Feb ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Ki Tissa 5779

Paraschat Ki Tissa

22./23.Februar 2019
18. Adar I 5779

Schemot 30:11 – 34:35
Haftara: Melachim I 18:1– 39

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Ki Sisa 5779

Die Parascha in Kürze
• Alle jüdischen Männer sollen einen halben Schekel für den Mischkan spenden
• Betzalel wird als kunstfertiger Handwerker zur Ausführung der Geräte des Mischkans von G-tt bestimmt
• Die Mitzwa, Schabbat zu halten wird noch einmal angeführt
• Das jüdische Volk irrt in Mosches Rückkehrdatum und verlangt einen neuen Führer; daraufhin wird das goldene Kalb errichtet und von einigen angebetet
• Mosche kehrt mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai zurück, sieht den Tanz um das goldene Kalb und zerbricht die Tafeln im Zorn
• Mosche richtet die Schuldigen mithilfe des Stammes Levi und 3000 Männer fallen
• Mosche bittet G-tt, dem Volk zu verzeihen, bleibt noch einmal 40 Tage auf dem Berg Sinai und kehrt mit den zweiten Gesetzestafeln zurück

Konzept der Woche
וְאַתָּה דַּבֵּר אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל לֵאמֹר אַךְ אֶת־שַׁבְּתֹתַי תִּשְׁמֹרוּ כִּי אוֹת הִוא בֵּינִי וּבֵינֵיכֶם לְדֹרֹתֵיכֶם לָדַעַת כִּי אֲנִי ה‘ מְקַדִּשְׁכֶם:

„Du aber sprich zu den Kindern Jisraels: Doch meine Schabbate hütet! Denn ein Zeichen ist er zwischen Mir und euch für eure Nachkommen, zur Erkenntnis, dass Ich, Haschem, euch heilige.“ (31:13)

Die Tora gebietet uns an dieser Stelle wiederum, den Schabbat zu hüten, nachdem sie uns in den letzten Kapiteln über die Details der Anfertigung der Geräte für den Mischkan und der Kleidungsstücke der Kohanim instruiert hat. Unsere Weisen (Tosafos zur Gemara Schabbat 49b) erklären, dass wir aus dieser Abfolge erkennen können, welche מְלָאכוֹת – Arbeiten – am Schabbat verboten sind.
Raschi erläutert außerdem, dass das Wortאַךְ – doch – in diesem Vers darauf hindeutet, dass trotz des Enthusiasmus, die heilige Arbeit für den Aufbau des Mischkans zu tun, der Schabbat nicht beiseite geschoben werden darf. Ramban fasst das Wortאַךְ anders auf und leitet davon ab, dass die Schabbatruhe verletzt werden darf, um ein Leben zu retten, weil die gerettete Person so noch viele Schabbatot wird halten können. Auch ein בְּרית מִילָה – Beschneidung, die auf den achten Tag nach der Geburt des Knaben fällt, darf und soll am Schabbat stattfinden. Zu Tempelzeiten wurden die täglichen Opfer ebenfalls am Schabbat gebracht sowie das zusätzliche Mussaf-Opfer. Der Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839) sagt, dass wir hieraus klar erkennen, dass der Bau des Mischkans nicht wichtiger als der Schabbat ist, aber dass die Rettung menschlichen Lebens noch wichtiger als der Schabbat ist. Dies ist ein Hinweis, sagt der Chasam Sofer, auf die große Heiligkeit, die einer jüdischen Seele innewohnt, und zeigt die große Liebe, die Haschem für jedes einzelne Mitglied Seines Volkes hegt. So versteht er das Ende des Verses לָדַעַת כִּי אֲנִי ה‘ מְקַדִּשְׁכֶם, was die Bedeutung hat: Ich, Haschem, mache dich heilig – und weil du Meine Heiligkeit innehast, bist du wichtiger als der Mischkan oder sogar als der Schabbat selbst!
Sfas Emes (Rav Yehuda Aryeh Leib Alter, zweiter Gerrer Rebbe, 1847-1905) erklärt, dass sowohl der Schabbat als auch der Mischkan uns befähigen, uns mit der geistigen Welt zu verbinden. Man könnte also meinen, dass der Schabbat der ideale Tag wäre, etwas zu bauen, das so viel Spiritualität wie der Mischkan enthält. Allerdings sollen wir uns am Schabbat auf die Existenz einer vollkommenen Welt jenseits des Materiellen besinnen, deren Spiritualität ein Modell für unsere Beziehung mit Haschem ist. Im Gegensatz dazu ist der Sinn der Erbauung des Mischkans, dass ein Ort geschaffen wird, der die physische Welt mit dieser Spiritualität verbindet. Daher mindert jede physische Arbeit die reine und unverhohlene Wertschätzung des Schabbats, auch wenn diese Arbeit, wie beim Bau des Mischkans, größere Heiligkeit hervorbringen kann. Wenn wir den Schabbat hüten, erhalten wir das Geschenk einer tieferen Beziehung zu Haschem. Die Begrenzung, die dieser Tag erfährt, führt zur Einzigartigkeit von Schabbat. Die Tora sagt uns, dass wir uns am Schabbat stets die reine Schönheit einer spirituellen Wirklichkeit vor Augen halten sollen, die im Schabbat enthalten ist, und damit einen Sinn für Vollkommenheit erhalten, die jenseits der materiellen Welt liegt – was durch den Schabbat symbolisiert wird.
Auch während der Woche sollen wir uns stets erinnern und uns auf den Schabbat freuen, wenn wir in unserem Alltag mit weltlichen Dingen beschäftigt sind. So bleibt der Fokus des Grundes all unserer Arbeit ersichtlich: uns geistig weiterzuentwickeln und zu vervollkommnen und damit G-tt näher zu kommen.
Frage der Woche: Was lernen wir aus dem Wort לָכֶם – für Euch – in Vers 31:14? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Was war länger: מִצְנֶפֶת – der Turban – oder אַבְנֵט – der Gürtel? Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) sagt, dass der Gürtel 32 Amot lang war, während der Turban 16 Amot lang war. (1 Ama ist etwa 50 cm).
Biographie der Woche

Rabbi Gerschon Aschkenasi

Jahrzeit 11. Adar

Rav Gerschon Aschkenasi wurde 1618 in Deutschland geboren, worauf sein Nachname hinweist. Er verließ sein Elternhaus früh und lernte zunächst in Fulda unter dem Maharam Schiff (Rav Meir Schiff, 1608-1644), um dann in Krakau in der Jeschiwa des Bach (Rav Joel Sirkes, 1561-1640) mit den weiteren Tora-Größen Krakaus, wie dem Maginej Schlomo (Rav Jehoschua Höschel, 1578-1648), zu lernen.
Er heiratete eine Enkeltochter des Bach, die schon 1649 starb und nahm in zweiter Ehe die Tochter von Rav Menachem Mendel Kruchmal (1600-1661) zur Frau. 1650 wurde Rav Aschkenasi Rabbiner im mährischen Prossnitz und 1657 wurde er nach Hanau berufen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters Rav Kruchmal wurde er kurzzeitig Rabbiner von Nikolsburg und Umgebung in Mähren, bevor er Oberrabbiner von Wien wurde. Als die Juden 1670 aus Wien vertrieben wurden, musste er fliehen und wurde 1671 Rabbiner von Metz in Lothringen. Der französische König Ludwig XIV. und das französische Parlament hatten seine Berufung dorthin befürwortet.
Rav Aschkenasi war ein sehr anerkannter Tora-Gelehrter und Posek (halachischer Dezisor). 124 seiner mehr als 1000 Responsen wurden 1699 posthum unter dem Titel Avodas HaGerschuni veröffentlicht. Er schrieb einen Tora-Kommentar sowie einen Kommentar zum Schulchan Aruch. Er war die wichtigste spirituelle und intellektuelle Autorität für Juden im Westen Deutschlands und in Elsass-Lothringen. Er starb 1693 in Metz.
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