Sep ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Ki Teze 5779

13./14. September 2019
14. Elul 5779

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Ki Seitzei 5779

Dewarim 21:10 – 25:19
Haftara: Jeschaja 54:1 – 10

Die Parascha in Kürze
• Gesetz über die schöne Kriegsgefangene
• Gesetze über verlorengegangenes Eigentum
• Gesetze zum Familienrecht
• Korrekte Maße und Gewichte
• Erinnerung an Amalek

Konzept der Woche
כִּי־יִקַּח אִישׁ אִשָּׁה חֲדָשָׁה לֹא יֵצֵא בַּצָּבָא וְלֹא־יַעֲבֹר עָלָיו לְכָל־דָּבָר נָקִי יִהְיֶה לְבֵיתוֹ שָׁנָה אֶחָת וְשִׂמַּח אֶת־אִשְׁתּוֹ אֲשֶׁר־לָקָח:

„Wenn sich ein Mann eine neue Frau nimmt, soll er nicht ins Heer hinausrücken und nichts soll über ihn ergehen in jeder Beziehung; frei sei er für sein Haus ein Jahr lang und erfreue seine Frau, die er genommen.“ (24:5)

In der letzten Parascha, Schoftim, haben wir in Vers 20:7 gehört, dass ein Mann, der eine neue Frau hat, nicht in den Krieg ziehen muss. In diesem Wochenabschnitt geht die Tora noch einen Schritt weiter und sagt, dass er seine Frau im ersten Ehejahr erfreuen soll. Was haben wir darunter zu verstehen?
Unsere Weisen haben das Konzept von שָׁנָה רִאשׁוֹנָה – dem ersten Jahr – über die Jahrhunderte diskutiert und wir haben heute in vielen orthodoxen Familien den Brauch, dass Braut und Bräutigam tatsächlich im ersten Ehejahr so gut wie alles gemeinsam erleben.
Rabbenu Bechaye (spanischer Rabbiner, ca. 1255-1340) bemerkt zu diesem Vers, dass sogar Haschem nach seiner Chuppa mit dem jüdischen Volk bei der Übergabe der Tora am Har Sinai Seine Braut ein Jahr erfreuen und bei ihr bleiben musste und daher Am Jisrael ein Jahr lang am Har Sinai blieb.
Die Worte der Tora sagen uns explizit, dass der Aufenthalt am Har Sinai ein Jahr währte. Dennoch fragen die Rabbiner, wie lang das erste Ehejahr dauert. Der Sfas Emes (Rav Jehuda Arjeh Leib Alter, 1847-1905) sagt, dass es sich um ein שָׁנָה שְׁלֵמָה – ein vollständiges Jahr – nach der Heirat handelt, was von seinem Zeitgenossen, dem Schem MiSchmuel (Rav Schmuel Bornstein, 1855-1926) noch weitergeführt wird, indem er betont, dass es immer der Anfang aller Dinge ist, der den Ton für den weiteren Verlauf setzt. Wenn man sich auf etwas Neues einlässt und sich zu Beginn viel Mühe gibt, wird man eine positive Grundlage schaffen.
Das Sefer HaChinuch (geschrieben im 13. Jahrhundert in Spanien) erklärt zu dieser Mitzwa, dass ein jungvermählter Mann im ersten Ehejahr keinerlei Verpflichtungen übernehmen soll, die ihn von seinem Zuhause fernhalten. Er muss nicht in den Krieg ziehen und ist sogar vom Dienst hinter den Linien befreit (ungleich dem Besitzer eines neuen Hauses oder eines neuen Weinbergs, wie uns schon Raschi erklärt). Er soll sich seiner Frau widmen und sie erfreuen, was gleichzeitig bedeutet, dass sie sich gut kennenlernen und eine wahrhaftige Harmonie finden können.
Wie so oft in der Tora, erhalten wir durch die Gebote einen Wegweiser für unser Leben. Die menschlichen Stärken und Schwächen werden immer berücksichtigt und mit den Mitzwot – sowohl den Geboten als auch den Verboten – gibt uns die Tora einen Leitfaden, wie wir unser Potential maximieren können. In einer Ehe sollen Mann und Frau zu einer Einheit zusammenwachsen und Glück soll darin gesehen werden, den Anderen glücklich zu machen und dadurch glücklich zu sein. Wenn jeder zuerst an sich selbst und sein eigenes Glück denkt, wird es nur schwer gelingen, glücklich zu sein und den Anderen glücklich zu machen. Die Mitzwa des שָׁנָה רִאשׁוֹנָה zu erfüllen, bedeutet hingegen, sich aktiv um das Glück des Anderen zu bemühen und sich selbst hintanstellen zu lernen. Damit kehrt Glück in das neue Zuhause ein und man baut ein בָּיִת נֶאֶמָן בְּיִשְֹרָאֵל – ein wahrhaftes Haus in Jisrael.

Frage der Woche: Warum muss eineאֵשֶׁת יְפַת־תֹּאַר – Frau von schöner Gestalt – sich ihr Kopfhaar scheren? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum bezieht sich die Tora auf das Fällen von Bäumen mit dem Ausdruck לֹא־תַשְׁחִית? Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) sagt, dass nur grundlose Vernichtung verboten ist; ein notwendiges Abholzen widerspricht dem Verbot nicht.
Biographie der Woche

Rabbi Simcha Bunim von Pschis‘cha

Jahrzeit 12. Elul

Rabbiner Simcha Bunim wurde 1765 geboren. Als Junge lernte er in den Jeschiwot in Mattersdorf und Nikolsburg, wo Rav Mordechai Benet (1753-1829) sein Lehrer war.
Nach seiner Heirat widmete er sich weiter dem Toralernen und kam im Haus seines Schwiegervaters mit der chassidischen Idee näher in Berührung. Er reiste zunächst zu Rav Jisroel Hopstein, dem Koschnitzer Maggid (1737-1814), und wurde dann ein Anhänger des Choseh von Lublin, Rabbiner Jakow Jitzchak Horowitz (1745-1815). Einer der größten Schüler des Choseh war der „Jid HaKadosch“, Rav Jakow Jitzchak Rabinowicz (1766-1813), der seinen eigenen Weg im Chassidismus beschritt, weil er die Zentralität des Rebben und dessen Wunderwirken mit dem Streben des einzelnen Juden nach Wahrheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ersetzte.
Rav Simcha Bunim übernahm nach dem Tod des Jid HaKadosch die Führung seiner Chassidim. Er lehrte, dass die Nähe zu Haschem vor allem durch das Studium des Talmuds zu erreichen sei und setzte den Fokus auf intellektuelle Auseinander-setzung. Rituale und Äußerlichkeiten, aber auch die Trivialisierung der Beschäftigung mit Kabbala lehnte er ab. Er verlangte von sich und seinen Anhängern, stetig sich selbst Rechenschaft abzugeben und eine tiefgehende Ehrlichkeit damit einhergehen zu lassen. Dieser Ansatz war zu seiner Zeit nicht unumstritten, aber übte großen Einfluss auf den Chassidismus polnischer Prägung aus, da seine Schüler zu den Begründern bedeutender chassidischer Höfe wurden, wie Kotzk, Ger und Alexander.
Rav Simcha Bunim starb 1827 in Pschis’cha.
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