Dez ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Mikez 5779

Paraschat Miketz
Rosch Chodesch
Chanuka 7./8. Dezember 2018
30. Kislew 5779

Hier können Sie sich daf DAF als pdf herunterladen: Daf Miketz 5779

Bereschit 41:1 – 44:17
Schewi‘i: Bamidbar 28:9-15
Maftir: Bamidbar 7:42-47
Haftara: Secharja 2:14– 4:7

Die Parascha in Kürze

• Josef wird nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis befreit, um Pharaos Träume zu deuten
• Durch Josefs Interpretation der Träume richtet sich Ägypten auf sieben Jahre der reichen Ernte und sieben Jahre der Hungersnot ein
• Josef wird von Pharao zum Vizekönig ernannt und verwaltet das Land
• Hungersnot bricht schließlich in der gesamten Region aus und Jakow sendet seine Söhne, außer Binjamin, zum Getreidekauf nach Ägypten, wo sie Josef nicht erkennen
• Josef lässt die Brüder als Verräter festnehmen und hält Schimon als Geisel zurück, damit Binjamin nach Ägypten gebracht wird
• Jakow weigert sich, Binjamin ziehen zu lassen, muss aber nachgeben, als die Vorräte zu Ende gehen
• Alle Brüder gehen nach Ägypten, werden von Josef gastlich empfangen, aber bei der Abreise wird Binjamin ein Silberbecher untergeschoben und Benjamin wird verhaftet

Konzept der Woche
וְעַתָּה יֵרֶא פַרְעֹה אִישׁ נָבוֹן וְחָכָם וִישִׁיתֵהוּ עַל־אֶרֶץ מִצְרָיִם:
„Und nun ersehe sich Pharao einen einsichtigen und weisen Mann und setze ihn über das Land Ägypten.“ (41:33)

Eine Frage, die viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) schon immer beschäftigt hat, ist, wie Josef dem Pharao einen ungebetenen Rat geben konnte, nachdem er die Träume Pharaos gedeutet hatte. Hatte ihn jemand um seine Meinung und die Einschätzung der Sachlage gebeten? War Josef nicht nur ein Ausländer, den man nach Ägypten verkauft hatte, sondern hatte er nicht auch Jahre im ägyptischen Gefängnis verbracht? Wie kommt es, dass Josef es wagte, Pharao zu beraten – hatte er keinen Respekt vor dem König?
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) erklärt, dass Josef den Traum über die gesunden Kühe, die von den mageren Kühen aufgefressen wurden, so interpretierte, dass sieben Jahre der reichen Ernten von sieben Jahren des Mangels und des Hungers aufgezehrt würden. Diese Deutung impliziert Josefs Vorschlag, sagt Ramban, jemanden zu ernennen, der in den guten Jahren Vorräte anlegt. Josefs Ratschlag kam daher nicht von ungefähr, sondern war Teil der Traumdeutung selbst.
Chida (Rav Chaim Joseph David Azulai, 1724-1806) schreibt ebenfalls, dass Josef seinen Rat in der Interpretation des Traumes gefunden hat, allerdings bezieht er sich auf einen anderen Teil des Traumes. Die Tora beschreibt, dass Pharao seinen ersten Traum geträumt hat, aufgewacht ist und dann seinen zweiten Traum geträumt hat. Chida erklärt, dass das Aufwachen tatsächlich Teil des Träumens war. Pharao war nicht wirklich aufgewacht, sondern hatte geträumt, dass er aufgewacht ist, und dann weitergeträumt. Daher stehen in Vers 41:7 die Worte: יִּיקַץ פַּרְעֹה וְהִנֵּה חֲלוֹם – Pharao erwachte und siehe, es war ein Traum. Die anscheinend überflüssigen Worte וְהִנֵּה חֲלוֹם – und es war ein Traum – zeigen an, sagt Chida, dass es sich um einen einzigen langen Traum handelte und Pharao sich selbst im Traum sah, als er nach dem ersten Traum aufwachte. Josefs Ratschlag, fährt Chida fort, war die Deutung dessen, warum Pharao vom Aufwachen geträumt hatte. Pharao sollte nämlich dadurch erfahren, dass er als Reaktion auf die Nachricht vom unmittelbar bevorstehenden Beginn der sieben guten Jahre, die den mageren Jahren vorausgehen, sofort aufwachen und jemanden bestimmen sollte, der weise und verständig genug war, um die Organisation des Ertrages der fruchtbaren Jahre zu optimieren.
Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743) blickt auf diese Verse von einer anderen Warte. Er sagt nicht, dass Josefs Rat implizit in den Träumen enthalten war, sondern er meint, dass es Josefs Pflicht war, im Zuge der Traumdeutung seine Gedanken darüber zum Ausdruck zu bringen, warum Haschem beschlossen hatte, Pharao die zukünftigen Ereignisse mitzuteilen. Offensichtlich sollte Pharao sein Land darauf vorbereiten, die Hungersnot zu überstehen. Ohr Hachaim betont, dass Erklärungen, warum Träume existieren, zu den Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Traumdeuters gehören.

Frage der Woche: Über welchen Zeitraum träumte Pharao seine Träume? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Wie kann die Ansicht erklärt werden, dass das Wort שָׂרִיגִם in Vers 40:10 auf die drei Stammväter hinweist? Baal HaTurim (Rav Jakow ben Ascher, 1269-1343) bemerkt, dass das Wort שָׂרִיגִם (ohne ‚Jud‘ geschrieben, wie in diesem Vers) dieselbe Gematria (numerischer Zahlenwert der hebräischen Buchstaben) hat wie die Worte אָבֹת הָעוֹלָם – Stammväter der Welt.
Biographie der Woche

Rabbi Jakob Ettlinger

Aruch LaNer

Jahrzeit 25. Kislew

Rabbiner Ettlinger wurde 1798 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war Rosch Jeschiwa in Karlsruhe und auch sein erster Lehrer. Von 1816 bis 1819 lernte er bei Rabbiner Abraham Bing (1752-1841) in Würzburg, zu dessen Schülern gleichzeitig auch Rabbiner Isaac Bernays (1792-1849) zählte. Beide studierten neben ihren Jeschiwastudien auch an der Würzburger Universität und gehörten damit zu den ersten jüdischen Studenten der Universität Würzburg. 1826 ging Rabbiner Ettlinger nach Mannheim, wo auch Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) sein Schüler war. 1836 wurde Rav Ettlinger als Oberrabbiner nach Altona berufen, das zu jener Zeit ein Teil Dänemarks war. Im benachbarten zu Deutschland gehörenden Hamburg war Rav Bernays als Rabbiner der aschkenasischen Gemeinde tätig.
Rabbiner Ettlinger war einer der wegweisenden Rabbiner der deutschen Orthodoxie des 19. Jahrhunderts. Er war ein bedeutender Toragelehrter, dessen Werk Aruch LaNer mit seinen Kommentaren zu verschiedenen Talmudtraktaten auch heute noch von großer Wichtigkeit ist. Responsen und sein Buch Bikurej Jakow über die Gesetze von Sukkot zeugen ebenfalls von seiner herausragenden Position. Rav Ettlinger setzte sich vehement für die traditionell orthodoxe jüdische Lebensweise ein. Das aufsprossende Reformjudentum lehnte er rundweg ab und setzte einen anderen Weg dagegen, den seine Schüler Rav Samson Raphael Hirsch und Rav Esriel Hildesheimer (1820-1899) als Tora im Derech Eretz mit jeweils unterschiedlicher Couleur weiterentwickelten. Die erste Zeitschrift der deutschen Orthodoxie: Der treue Zionswächter – Organ zur Wahrung der Interessen des orthodoxen Judentums wurde von Rav Ettlinger ab Sommer 1845 mitherausgegeben.
Das Amt des Oberrabbiners von Altona hatte Rav Ettlinger bis zu seinem Tod inne. Er starb 1871 in Altona.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2018