Jul ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Mattot-Masseij 5777

Schabbat Mewarchim
21./22. Juli 2017
28. Tammus 5777

Daf Mattos-Massei 5777

Bamidbar 30:2 – 36:13
Haftara: Jirmijahu 2:4–28 & 3:4 & 4:1-2
Paraschat Mattot/Massej

Die Parascha in Kürze
• Gesetze über persönliche Gelübde
• Sieg im Krieg gegen Midian
• Den Stämmen Reuwen, Gad und dem halbem Stamm Menasche erlaubt Mosche, jenseits des Jordans zu siedeln
• Details über den vierzigjährigen Zug durch die Wüste
• Gesetze über die Zufluchtsstädte für Totschläger

Konzept der Woche
אִישׁ כִּי־יִדֹּר נֶדֶר לַה‘ אוֹ־הִשָּׁבַע שְׁבֻעָה לֶאְסֹר אִסָּר עַל־נַפְשׁוֹ לֹא יַחֵל דְּבָרוֹ כְּכָל־הַיֹּצֵא מִפִּיו יַעֲשֶׂה:

„Wenn ein Mann Haschem ein Gelübde gelobt oder, indem er einen Eid schwört, seinem Willen eine Fessel zu binden, darf er sein Wort nicht kraftlos lassen; nach allem, was aus seinem Munde geäußert worden, hat er zu tun.“ (30:3)

In dieser Woche lesen wir zunächst von dem Konzept von Gelübden und Schwüren, die ein Mensch auf sich nimmt, um sich selbst Restriktionen aufzuerlegen. Die Gemara widmet ein ganzes Traktat diesem Thema und wir lesen dort in Nedarim 22a, dass unsere Weisen das Ablegen von Gelübden keineswegs als etwas Positives betrachteten. Die Gemara sagt dort, dass jemand, der ein Gelübde ablegt, einem Menschen gleichzustellen ist, der einen unerlaubten Altar baut, und jemand, der sein Gelübde erfüllt, d.h. nicht die Möglichkeit wahrnimmt, sein Gelübde durch einen Tora-Gelehrten auflösen zu lassen, wie jemand ist, der ein Opfer auf seinem unerlaubten Altar dargebracht hat.
Was wollten uns die Rabbiner des Talmuds mit dem Vergleich eines unerlaubten Altars lehren? Ran (Rav Nissim ben Reuwen von Gerona, 1320-1376) erklärt, dass ein Mensch, der ein Gelübde ablegt, unter einer falschen Annahme ist und denkt, dass er tatsächlich eine Mitzwa tut. Er meint nämlich, dass er sich selbst etwas verbieten kann, so wie ihm die Tora gewisse Dinge und Taten verbietet. Die Gemara macht allerdings diese falsche Annahme deutlich, indem sie den Vergleich mit einem unerlaubten Altar heranzieht. Als der Bet Hamikdasch in Jerusalem stand, wurden alle Opfer dort gebracht. Die Tora verbot es, an einem anderen Ort zu opfern. Das Darbringen eines Opfers war zwar eine Mitzwa, aber nur an dem von Haschem designierten Ort und nicht durch das Bringen zusätzlicher Opfer an unautorisierter Stelle. Dementsprechend verbietet die Tora uns gewisse Dinge, aber durch zusätzliche Selbstbeschränkung wird man leicht zum Sünder.
Maharscha (Rav Schmuel Elieser HaLevi Edels, 1555-1631) zeigt einen anderen Blickwinkel auf. Er führt aus, dass das Verbot eines unerlaubten Altars nicht zum Zeitpunkt des Baus überschritten wird, sondern erst beim tatsächlichen Opfern auf einem solchen Altar. Somit ist es nicht das Ablegen des Gelübdes, das eine Sünde darstellt, sondern das Brechen dieses Gelübdes. Der Talmud sagt uns nämlich, dass Gelübde oft gebrochen werden und daher gar nicht erst abgegeben werden sollten.
Rav Chaim von Woloschin (1749-1821) geht auf diese beiden Ansichten in seinem Werk Ruach Chaim ein. Er erwähnt, dass die Mischna in Pirkej Awot 3:13 positiv über das Ablegen von Gelübden spricht und Schwüre als ein Werkzeug betrachtet, mit dem man seinen Charakter weiterentwickeln kann: רַבִּי עֲקִיבָא אוֹמֵר…. נְדָרִים, סְיָג לַפְּרִישׁוּת – Gelübde sind ein Zaun zur Enthaltsamkeit. Rav Chaim lehrt uns aber, dass es auf den Zusammenhang ankommt, in dem ein Gelübde abgelegt wird. Positiv zu sehen ist ein Gelübde, das jemand ablegt, der schon auf einer höheren spirituellen Stufe steht und die im Buch Messillat Jescharim des Rabbiners Mosche Chaim Luzzatto (1707-1746) beschriebene פְּרִישׁוּת – Selbstdisziplin bzw. Enthaltsamkeit – praktiziert. Ein solcher Mensch wird ein Gelübde benutzen können, um weiter innerlich zu wachsen. Für die Mehrheit der Menschen allerdings, die ja noch nicht auf dieses spirituelle Niveau gelangt sind, ist das Ablegen von Gelübden eher abträglich und sollte vermieden werden.

Frage der Woche: Was können wir daraus lernen, dass die Tora den Menschenאִישׁ nennt, der ein Gelübde abgibt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum sagten Zelafchads Töchter וּבָנִים לֹא־הָיוּ לוֹ – und Söhne hat er nicht gehabt (Vergangenheit) – statt das Präsens zu benutzen: er hat keine Söhne? Sie hofften, ihrem Vater noch Enkelsöhne zu gebären, die wie Söhne betrachtet werden, erklärt Ohr HaChaim (Rav Chaim ibn Attar, 1696-1743).

Biographie der Woche
Rabbi Nachman Bulman
Jahrzeit 26. Tammus

Rav Nachman Bulman wurde 1925 in New York geboren. Seine Eltern waren Gerrer Chassidim, die aus Polen eingewandert waren. Seine Eltern sorgten dafür, dass er eine traditionelle jüdische Erziehung erhielt, was zu jener Zeit in den USA vielen Widerständen begegnete. Rav Bulman lernte schließlich am Yeshiva College in New York und erhielt außer seiner Ordination zum Rabbiner auch ein B.A. in Philosophie. Nicht nur die chassidische Atmosphäre zu Hause, sondern auch seine Nähe zum Modzitzer Rebbe Rav Schaul Jedidja Taub (1886-1947) waren bedeutende Einflüsse für den jungen Mann. Daneben waren die Schriften Rabbiner Samson Raphael Hirschs (1808-1888) prägend für den jungen Mann.
Nach seiner Heirat 1950 nahm er verschiedene Rabbinerpositionen in Virginia und New York an. Er vertrat seine orthodoxe Position mit Bestimmtheit, aber strahlte dabei so viel Zuneigung und Verständnis aus, dass viele Menschen begannen, mehr Mitzwot zu halten. Er lehrte ebenfalls an der Yeshiva University, war Mitbegründer der National Conference of Synagogue Youth (NCSY) und unterrichtete an der von ihm gegründeten Jeschiwa in Far Rockaway, N.Y.
1975 machte er Alija und siedelte sich in Jerusalem an. Er gehörte zu den Säulen der Ohr Sameach Yeshiva und zog viele amerikanische junge Juden in seinen Bann. Von 1979 bis 1993 lebte und lehrte Rav Bulman in Migdal HaEmek in Israels Norden und verbrachte das letzte Jahrzehnt seines Lebens weiterhin mit Ohr Sameach verbunden in Jerusalem.
Seine Wortgewalt war nicht nur in der persönlichen Begegnung spürbar, sondern auch in den von ihm ins Englische übersetzten Büchern von Rav Elijahu Kitov (1912-1976). Rav Bulman gehörte zu den Pionieren der jüdischen Outreach-Bewegung, die vielen assimilierten Juden das toratreue Judentum näherbrachte.
Rav Bulman starb 2002 in Jerusalem.

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