Okt ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Lech Lecha 5778

Daf Paraschat HaSchawua

27./28. Oktober 2017
8. Cheschwan 5778

Hier können Sie das Daf herunterladen: Daf Lech Lecha 5778

Paraschat Lech Lecha
Bereschit 12:1 – 17:27
Haftara: Jeschaja 40:27 – 41:16

Die Parascha in Kürze

• Awraham geht auf Haschems Befehl von Charan nach Kanaan
• Wegen einer Hungersnot muss Awraham nach Ägypten gehen, wo sich seine Frau Sara als seine Schwester ausgibt
• Haschem verspricht Awraham, dass Eretz Jisrael seinen Nachkommen gehören wird, die sehr zahlreich sein werden
• Sara gibt Awraham ihre Magd Hagar zur Frau, die ihm den Sohn Jischmael gebiert
• Im Alter von 99 Jahren schließt Haschem mit Awraham einen Bund und gebietet ihm, sich und alle männlichen Haushaltsmitglieder zu beschneiden. ER verspricht ihm einen Sohn mit seiner Frau Sara

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר ה‘ אֶל־אַבְרָם לֶךְ־לְךָ מֵאַרְצְךָ וּמִמּוֹלַדְתְּךָ וּמִבֵּית אָבִיךָ אֶל־הָאָרֶץ אֲשֶׁר אַרְאֶךָּ:
„Haschem sprach zu Awram: Gehe für dich allein von deinem Lande, von deiner Verwandtschaft und aus dem Hause deines Vaters in das Land, das Ich dir zeigen werde (12:1).”
Rambam (Rabbiner Mosche ben Maimon, 1135-1204) beschreibt in seinem Werk Hilchot Teschuwa, auf welch hohem Niveau Awraham G-tt gedient hat: „Jemand, der Haschem aus Liebe dient, wird sich mit Torastudium und dem Erfüllen der Mitzwot nicht aus äußeren Erwägungen befassen – er wird weder von der Furcht vor Bestrafung noch von der Aussicht auf Belohnung motiviert. Vielmehr tut er, was wahr ist, weil es eben die Wahrheit ist – der Lohn wird ein Ergebnis dessen sein. Dies ist ein sehr hohes Niveau, das nicht jeder weise Mensch erreichen kann. Dies ist jedoch das Niveau von Awraham Awinu, den Haschem „mein Freund“ nennt, weil Awraham Ihm aus reiner Liebe dient. Jedem von uns befiehlt Haschem durch Mosche Rabbenu, den Versuch zu unternehmen, dieses Niveau zu erreichen, wie in Dewarim 6:5 steht: וְאָהַבְתָּ אֵת ה‘ אֱלֹקֶיךָ – und du sollst Haschem, deinen G-tt lieben. Wenn man das richtige Niveau der G-ttesliebe erreicht, wird man sogleich alle Mitzwot mit Liebe tun.“
Wir sehen also, dass der Rambam die Grundlage unseres Dienens vor G-tt aus Liebe als „das Wahre tun, weil es die Wahrheit ist.“ Rabbiner Schlomo Wolbe (1914-2005) beschreibt in seinem Buch Aleh Shur, dass dies auch das Erfüllen einer Mitzwa לִשְמָהּ – um ihrer selbst willen – ist. Es wirft sich die Frage auf: warum ist es nötig, jede Mitzwa einzig und allein auszuführen, weil es die Wahrheit ist? Solange der Mensch weiß, dass es die Wahrheit ist – warum sollte die Anwesenheit eines weiteren Beweggrundes von der Ausführung der Mitzwa ablenken?
Um dies besser zu verstehen, zitiert Rav Wolbe den Rambam, der in Sefer HaMitzwot sagt: „… es ist uns befohlen, Haschem zu lieben. Das bedeutet, dass wir über Seine Gebote, Seine Aussagen und Seine Taten nachdenken und reflektieren sollen, bis wir sie verstehen und wir erhalten den größtmöglichen Genuss von dem Verständnis – dies ist die Liebe, die wir erringen müssen.“
Hieraus ist ersichtlich, dass Liebe zu Haschem auf einem wirklichen Verständnis Seiner Wege basiert, das wir nur erlangen können, indem wir uns eingehend mit Seinen Worten und Taten befassen. Und nur wenn man das Niveau des größtmöglichen Genusses, der aus dem Verständnis herrührt, erreicht hat, ist man auch auf das Niveau gelangt, Haschem zu lieben. Wenn das Verständnis einem keine Freude liefert, hat man die Liebe zu Haschem nicht erreicht! Wenn daher jemand zwar beim Ausführen der Mitzwot weiß, dass sie die Wahrheit sind, aber weitere Beweggründe dazu besitzt, hat es nicht geschafft, Haschem wirklich zu lieben, da er das Niveau des äußersten Genusses nicht erreicht hat. Wenn er es nämlich erreicht hätte, hätte er beim Ausführen der Mitzwot gar keine weiteren Beweggründe haben können! Jemand, der Haschem aus wahrer Liebe dient, tut es nur aus diesem einzigen Grund.
Awraham Awinu war ein Paradebeispiel dieser wahren Liebe zu Haschem. Auch wenn wir uns mit ihm nicht vergleichen können, sollten wir uns sein Tun und Handeln vor Augen halten und ihm nachstreben.
Einem von Awraham vorgelebten Beispiel von Güte können wir an diesem Schabbat Lech Lecha 2017 nacheifern: der Gastfreundschaft. Im Jahr 2013 wurde vom südafrikanischen Oberrabbiner Warren Goldstein in seinem Land das „Shabbos Project“ durchgeführt, das auf so positiven Widerhall und so große Beteiligung stieß, dass es seit dem darauffolgenden Jahr auf der ganzen Welt umgesetzt wird. Juden können überall, ob in Südafrika, den USA, Israel oder sogar in Deutschland durch dieses Projekt an einem Schabbat im Jahr zusammenkommen und gemeinsam den Schabbat begehen. Ob in Gemeinden oder Privathäusern, wir kommen am Schabbat-Tisch zusammen und genießen dieses große Geschenk der Ruhe und des positiven Miteinanders. Lasst uns wie Awraham die Türen unserer Häuser öffnen und mit Freude, Gäste an unseren Tisch bitten! Schabbat Schalom!

Frage der Woche: Welche Lehre kann aus den Worten וֶהְיֵה תָמִים in Vers 17:1 gezogen werden? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Welche Sprache wurde damals von allen Menschen gesprochen? Sfas Emes (Rav Jehuda Arjeh Leib Alter, zweiter Gerrer Rebbe, 1845-1905) erklärt, dass die Einheit der Menschen von Laschon HaKodesch (Hebräisch) herrührte, das von allen Nationen bis zur Sprachverwirrung gesprochen wurde. Einheit, die durch das Hebräische hervorgerufen wird, gab es danach nur noch unter Juden.
Biographie der Woche

Rabbi Shimon Shkop

Jahrzeit 9. Cheschwan

Rav Shimon Shkop wurde 1860 im russischen Turz geboren. Mit zwölf Jahren begann er in der Mirrer Jeschiwa zu lernen und ging mit 15 Jahren nach Volozhin, wo er unter dem Netziv (Rav Naftoli Zwi Jehuda Berlin, 1816-1893) und Rav Chaim Soloveitchik (1853-1918) lernte, dem er eng verbunden war.
Der Onkel seiner Frau, Rav Elieser Gordon (1841-1910), der Rosch Jeschiwa der Telsche Jeschiwa war, brachte Rav Shkop 1885 in den dortigen Lehrkörper ein, wo er bis 1903 blieb und sich einen hervorragenden Namen machte. Zwischen 1903 und 1920 amtierte er als Rabbiner in Moltsh und danach in Bransk.
Nach dem Ersten Weltkrieg trat er die Nachfolge von Rav Alter Shmuelevicz als Rosch Jeschiwa in Grodno an und verschaffte der Jeschiwa einen ausgezeichneten Ruf als eine der besten Jeschiwot in Polen in der Zwischenkriegszeit. Er unterrichtete in Grodno von 1920 bis 1939, mit einer Unterbrechung 1929, wo er kurze Zeit als Rosch Jeschiwa von RIETS (Rabbi Isaac Elchanan Theological Seminary of Yeshiva University) in New York fungierte.
Er starb kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939, nachdem er seine Schüler auf die Flucht nach Vilna im noch unabhängigen Litauen geschickt hatte.