehrte 1065 nach Troyes zurück, wo er zunächst Mitglied und später Vorsitzender des Bet Din wurde und ihm gestellte halachische Fragen in immer größerem Maße beantwortete. 1070 gründete er in Troyes eine Jeschiwa, die viele Schüler von nah und fern anzog. Raschi hatte keine Söhne, sondern nur Töchter, die gelehrte Frauen waren und mit großen Toragelehrten verheiratet waren. Zu seinen Enkelsöhnen gehören die berühmten Rabbiner Rabbenu Tam (Rav Jaakow ben Meir, 1100-1171), Raschbam (Rav Sבhmuel ben Meir, 1085-1158) und Rivam (Rav Jitzchak ben Meir, 1090-1130).
Es existieren viele Geschichten über Raschis Leben. Es heißt, dass er so arm war, dass er sich nicht einmal die Tinte zum Aufschreiben seines Bibelkommentars leisten konnte und ihn deswegen in den Tisch geritzt hat.
Raschi starb 1105 in Troyes.
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