Nov ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Noah 5777

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Noach
4./5. November 2016
4. Cheschwan 5777

daf-noach-5777

Bereschit 6:9 – 11:32
Haftara: Jeschaja 54:1 – 55:5

Die Parascha in Kürze

• Noach wird von Haschem instruiert, eine Arche zu bauen, seine Familie sowie ein Paar aller unreinen Tiere und sieben Paare der reinen Tiere an Bord zu bringen, weil Er eine Sintflut über die Erde bringen wird
• Es regnet 40 Tage und Nächte und die Sintflut tötet alle Lebewesen
• Nach einem Jahr ist die Flut zurückgegangen und der Boden getrocknet; die Bewohner verlassen die Arche
• Haschem verspricht, nie mehr eine Sintflut zu schicken
• Der Turmbau zu Babel und die Zerstreuung der Menschen über die Erde

Konzept der Woche
כָּל־רֶמֶשׂ אֲשֶׁר הוּא־חַי לָכֶם יִֽהְיֶה לְאָכְלָה כְּיֶרֶק עֵשֶׂב נָתַתִּי לָכֶם אֶת־כֹּֽל: אַךְ־בָּשָׂר בְּנַפְשׁוֹ דָמוֹ לֹא תֹאכֵֽלוּ:
„Alles Auftretende, welches lebt, sei euch zur Nahrung: wie das Kräuter-Grün habe Ich euch alles gegeben. Jedoch Fleisch, dessen Blut noch in seiner Seele ist, sollt ihr nicht essen (9:3-4).“
Seit einiger Zeit ist es in gewissen Kreisen sehr en vogue geworden, sich vegan zu ernähren. Wir wollen uns an dieser Stelle ansehen, was uns die Tora dazu sagt. In der vorigen und in dieser Parascha gibt Haschem vor, was Menschen essen dürfen. In Vers 1:29 heißt es וַיֹּאמֶר אֱלֹקִים הִנֵּה נָתַתִּי לָכֶם אֶת־כָּל־עֵשֶׂב זֹרֵעַ זֶרַע אֲשֶׁר עַל־פְּנֵי כָל־הָאָרֶץ וְאֶת־כָּל־הָעֵץ אֲשֶׁר־בּוֹ פְרִי־עֵץ זֹרֵעַ זָרַע לָכֶם יִֽהְיֶה לְאָכְלָֽה: – G-tt sprach: Siehe Ich habe euch alles Samen streuende Kraut, das auf der Oberfläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum übergeben, an dem Samen streuende Baumfrucht ist, euch sei es zur Nahrung. Während es Adam und Chawa geboten war, sich von Pflanzen und Pflanzenprodukten zu ernähren, erlaubte Haschem nach der Sintflut Noach und allen seinen Nachfahren, auch Tiere zu essen. Allerdings ist eine Einschränkung mit dieser Erlaubnis verbunden, die Vers 9:4 herausstellt: es darf kein אֵבֶר מִן הַחַי gegessen werden, d.h. kein Teil eines noch lebenden Tieres. Dieses Verbot gehört zu den sogenannten sieben Noachidischen Geboten.
Wie kommt es aber, dass den ersten zehn Generationen der Menschheit kein Fleisch erlaubt war, während Haschem dem Menschen nach der Sintflut den Fleischkonsum gestattet hat? Die Mefarschim (Tora-Kommentatoren) haben sich von jeher bemüht, Antworten auf diese Frage zu finden. Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) erklärt, dass כִּֽי־הִשְׁחִית כָּל־בָּשָׂר אֶת־דַּרְכּוֹ עַל־הָאָֽרֶץ – alles Fleisch seinen Wandel auf der Erde verdorben hatte (6:12) – und G-tt daher beschlossen hatte, alles Leben auf der Erde, außer Noach und seiner Familie, zu vernichten. ER erlaubte Noach, Tiere zur Erhaltung der Art in die Arche zu bringen und damit zu retten. Aus diesem Grund, sagt der Ramban, durften Noach und seine Nachkommen nach der Sintflut Tiere schlachten, denn nur durch seine Fürsorge hatten sie die Katastrophe überlebt.
Rav Awraham Jitzchak Kook (1865-1935) betont, wie moralisch tiefstehend die Generationen vor der Sintflut lebten. Menschen machten sich nicht bewusst, dass sie im Ebenbild G-ttes geschaffen waren, sondern ließen ihren animalischen Trieben freien Lauf. Nach der Flut wurden die Ansprüche an den Menschen reduziert. Indem es dem Menschen erlaubt ist, Tiere zu schlachten und zu essen, soll er sich darüber im Klaren sein, dass er auf einer höheren Stufe als die Tiere steht. Menschen sollten wieder lernen, ihren Mitmenschen keine Mordgelüste entgegenzubringen. Aber Rav Kook meint auch, dass in messianischen Zeiten das Mitgefühl gegenüber Tieren wiedererwachen wird. Der Prophet Jeschaja (11:7) schreibt dazu: וּפָרָה וָדֹב תִּרְעֶינָה יַחְדָּו יִרְבְּצוּ יַלְדֵיהֶן וְאַרְיֵה כַּבָּקָר יֹאכַל־תֶּבֶן: – und Kuh und Bär weiden, es lagern ihre Jungen zusammen, und der Löwe, wie ein Rind, frisst Stroh.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) schreibt, dass der Mensch durch die veränderte Lebensstellung nach der Flut auch neue Nahrung erhält. Während die ersten zehn Generationen der Menschheit viele hundert Jahre alt geworden waren, wird nun das Lebensalter auf einen Bruchteil davon reduziert. Rabbiner Hirsch hält die vegetarische Nahrung nicht mehr für ausreichend, weil sowohl die körperlichen Bedürfnisse des Menschen in seiner kürzeren Lebenszeit gestiegen sind, als auch die klimatischen und Umweltbedingungen sich so verändert haben, dass der Mensch des Fleisches bedarf. Rav Hirsch hebt aber hervor, dass mit der Erlaubnis des Tiergenusses sofort Einschränkungen einhergehen, wie das Verbot, Teile eines lebendigen Tieres zu essen, und schließlich die Speisegesetze, die wir Juden einhalten müssen. „Unter Vegetabilien ist keine Pflanze als solche zum Genuss verboten“, schreibt Rabbiner Hirsch.
„Die Tora“, führt Rav Hirsch weiter aus, „will keine Vegetarier, sie scheut nicht den Fleischgenuss, macht ihn sogar am Jom Tow zur Pflicht.“ Wir sollten allerdings nie vergessen, dass wir gleichzeitig die Verpflichtung haben, צַעַר בַּעֲלֵי חַיִּים – Leiden von lebenden Geschöpfen – fernzuhalten und unseren Fleischkonsum dieser Maxime zu unterwerfen.
Frage der Woche: Welchen anderen Namen hatte Noachs Sohn Schem? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Welche sechs Dinge nannte Haschem während der Schöpfung beim Namen? Licht, Dunkelheit, Himmel, Erde, Meere und Mensch.
Biographie der Woche

Rabbi Yisroel Friedman

Jahrzeit 3. Cheschwan

Rabbiner Yisroel Friedman wurde 1796 in Prohobisht/Bezirk Kiev geboren. Sein Vater Shalom Shachna war ein Enkel in direkter väterlicher Linie des Rabbiners Dov Ber, des Maggid von Mesritch. Der Junge war nicht nur ungewöhnlich klug, sondern besaß schon in frühester Kindheit eine tiefe Religiosität. Im Alter von sechs Jahren verlor er den Vater und sein älterer Bruder Avrohom wurde der nächste Rebbe von Prohobisht. Aber auch er starb jung und Rabbiner Yisroel übernahm mit 16 Jahren dessen Position. Er zog nach Rizhin und etablierte dort einen wahrhaft königlichen Lebensstil, was sich in seinen Wohnverhältnissen, seiner Kleidung und seiner äußerlichen Lebensführung äußerte. Er trug zum Beispiel goldene Schuhe, die aber innen mit Nägeln gespickt waren. Jeder fühlte die Besonderheit des Rebbes und seiner Abstammung, die einherging mit wahrer, tiefer G-ttesfurcht.
1838 wurde er, der inzwischen der heilige Rizhiner genannt wurde, unter falschen Anschuldigungen verhaftet und verblieb fast zwei Jahre im Gefängnis, zuletzt in Einzelhaft in Kiev. Die Verbannung nach Sibirien schwebte über ihm, aber an Schuschan Purim 1840 wurde er plötzlich freigelassen und sofort von seinen Chassidim über die Grenze nach Österreich-Ungarn geschmuggelt. Dort setzte er seinen Hof in Sadigora fort. Er starb 1850 und hinterließ auch durch seine Söhne und Schwiegersöhne einen bleibenden Eindruck auf das chassidische Leben im 19. Jahrhundert. Zum Haus von Rizhin gehören die chassidischen Dynastien von Boyan, Chortkov, Sadigora, Shtefanesht, Bohush und Husiatyn. Seine große Liebe zu Eretz Jisrael äußerte sich darin, dass er immense Gelder zum Bau der Tiferes Yisroel Synagoge in der Jerusalemer Altstadt beisteuerte, die 1872 fertiggestellt wurde und die durch ihre Pracht die Altstadt überstrahlte, bis sie 1948 von den Jordaniern zerstört wurde.
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