Aug ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Mattot-Massei 5779

2./3. August 2019
2. Aw 5779

Bamidbar 30:2 – 36:13
Haftara: Jirmijahu 2:4 – 28, 3:4, 4:1 –2

Hier können Sie sich das DAF als pdf herunterladen: http://www.ordonline.de/wp-content/uploads/2019/08/Daf-Mattos-Massei-5779-2.pdf

Die Parascha in Kürze
• Gesetze über persönliche Gelübde
• Sieg im Krieg gegen Midian
• Den Stämmen Reuwen, Gad und dem halbem Stamm Menasche erlaubt Mosche, jenseits des Jordans zu siedeln
• Details über den vierzigjährigen Zug durch die Wüste
• Grenzen von Eretz Jisrael
• Gesetze über die Städte für die Leviim und die Zufluchtsstädte für Totschläger

Konzept der Woche
וְהוֹרַשְׁתֶּם אֶת־הָאָרֶץ וִישַׁבְתֶּם־בָּהּ כִּי לָכֶם נָתַתִּי אֶת־הָאָרֶץ לָרֶשֶׁת אֹתָהּ:
„Ihr sollt das Land erst zur Besitznahme säubern und dann euch darin niederlassen; denn euch habe Ich das Land gegeben, es in Besitz zu nehmen (33:53).”

Die obige Übersetzung des Verses stammt von Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) und basiert auf Raschis Kommentar zu den ersten Worten des Verses: Rabbiner Hirsch sagt, dass alle polytheistischen Spuren im Land vor dem Niederlassen entfernt werden müssen. Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) interpretiert die grammatische Form des Wortesוְהוֹרַשְׁתֶּם allerdings anders als Raschi und kommt dadurch zur Bedeutung „Ihr sollt in Besitz nehmen“. Ramban geht sogar noch weiter und konstatiert, dass nach seiner Meinung dieser Vers ein Gebot der 613 Mitzwot enthält. Damit gehört es zu den Pflichten eines Juden, alles daran zu setzen, um in Eretz Jisrael zu leben, da Haschem es uns gegeben hat und wir sonst Sein Erbe ablehnten. Als Untermauerung seiner Ansicht führt der Ramban die Gemara im Traktat Ketubot 110b an, die besagt, dass unsere Weisen einen Ehepartner, der sich weigert, mit seinem Partner Alija zu machen, als „rebellisches Weib“ bzw. „rebellischen Mann“ bezeichnen.
Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) zählt es nicht als eine der 613 Mitzwot, in Eretz Jisrael zu leben, aber betont dennoch die zentrale Rolle des Landes (Hilchot Melachim uMilchamot – Kapitel 5) und verbietet, Eretz Jisrael zu verlassen, wenn es nicht unerlässliche Umstände gibt. In der jüdischen Geschichte sehen wir, wie unsere Weisen unterschiedlich in Theorie und Praxis mit dieser Frage umgegangen sind und ihre Lebensumstände sollte man vielleicht auch nicht ganz bei der Betrachtung ihrer Meinungen außer Acht lassen. Ramban verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Eretz Jisrael, ließ die Ramban-Synagoge in Jerusalem bauen und begründete dort wieder jüdisches Leben nach den Kreuzzügen. Der Rambam ließ sich hingegen in Ägypten nieder, wo laut seiner eigenen Aussage eigentlich kein Jude mehr leben soll, wie die Tora an drei Stellen sagt.
Auch heute noch lebt die Mehrheit des jüdischen Volkes in der Diaspora. Allerdings haben wir seit mehr als siebzig Jahren einen jüdischen Staat in Eretz Jisrael, der uns die Möglichkeit gibt, jüdisches Leben jeglicher Couleur zu leben. Wir nehmen es fast schon als Selbstverständlichkeit, jederzeit Alija machen zu können und die meisten von uns verweilen in der relativen Bequemlichkeit der westlichen Welt, wo an vielen Orten auch ein florierendes jüdisches, selbst religiöses Leben existiert. In diesen Tagen wird uns allerdings von außen klargemacht, dass sich trotz demokratischer Verfassungen und Laissez-faire auch im Westen der Hass der Völker sich nicht nur auf den Staat Israel, sondern auf alle Juden bezieht.
Wir befinden uns in der Zeit von „Bejn HaMetzarim“ – den drei Wochen zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw – in der wir gewisse Trauervorschriften in Erinnerung an die Zerstörung des ersten und zweiten Tempels erfüllen, die beide am 9. Aw stattfanden. Viele weitere Kalamitäten widerfuhren dem jüdischen Volk über die Jahrhunderte besonders in dieser Zeitperiode des Jahres. Die letzte große Katastrophe, die Schoa, führte uns vor Augen, dass nur ein jüdischer Staat die Zufluchtsstätte ist, die immer für jeden Juden offensteht.
Rav Shlomo Riskin (geboren 1940 in New York und derzeit Rabbiner von Efrat) berichtet von einer Begebenheit, als er an Tischa BeAw Ende der Siebziger Jahre achtjährigen israelischen Jungen von den Schrecken der Schoa erzählte. Entsetzt rief ein Junge: „Aber Herr Rabbiner, wo war denn Tzahal (die israelische Armee)?“
Heute haben wir eine starke Armee in Israel, die gleichzeitig moralische Ansprüche erfüllt, die kein Land der Welt an sich selbst stellt. Unabänderliche moralische Werte, die die Tora uns lehrt, können und wollen die meisten Juden nicht von sich abschütteln.
Frage der Woche: Die Buchstaben des Wortes וְהֹרַשְׁתֶּם können umgestellt werden als תּוֹרָה שָׁם. Was lernen wir daraus? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Was war בְּרִית שָׁלוֹם – der Bund des Friedens, den G-tt Pinchas gegeben hat? Rabbiner Ovadia Sforno (1475-1550) sagt, dass der בְּרִית שָׁלוֹם – der Bund des Friedens, den G-tt Pinchas gegeben hat, Sein Schutz vor dem Engel des Todes war.
Biographie der Woche

Rabbi Esriel Hildesheimer
Jahrzeit 5. Aw

Rabbiner Esriel Hildesheimer wurde 1820 in Halberstadt als Sohn eines Rabbiners geboren. Im Alter von siebzehn Jahren zog er nach Altona, um an der Jeschiwa von Rabbiner Jakob Ettlinger (1798-1871, Autor des Aruch LaNer) zu lernen, wo auch Chacham Isaak Bernays (1792-1849) einer seiner Lehrer war. Zeitgleich erwarb er die Hochschulreife und nahm 1840 ein Studium (u.a. der Mathematik und Philosophie) an der Universität Berlin auf. Er promovierte 1844 in Halle zum Thema „Über die rechte Art der Bibelinterpretation“ und wurde 1851 Rabbiner im damals Österreich-Ungarischen Eisenstadt.
Dort gründete er eine jüdische Schule und eine Jeschiwa, die beide auch säkulare Fächer unterrichteten. Für die älteren Schüler hielt er gerade die Vermittlung von Mathematik für wichtig, um dadurch besser Gemara lernen zu können. 1869 berief ihn die Berliner orthodoxe Gemeinde Adass Jisroel als ihren Rabbiner. In Berlin begründete er 1873 das „Rabbinerseminar für das orthodoxe Judenthum“, aus dem berühmte Rabbiner wie Rav Joseph Zwi Carlebach (1883-1942) und Rav Schlomo Wolbe (1914-2004) hervorgingen.
Für Rabbiner Hildesheimer war weltliches Wissen in erster Linie ein Hilfsmittel, um die Tora besser zu verstehen, aber gleichzeitig wollte er den Absolventen seines Rabbinerseminars das Rüstzeug geben, den Reformern Auge in Auge entgegentreten zu können. Er kämpfte energisch gegen alle Bestrebungen der Vertreter des liberalen Judentums.
Er starb 1899 in Berlin.
Impressum: Herausgegeben von HMS © 2019