Mrz ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Pekudej 5776

Paraschat Pekudej

Daf Pekudei 5776 SH – v.1

Schemot 38:21 – 40:38
Haftara: Melachim I 7,40 -7,50

11./12. März 2016
2. Adar II 5776

Die Parascha in Kürze
• Die Kleidung des Kohen Gadol und der Kohanim wird hergestellt
• Der Mischkan wird am 1. Nissan, fast ein Jahr nach dem Auszug aus Ägypten, eingeweiht

Konzept der Woche
וּנְחֹשֶׁת הַתְּנוּפָה שִׁבְעִים כִּכָּר וְאַלְפַּיִם וְאַרְבַּע־מֵאוֹת שָׁקֶל: וַיַּעַשׂ בָּהּ אֶת־אַדְנֵי פֶּתַח אֹהֶל מוֹעֵד וְאֵת מִזְבַּח הַנְּחֹשֶׁת וְאֶת־מִכְבַּר הַנְּחֹשֶׁת אֲשֶׁר־לוֹ וְאֵת כָּל־כְּלֵי הַמִּזְבֵּחַ: וְאֶת־אַדְנֵי הֶחָצֵר סָבִיב וְאֶת־אַדְנֵי שַׁעַר הֶחָצֵר וְאֵת כָּל־יִתְדֹת הַמִּשְׁכָּן וְאֶת־כָּל־יִתְדֹת הֶחָצֵר סָבִיב:
„Das Kupfer der Spende war 70 Kikar und 2400 Schekel. Daraus machte er die Füße des Eingangs des Stiftszeltes, den kupfernen Altar, das daran befindliche kupferne Sieb und alle Geräte des Altars. Und die Füße des Vorhofes ringsum und Füße des Vorhoftors, alle Pflöcke der Wohnung und alle Pflöcke des Vorhofes ringsum (38:29-31).”
In dieser Parascha lesen wir vieles, das wir in den letzten Wochenabschnitten schon über die Geräte im Mischkan (Stiftszelt) und die Gewänder der Kohanim gehört haben. Das benötigte Material wird abgerechnet und die Ausführung der Arbeiten beschrieben. Es fällt auf, dass unter den kupfernen Geräten das כִּיּוֹר – das Waschbasin der Kohanim – nicht aufgeführt ist. Abarbanel (Rav Jitzchak Abarbanel, 1437-1508) stellt diese Frage und erinnert daran, dass die Tora in Vers 38:8 darauf hinweist, dass die kupfernen Spiegel der Frauen für das כִּיּוֹר genommen worden waren.
Raschi, basierend auf einem Midrasch, erklärt, dass Mosche bei der Annahme dieser Spende zögerte, da sich die Frauen in der ägyptischen Knechtschaft mit ihrer Hilfe so anziehend für ihre Ehemänner gemacht hatten, dass sie trotz der Versklavung weiterhin Kinder in die Welt setzten. Haschem sagte daraufhin zu Mosche, dass Ihm diese Spiegel besonders lieb seien, weil die Frauen mit ihrem Einsatz für die weitere Existenz des jüdischen Volkes gesorgt hatten. Ibn Esra (Rav Avraham ibn Esra, 1089-1164) sieht die Beweggründe der Frauen anders als Raschi. Er kann Mosches Dilemma nachvollziehen, diese Spiegel nicht annehmen zu wollen. Gegenstände, deren Aufgabe es ist, körperliche Schönheit zu betonen, sollten seiner Meinung nach wirklich nicht für den Mischkan verwendet werden. Aber Ibn Esra versteht diese Spende unter dem Aspekt einer anderen Intention der Frauen. Die Frauen spenden ihre Spiegel, sagt er, weil sie sie nun nicht mehr benötigen. Sie sagen: „Wir lassen das Physische hinter uns und konzentrieren uns jetzt auf das Spirituelle, das der Mischkan symbolisiert.“
Aus dieser Sichtweise betrachtet kann man nachvollziehen, warum Mosche die Spende der Kupferspiegel angenommen hat: der Mischkan versinnbildlicht die Schwerpunktverlegung vom Weltlichen in das Geistige.
Raschi und Ibn Esra haben zwar unterschiedliche Meinungen über Mosches ursprüngliche Reaktion auf die Spende, aber sie sehen beide, dass es letztendlich auf die Beweggründe des Spenders ankommt. Zwei Menschen können dasselbe spenden, doch der eine mag dabei die besten Intentionen haben, während der andere von gegenteiligen Absichten beseelt ist. Mosche wollte wissen, ob jede Spende mit besten Absichten verbunden war und aus einer ehrlichen Quelle stammte, weil die Lauterkeit des Spenders für die Heiligung des Mischkans verantwortlich war.
Auch in unserer Zeit ist es wichtig, nur ehrliche Spenden anzunehmen. Als dem Ponevezher Rav, Rav Yosef Shlomo Kahaneman (1886-1969), einmal eine große Summe Geld angeboten wurde, die seine Jeschiwa in Bnei Brak dringend benötigte, nahm er sie zunächst dankend an. Als ihm jedoch zugetragen wurde, dass der Spender dieses Geld auf Wegen erworben hatte, die nicht konform mit der Tora waren, verzichtete er darauf.
Auch wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass der Zweck nicht alle Mittel heiligt.
Frage der Woche: Für welche Mitzwot (außer der Volkszählung) wurden Schekel benutzt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum lesen wir an diesem Schabbat zusätzlich die Paraschat Schekalim (Schemot 30:11-16)? Wir werden dadurch an die Steuer eines halben Schekels erinnert, die zu Tempelzeiten am 1. Nissan fällig war und an die am 1. Adar per Aushang erinnert wurde.

Biographie der Woche
Sarah Schenirer
Jahrzeit 26. Adar I

Sarah Schenirer wurde im Jahre 1883 in Krakau in eine Familie von Belser Chassidim geboren. Aufgrund enger finanzieller Verhältnisse in ihrem Elternhaus wurde sie im Alter von 13 Jahren zur Schneiderin ausgebildet, aber sie war von einem so großen Wissensdurst in jüdischen Dingen besessen, dass sie in ihrer Freizeit alle jüdischen Bücher ihres Vaters in jiddischer Übersetzung las. Mit der Zeit verfügte sie so über ein immenses jüdisches Wissen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh sie 1914 nach Wien und wurde dort durch die Vorträge des Rabbiners Dr. Flesch inspiriert, junge jüdische Frauen und Mädchen in Polen auf tiefergehende Weise mit ihren Traditionen zu verbinden. Sie begann 1917 in Krakau ihre erste Klasse mit 25 Mädchen zu unterrichten, zuerst in zwei kleinen gemieteten Räumen. Die „Beth Jakov“ genannte Schule fand sehr schnell großen Zuspruch, vor allem als nach dem Krieg 1919 der Chofetz Chaim (1838-1938) und der Gerrer Rebbe (1866-1948) ihren Ansatz in der Agudas Jisroel unterstützten. Anfangs bestand der Unterricht in Zusatzstunden nach dem staatlicherseits geforderten Schulbesuch, aber später gab es zumindest in größeren Städten Beth Jakov-Schulen, die das säkulare Unterrichtspensum mit dem jüdischen Unterricht kombinierten. Sarah Schenirers Ziel war es, fundiertes jüdisches Wissen an Mädchen und Frauen zu vermitteln, um so dem Sog der Assimilation und der Beschäftigung mit weltlichen Ideen entgegenzutreten. Unermüdlich reiste sie in viele Städte Polens und leistete Überzeugungsarbeit für die damals revolutionäre Idee, auch orthodoxen Mädchen die Gelegenheit jüdischen Lernens mit Niveau zu geben. Sie bildete qualifizierte Lehrerinnen aus, die ihr zur Seite standen, sodass der Funke ihrer Begeisterung für jüdisches Lernen auch auf andere Länder übersprang und Beth Jakov-Schulen in der Tschechoslowakei, Litauen und Rumänien gegründet wurden. Obwohl sie nicht an der traditionellen Rolle der jüdischen Frau rüttelte und großen Wert auf Tzniut und die Wichtigkeit der Mutterrolle legte, lebte sie durch ihr umfassendes jüdisches Wissen, ihre Führungsqualitäten und ihr Organisationstalent vor, wie eine orthodoxe Frau Tradition und Moderne verbinden kann. Sie war von den Schriften Rabbiner Samson Raphael Hirschs (1808-1888) seit ihren Wiener Tagen stark beeinflusst und bezog das Studium seiner Werke ebenso in das Curriculum der Beth Jakov-Schulen ein wie das intensive Studium von Tenach und Halacha.
Ihre Ausführungen zu pädagogischen, ethischen und anderen Themen wurden 1933 unter dem Titel „Gesammelte Schriften“ veröffentlicht. Daneben war sie die Autorin mehrerer Schauspielstücke jüdischen Inhalts. Sie starb 1935 und hinterließ ein blühendes Schulsystem für orthodoxe Mädchen, das heute in Israel und allen großen Zentren jüdischen Lebens eine elementare Rolle spielt.

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