Aug ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Ki Teze 5778

Paraschat Ki Tetze

24./25. August 2018
14. Elul 5778

Dewarim 21:10 – 25:19
Haftara: Jeschaja 54:1 – 10

Hier können Sie sich das DAF als PDF herunterladen: Daf Ki Seitzei 5778

Die Parascha in Kürze

• Gesetz über die schöne Kriegsgefangene
• Gesetze über verlorengegangenes Eigentum
• Gesetze zum Familienrecht
• Korrekte Maße und Gewichte
• Erinnerung an Amalek

Konzept der Woche
וְהָיָה בְּיוֹם הַנְחִילוֹ אֶת־בָּנָיו אֵת אֲשֶׁר־יִהְיֶה לוֹ לֹא יוּכַל לְבַכֵּר אֶת־בֶּן־הָאֲהוּבָה עַל־פְּנֵי בֶן־הַשְּׂנוּאָה הַבְּכֹר: כִּי אֶת־הַבְּכֹר בֶּן־הַשְּׂנוּאָה יַכִּיר לָתֶת לוֹ פִּי שְׁנַיִם בְּכֹל אֲשֶׁר־יִמָּצֵא לוֹ כִּי־הוּא רֵאשִׁית אֹנוֹ לוֹ מִשְׁפַּט הַבְּכֹרָה:

„So darf er am Tage, da er unter seine Söhne verteilt, was ihm gehört, nicht dem Sohn der geliebten das Erstgeburtsrecht verleihen, mit Hintansetzung des Sohnes der gehassten, der der Erstgeborene ist. Sondern er muss den Sohn der gehassten als Erstgeborenen anerkennen und ihm einen doppelten Anteil an allem geben, was sich bei ihm vorfindet; denn er ist der Erstling seiner Stärke, ihm kommt das Erstgeburtsrecht zu.“ (21:16-17)
In dieser Parascha ist vom Konzept des doppelten Erbanteils פִּי שְׁנַיִם für den erstgeborenen Sohn die Rede, wenn im Erbfall alle Söhne eines Vaters dessen Besitz erben. Die Tora betont hier, dass der Vater seinem Erstgeborenen diesen doppelten Erbanteil nicht vorenthalten und stattdessen einen anderen Sohn damit bedenken darf. Es erbt der Erstgeborene des Vaters den doppelten Anteil und nicht etwa der Erstgeborene einer der Ehefrauen des Vaters, den der Vater bevorzugen will.
Baal HaTurim (Rav Jakow ben Ascher, 1269-1343) bemerkt, dass dieses spezielle Erstgeburtsrecht schon aus dem Wort בְּכֹר – Erstgeborener – ersichtlich ist: Der numerische Wert des Buchstaben ב ist 2, doppelt so viel wie sein Vorgänger im Alephbet א. Der numerische Wert von כ ist 20, doppelt so viel wie sein Vorgänger י. Ebenso ist der numerische Wert von ר mit 200 doppelt so hoch wie sein Vorgänger ק. Sogar beim Buchstabenו , der im Wort בְּכוֹר zu finden ist, wenn man es in der vollen Schreibweise darstellt, ist eine Verdoppelung zu finden, da der Name des Buchstaben וָ“ו geschrieben wird, also mit einem doppelten Waw.
Warum erhält der älteste Sohn einen doppelten Anteil? Der Vers gibt zwei kryptische Gründe an. Zum einen heißt es: כִּי־הוּא רֵאשִׁית אֹנוֹ – denn er ist der Erstling seiner Stärke. Der Mann wird durch seinen Erstgeborenen zum Vater und der Vater betrachtet daher seinen erstgeborenen Sohn mit besonderen Augen. Ralbag (Rav Levi ben Gerschon, 1288-1344) sagt, dass die väterliche Liebe zu seinem Erstgeborenen sich im doppelten Erbanteil widerspiegelt.
Der Vers gibt eine zweite Erklärung mit den Worten an: לוֹ מִשְׁפַּט הַבְּכֹרָה – ihm kommt das Erstgeburtsrecht zu. Daraus ist abzuleiten, dass der doppelte Anteil einfach ein Recht ist, das die Tora dem Erstgeborenen zugesteht und nicht von den Gefühlen des Vaters abhängt. Tatsächlich sagt die Tora explizit, dass der Vater dieses Recht nicht auf einen anderen Sohn übertragen darf, selbst wenn er der Erstgeborene seiner Mutter ist. Was könnte es also mit diesem Recht noch auf sich haben?
Die Tora nennt uns in Parascha Ki Tawo, die wir in der nächsten Woche lesen, die Mitzwa von בִּכּוּרִם – Bikkurim, d. h. das Darbringen der Erstlingsfrüchte im Tempel. Bei diesen Früchten handelt es sich um die zuerst gereiften Exemplare der Sieben Arten: Weizen, Gerste, Trauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven und Datteln, die in Eretz Jisrael gewachsen sind und die vor den Kohen im Bet Hamikdasch in Jerusalem gebracht werden müssen. Hieraus können wir erkennen, dass Haschem dem „Ersten“ einen besonderen Status gibt. So hat auch der erstgeborene Sohn einen speziellen Status vor Haschem und daher sagt die Tora: לוֹ מִשְׁפַּט הַבְּכֹרָה – ihm kommt das Erstgeburtsrecht zu. Dieser Status berechtigt den Erstgeborenen und ihm steht der doppelte Erbanteil seines Vaters zu.
Unsere Weisen halten uns dazu an, in der Erziehung und im Alltag kein Kind dem anderen vorzuziehen. Wir sollen auf jedes Kind eigens eingehen und unsere Erziehung auf den Charakter und die Bedürfnisse eines Kindes abstellen. Selbst in der Tora ist zu lesen, wie viel Neid und Missgunst sich unter Geschwistern ergibt, wenn ein Vater ein Lieblingskind hat. Davon unabhängig ist dennoch die Rolle des erstgeborenen Sohnes, dessen Rechte die Tora stark unterstreicht und die der Vater nicht aberkennen kann.

Frage der Woche: Auf welche Vögel bezieht sich die Mitzwa von ‚Schiluach HaKen‘? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welcher jüdische König hielt alle Gesetze über die Ernennung von Richtern בְּכָל־שְׁעָרֶיךָ – in all deinen Städten – ein? Ibn Esra (Awrahama ibn Esra, 1089-1167) schreibt, dass es König Jehoschafat war.

Biographie der Woche

Chacham Joseph Chaim

Ben Isch Chai

Jahrzeit 13. Elul

Rabbiner (bei Sephardim wird dieser Titel durch „Chacham“ ausgedrückt) Joseph Chaim wurde 1832 als Sohn eines der einflussreichsten Rabbiners in Bagdad geboren, das damals zum osmanischen Reich gehörte. Sein scharfer Verstand und sein außerordentliches Gedächtnis waren schon in jungen Jahren evident, so dass er im Alter von 14 Jahren eine halachische Frage statt seines Vaters beantwortete. Die anfragende Jerusalemer Gemeinde war von der Tiefe des Responsums sehr beeindruckt. Nach dem Tod seines Vaters wurde er, obwohl er erst 25 Jahre alt war, der führende Rabbiner Bagdads. Er besaß ein so umfassendes Torawissen, dass er im gesamten osmanischen Reich als halachische Autorität anerkannt war und so ein weithin angesehener Posek wurde.
Fünfzig Jahre lang sprach er jeden Morgen über Halacha und Aggada und am Schabbat bestand seine Rede aus einer dreistündigen Ansprache. Sie bildeten die Basis seines Werks Ben Isch Chai, in dem jeweils Erklärungen zum Wochenabschnitt abgegeben werden, gefolgt von praktischer Halacha zu einem bestimmten Thema. Dieses Buch gehört zu den Standardwerken eines sephardischen Hauses – vergleichbar mit dem „Kitzur Schulchan Aruch“ bei Aschkenasim – und wird von dem gesamten Spektrum sephardischer Juden befolgt, seien es irakische, marokkanische oder persische Juden.
Obwohl der Ben Isch Chai sehr streng mit sich war und sich zum Lernen von seiner Umwelt abschloss, war es ihm wichtig, oft Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern zu verbringen, mit denen er über Tora und das Leben im Allgemeinen sprach. Er entwarf Rätsel- und Knobelaufgaben für seine Familie, die auch in seinem Buch Imre Bina zu finden sind.
Ben Isch Chai empfand eine große Liebe zu Eretz Jisrael, wo seine Bücher ausschließlich gedruckt werden durften. Er veranlasste einen reichen Juden in Bagdad, Geld zur Gründung der Jeschiwat Porat Joseph in der Jerusalemer Altstadt bereitzustellen. Auf seiner Reise nach Eretz Jisrael im Jahre 1909, wo ihm ein großer Empfang bereitet wurde, erkrankte er und starb. Sein Leichnam wurde nach Bagdad überführt und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.
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