Feb ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Ki Tissa 5776

Paraschat Ki Tissa

Daf Ki Sisa 5776, SH – v.1

Schmot 30:11 – 34:35
Haftara: Melachim I 18:1 – 39

26./27. Februar 2016
18. Adar 5776

Die Parascha in Kürze
• Alle jüdischen Männer sollen einen halben Schekel für den Mischkan spenden
• Betzalel wird als kunstfertiger Handwerker zur Ausführung der Geräte des Mischkans von G-tt bestimmt
• Die Mitzwa, Schabbat zu halten wird noch einmal angeführt
• Das jüdische Volk irrt in Mosches Rückkehrdatum und verlangt einen neuen Führer; daraufhin wird das goldene Kalb errichtet und von einigen angebetet
• Mosche kehrt mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai zurück, sieht den Tanz um das goldene Kalb und zerbricht die Tafeln im Zorn
• Mosche richtet die Schuldigen mithilfe des Stammes Levi und 3000 Männer fallen
• Mosche bittet G-tt, dem Volk zu verzeihen, bleibt noch einmal 40 Tage auf dem Berg Sinai und kehrt mit den zweiten Gesetzestafeln zurück

Konzept der Woche
זֶה יִתְּנוּ כָּל־הָעֹבֵר עַל־הַפְּקֻדִים מַחֲצִית הַשֶּׁקֶל בְּשֶׁקֶל הַקֹּדֶשׁ עֶשְׂרִים גֵּרָה הַשֶּׁקֶל מַחֲצִית הַשֶּׁקֶל תְּרוּמָה לַה‘:
„Folgendes sollen sie geben: jeder, der unter die Gemusterten eingereiht wird, einen halben Schekel, nach heiligem Schekel, den Schekel zu zwanzig Gera gerechnet, einen halben Schekel als Hebe für Haschem (30:13).”

Zu Beginn unserer Parascha sagt uns die Tora, dass jeder jüdische Mann einen halben Schekel für den Mischkan zu spenden habe. Der מַחֲצִית הַשֶּׁקֶל – halbe Schekel – ist die Hälfte des שֶׁקֶל הַקֹּדֶשׁ – heiligen Schekels. Was ist der Schekel Hakodesch und was soll hier damit ausgesagt werden?
Raschi erklärt, dass es sich dabei um die Münzeinheit handelte, mit der diverse Gelder und Spenden für den Hekdesch, dem Tempel Geweihtem, gegeben wurden. Rabbenu Bachya (spanischer Rabbiner, 11. Jhd.) weist auf die symbolische Aussage des Machatzis Haschekel hin, der das Konzept von zwei Teilen des menschlichen Seins enthält, nämlich von Körper und Seele, die wir beide sorgsam behandeln müssen. Es ist unsere Aufgabe im Leben, G-tt mit all unseren Fähigkeiten zu dienen, aber wir sind dabei auch auf unseren Körper angewiesen, den wir nicht vernachlässigen dürfen. Wir sollen daher zuerst genau abwägen, ob wir mit jeder unserer Hälften optimal umgehen, um unser Ziel zu erreichen.
Rabbiner Jonathan Eybeschütz (1690-1764) geht auf die Frage ein, warum ein halber Schekel statt eines ganzen Schekels gegeben werden sollte. Es ist wohlbekannt, sagt er, dass diese Mitzwa darauf hinweist, dass jeder Jude für sich allein nur wie eine halbe Person ist und er sich mit anderen Juden zusammentun muss, um ganz zu werden. Aber man muss, so betont er, sehr achtsam sein, mit wem man sich assoziiert. Wenn die anderen Menschen, deren Gesellschaft man sucht, tugendhaft und religiös sind, ist es richtig, sich ihnen anzuschließen. Andere Menschen sollte man meiden, denn dann wird es nicht gelingen, ein ganzer Schekel zu werden.
Rav Aharon von Karlin (1802-1872) sieht einen Hinweis auf dieses Konzept in dem Wort מַחֲצִית – Hälfte, in dessen Mitte sich der Buchstabe „צ“ befindet, der für den Tzaddik, den Gerechten, steht. Dem Tzaddik soll man nachfolgen und ihn sich zum Vorbild nehmen. Auf einer Seite des „צ“ steht der Buchstabe „ח“ und auf der anderen Seite steht „י“, die diejenigen Menschen symbolisieren, die dem Tzaddik nahestehen und von ihm lernen. Wenn diese beiden in ihrem Bestreben zusammenkommen, ergibt sich das Wort „ חי“ – lebendig. Die beiden Buchstaben, „מ“ und „ת“, die außen und fern vom Tzaddik stehen, können auch kombiniert werden und ergeben das Wort „מת”, was „tot“ bedeutet. Unsere Weisen lehren uns, dass ein Jude, der sich um Torawerte bemüht und sich mit ebensolchen Juden umgibt, wirkliches Leben erfährt. Steht er aber fern von Tora und Mitzwot, wird es keine guten Resultate erwirken.

Frage der Woche: Aus welchem Grund trug Mosche keine Maske auf seinem Gesicht, wenn er das Volk Tora lehrte? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was stand auf den Steinen des Choschen Mischpat, außer den Namen der 12 Stämme? Es standen die Namen der zwölf Stämme sowie die Namen von Awraham, Jitzchak und Jakow und die Worte ֹשִבְטֵי יְֹשוּרוּן – Stämme Jeschuruns.
Biographie der Woche

Rabbiner Schimon Schwab

Jahrzeit 14. Adar

Rabbiner Schimon Schwab wurde 1908 in Frankfurt am Main geboren. Sein Großvater war dort einer der ersten Schüler Rav Samson Raphael Hirschs (1808-1888) und Rav Schwab wuchs mit dessen Philosophie von „Tora im Derech Eretz“ auf. Nach dem Besuch der Hirsch-Realschule und der Frankfurter Jeschiwa entschloss er sich unter dem Eindruck der Talmud-Schiurim von Rav Joseph Schlomo Kahaneman, des Ponevezher Rav (1886-1969), ab 1926 an der Telshe Jeschiwa in Litauen zu lernen. Nach einem Intermezzo im Sommer 1929 als Lehrer an der Etz Chaim-Jeschiwa im schweizerischen Montreux setzte er 1929 auf Anraten von Rav Chaim Ozer Grodzinski (1863-1940) seine Studien an der Mirrer Jeschiwa fort. 1931 wurde er dort zum Rabbiner ordiniert und nahm danach die Stelle des Rabbiners von Ichenhausen/Bayern an. 1936 übersiedelte er mit seiner Familie in das amerikanische Baltimore, wohin man ihn als Rabbiner berufen hatte. Er wurde dort zum Mitbegründer einer religiösen Mädchenschule und war auch in der Agudath Israel of America sehr aktiv tätig.
1958 wurde Rav Schwab Assistenzrabbiner von Rav Joseph Breuer (1882-1980) in New York, dessen Gemeinde K’hal Adath Jeshurun die Fortsetzung der Frankfurter Austrittsgemeinde seines Großvaters Rav Hirsch darstellte. Von 1980 bis zu seinem Tode leitete Rav Schwab diese Gemeinde. Zeit seines Lebens stellte er die Symbiose von „Tora im Derech Eretz“ und osteuropäischer Toragelehrsamkeit dar. Gleichzeitig war er immer ein Verfechter der Traditionen deutsch-jüdischer Orthodoxie. Rav Schwab starb 1995 in New York.
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